Bewusster und sparsamer Umgang mit Energie ist derzeit wichtiger denn je, sei es in der Praxis, in der Klinik oder im eigenen Haushalt. Doch wie macht man es richtig? Wo machen Sparmaßnahmen Sinn – und wo können sie kontraproduktiv wirken oder gar die Gesundheit gefährden?
Energiesparen im Bereich Trinkwassererwärmung
Es ist durchaus richtig, sich Gedanken über den Warmwassergebrauch zu machen. Je besser unsere Gebäude gedämmt sind, desto geringer ist der Heizwärmebedarf. Das, was aber konstant hoch bleibt, ist der Wärmebedarf unserer Warmwasserbereitstellung.
Die Entscheidung von Städte- und Gemeindeverwaltungen, Duschen, die nicht gebraucht werden, außer Betrieb zu nehmen, ist nachvollziehbar und richtig. Gewarnt werden muss hingegen vor einer Reduzierung der Trinkwarmwassertemperatur. Zum einen fördert diese Temperaturabsenkung bakterielles Wachstum und die damit verbundenen Krankheiten, was im Falle der Legionellose bis zum Tod führen kann. Zum anderen muss aber auch die damit verbundene Energieersparnis in Frage gestellt werden: Für ein Duschbad braucht man ca. 38 Grad heißes Wasser, welches am Thermostaten bzw. Einhebelmischer der Dusche aus dem 60-grädigen Wasser und kaltem Trinkwasser gemischt wird. Ist das Warmwasser von geringerer Temperatur als 60 Grad, wird am Thermostaten entsprechend mehr Warmwasser benötigt, um die 38 Grad zu erreichen. Der Energiespareffekt wird nur durch die Bereitstellungsverluste der Warmwasserbereitung verursacht, bei entsprechend guter Dämmung der Anlage sind diese Verluste aber gering.
Problem Wiederinbetriebnahme
Was allerdings zu Missverständnissen und Problemen führen kann, ist das Thema Wiederinbetriebnahme einer außer Betrieb befindlichen Warmwasserinstallation. Dieses Thema ist im Übrigen auch nichts Neues. Jeder Nutzer steht vor diesem Problem, wenn er aus dem Urlaub nach Hause kommt und das Warmwasser (und die Heizung) wieder in Betrieb nimmt. „Dann lässt man einen Moment das Wasser laufen …“ heißt es vielfach. Richtig wäre hingegen, das komplette Warmwasser in allen Warmwasser führenden Leitungen auslaufen zu lassen. In einem Ein- oder Zweifamilienhaus befindet sich in den meisten Fällen ein Trinkwasserspeicher mit einem Inhalt von 200 bis 300 Liter Warmwasser. Zur besseren Vorstellung, das entspricht so ungefähr einer Badewannenfüllung und bis diese ausgelaufen ist, kann es eine Weile dauern. Und wie gesagt ALLE Leitungen, die Warmwasser führen, müssen gespült werden: Gästetoilette, Küche, Bad etc. Macht man es nicht, dann bekommen diese Leitungsteile über das frische Trinkwasser nur neue Nährstoffe zugeführt und die Bakterienzahl kann dann sogar noch zunehmen.
Auch die Annahme, dass die Kaltwassertemperatur nur 8 bis 10 Grad beträgt, ist leider nicht richtig. Die Hygieniker würden sich diese Temperatur wünschen. Die Kaltwassertemperaturen sind leider in den vergangenen Jahren angestiegen und Temperaturen von bis zu 15 Grad C im Kaltwasserbereich sind leider keine Seltenheit.
Vernünftig mit Trinkwasser umgehen
Am meisten „sparen“ kann man durch den vernünftigen Umgang mit unserem wichtigsten Lebensmittel, dem Trinkwasser. Auch Duschköpfe, die Wassersparen versprechen, sind vielfach nutzlos, da man damit viel länger braucht, den Schaum aus den Haaren und vom Körper abzuspülen. In Zeiten des Einschäumens einfach das Wasser abzudrehen ist effektiver. Nebenbei bemerkt spart man dabei auch Trinkwasserkosten und Abwassergebühren. Schlussendlich: Kaltes Wasser muss kalt sein und warmes Wasser richtig heiß – auch in Zeiten, in denen jede Kilowattstunde zählt. Die Methode „Geiz ist geil“ ist leider kontraproduktiv.
Energiespar-Tipps
- Regelmäßige Kontrolle aller Zählerstände (Strom/Gas/Wasser evtl. Heizöl) unter Angabe von Datum und Zähler/Unterzähler. Dabei auch die Wohnungszähler nicht vergessen. Eventuell auch die Heizkostenverteiler an den Heizkörpern. Am besten einmal im Monat zum Monatswechsel. So ist man gerüstet, wenn sich die Energiepreise zu einem Stichtag ändern.
- Duschtemperatur nur am Duschthermostaten bzw. Einhebelmischer reduzieren. Nicht jedoch an der zentralen Trinkwassererwärmungseinrichtung.
- Den Duschwasserdurchfluss z.B. mit Wassereimer und Stoppuhr bestimmen. Neun Liter pro Minute ist eine normale Wassermenge. Der Austausch des Duschkopfes ist nicht in jedem Fall notwendig. Besser die Duschzeit kontrollieren („Eieruhr“). Auch kann der Einbau eines Durchflussbegrenzers (für wenige Euro im Fachhandel erhältlich) helfen.
- Duschen statt baden! Bei der Körperpflege spart man im Übrigen nicht nur Energie, sondern durchaus auch nennenswert Wasser- und Abwasserkosten.
- Da ein kurzfristiger Austausch der Heizungsanlage nicht möglich ist, ist es angeraten sich in diesem Winter mit der Methode „NT Ready“ (heißt Niedertemperatur Ready) vorzubereiten und auch Energie zu sparen: Sukzessives Reduzieren der Vorlauftemperatur bis zur Komfortgrenze. So spart man erheblich Energie und erkennt gleichzeitig die minimale Vorlauftemperatur. Die Entscheidung zu oder gegen eine Wärmepumpe fällt anschließend erheblich leichter.
- Zusätzliche alternative Heizmethoden – wie vielfach zu hören – sind weder energetisch noch kostenmäßig noch umweltpolitisch angeraten. Sie können im Fall des Heizlüfters auch dem Heizkostenverteiler einen höheren Verbrauch vorgaukeln, was sich anschließend mit einer ungerechten Kostensteigerung bemerkbar macht.
- Stoßlüftung nicht vergessen – ansonsten ist bei gegebenenfalls. sinkenden Raumtemperaturen die Schimmelpilzbildung zu befürchten.
- Beginnen Sie mit den großen Energiekostenverursachern und sparen sie nicht an Kleinigkeiten. Sie verzetteln sich sonst sehr schnell.
Autor: Prof. Dr.-Ing. Franz-Peter Schmickler. Der ausgewiesene Energie-Experte ist nach seinem Maschinenbaustudium an der RWTH Aachen und Promotion an der Universität Dortmund (Lehrstuhl für Technische Gebäudeausrüstung) seit 1996 Professor an der FH Münster im Fachbereich Energie, Gebäude, Umwelt, Lehrgebiet Sanitärtechnik. Hinzu kommen diverse Drittmittelprojekte mit Industrie und öffentlichen Fördergebern sowie Gutachten und ehrenamtliche Mitarbeit in verschiedenen Gremien von VDI, DIN, DVGW und der Ingenieurkammer Bau.
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