Die aktuelle Studienlage lässt keine Einschätzung zu, ob Cannabinoide bei der Behandlung von adulter Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) mit Erfolg eingesetzt werden können, obwohl von einer hohen Persistenz von ADHS auch im Erwachsenenalter ausgegangen werden muss. Die wenigen verfügbaren Studien – darunter nur eine RCT-Studie – geben diesbezüglich keine eindeutigen Hinweise und basieren zumeist auf Einzelfallstudien oder kleineren Stichproben. In leitfadengestützten Interviews mit insgesamt 52 Personen, die aufgrund von Unverträglichkeiten oder fehlender Wirkung ihre spezifische ADHS-Medikation beendet haben und stattdessen medizinisches Cannabis verwenden, wurden diese nach ihren Erfahrungen befragt. Ordnet man die Ergebnisse der Befragung den Wender-Utah-Kriterien zu, zeigen sich in allen Kriterien, insbesondere in Bezug auf die Aufmerksamkeitsstörung, deutliche subjektiv eingeschätzte Symptomverbesserungen unter Einsatz von Cannabinoiden. Auch in Bezug auf Schlafstörungen und das Ausmaß depressiver Symptome zeigten sich deutliche Verbesserungen der geäußerten Symptome. Die vorliegende Studie gibt damit Hinweise darauf, diese Therapieform bei der Behandlung von adultem ADHS in Erwägung zu ziehen und Patienten entsprechend ärztlich zu begleiten. Darüber hinaus sollte die vorliegende Untersuchung als Ausgangspunkt für weitere Evaluierungen zum Anlass genommen werden.
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