Dermatologie » Autoimmunerkrankungen » Lupus erythematodes

»

Systemischer Lupus erythematodes: Wie Darmbakterien einen Schub auslösen könnten

Systemischer Lupus erythematodes: Wie Darmbakterien einen Schub auslösen könnten

News

Dermatologie

Autoimmunerkrankungen

Lupus erythematodes

mgo medizin Redaktion

Autor

3 MIN

Die starke Vermehrung bestimmter Bakterien im Darm steht im Verdacht, bei Patienten mit syste­mischem Lupus erythematodes einen Krankheitsschub auszulösen. Forscher bringen dies in den Annals of the Rheumatic Diseases (2023; DOI: 10.1136/ard-2023-223929) mit kreuzrea­gie­renden Antikörpern in Verbin­dung, deren Bildung durch ein Oberflächenantigen der Bakterien angeregt wird. Die Ergebnisse der Studie könnten zur Entwicklung neuer Behandlungskonzepte führen.

Beim systemischen Lupus erythematodes (SLE) greifen Antikörper überall im Körper Zellen an. Praktisch jedes Organ kann erkranken, am schlimmsten trifft es die Nieren. Die Lupus-Nephritis kann zum Nierenversagen führen. Fast die Hälfte aller Patientinnen – die Erkrankung betrifft überwiegend Frauen – wird innerhalb von 15 Jahren dialysepflichtig.

Der Auslöser der Antikörperbildung ist nicht bekannt. Neben einer genetischen Anfälligkeit könnten auch die wechselnden Antigene, mit denen das Immun­system konfrontiert wird, eine Rolle spielen. Den engsten Kontakt mit Antigenen hat der Mensch im Darm, der mit den unterschiedlichsten Mikroorganismen gefüllt ist, wobei die Anzahl und die Art der Darmbakterien sich mit der Zeit verändern können.

Bei Patientinnen mit SLE ist diese Diversität besonders hoch, wie die wieder­holten Stuhluntersuchungen von SLE-Patientinnen und gesunden Kontrollen zeigen, über die ein Team um Gregg Silverman von der Grossman School of Medicine in New York berichtet.

Auffällig war, dass sich bei vielen Patientinnen vor den Schüben ein bestimmtes Bakterium stark vermehrte: Bei 5 von 16 Frauen mit SLE kam es zu einer auffälligen „Blüte“ von Ruminococcus blautia gnavus. Von den 9 Patientinnen mit einer Lupus-Nephritis waren 4 von der auffälligen Vermehrung des Bakteriums betroffen, das ein normaler Bestandteil der Darmflora ist, bei gesunden Menschen dort aber nur in einer geringen Menge vorkommt.

Die genetische Untersuchung der Bakterien ergab, dass im Darm der SLE-Patientinnen bestimmte Varianten von Ruminococcus blautia gnavus dominier­ten. Diese Bakterien besitzen häufig ein Lipoglycan in ihrer Zellmembran, auf das das Immunsystem der Patientinnen reagierte. Silverman kann zeigen, dass die Antikörper im Serum der SLE-Patientinnen das Lipoglycan erkannten, was bei gesunden Kontrollen nicht der Fall war.

Silverman vermutet jetzt, dass bei einer starken Vermehrung von Ruminococcus blautia gnavus im Darm vermehrt Lipoglycan eine heftige Antikörperantwort auslöst, die sich auch gegen körpereigene Zellen richtet.

Wenn diese Hypothese zutrifft, dann könnte eine Umstellung der Ernährung oder auch Probiotika, die die Konzentration von Ruminococcus blautia gnavus im Darm gering halten, die Patientinnen vor Krankheits­schüben schützen. Vielleicht ließen sich die Schübe auch durch eine Antibiotikabehandlung verkürzen.

Diese Behandlungen müssten jedoch zunächst in klinischen Studien überprüft werden, bevor sie empfohlen werden können. Vor allem bei Antibiotika ist Vorsicht geboten, da diese Behandlung eine längerfristige Stö­run­g der Darmflora auslösen kann, was sich ebenfalls ungünstig auf den Verlauf der SLE auswirken könnte.

Quelle: Deutsches Ärzteblatt

Bilderquelle: © adobe stock / SciePro

Weitere Beiträge zu diesem Thema

Prof. Dr. Ugur Uslu, Experte für CAR-T-Zell-Therapie und dermatologische Onkologie, in seiner Funktion als W2-Professor an der JMU Würzburg.

Experten im Gespräch: Prof. Dr. Ugur Uslu, Würzburg

Personalia

Der CAR-T-Zell-Experte ist neuer W2-Professor für dermatologische Onkologie an der JMU Würzburg und Oberarzt an der Hautklinik am Universitätsklinikum.

Dermatologie

Tumoren und Präkanzerosen

Beitrag lesen
Vortragsszene bei der DERM-Tagung in Frankenthal mit Fachleuten, die dermatologische Themen präsentieren und diskutieren.

DERM Frankenthal: Vorläufiges Tagungsprogramm online

Kongressberichte

Vom 13. - 15. März 2026 öffnet die Tagung DERM in Frankenthal wieder ihre Türen – ein wichtiger Treffpunkt für dermatologische Fortbildung, Austausch und Innovation in Deutschland.

Dermatologie

Allgemeine Dermatologie

Versorgung, Forschung und Leitlinien

Beitrag lesen
Prof. Christoph Skudlik, Chefarzt des iDerm, übernimmt die Stiftungsprofessur für Berufsdermatologie zur Weiterentwicklung von Versorgungskonzepten für arbeitsbedingte Hauterkrankungen.

Stiftungsprofessur für Berufsdermatologie am iDerm besetzt

Personalia

Prof. Christoph Skudlik übernimmt die Stiftungsprofessur für Berufsdermatologie am iDerm und BG Klinikum Hamburg. Ziel ist die Weiterentwicklung nachhaltiger Versorgungskonzepte für arbeitsbedingte Hauterkrankungen.

Dermatologie

Allgemeine Dermatologie

Berufsdermatologie

Beitrag lesen