Ophthalmologie » Kinderophthalmologie

»

BVA sieht augenärztliche Versorgung von Kindern in Gefahr

Kind mit Augenärztin bei Augentest

BVA sieht augenärztliche Versorgung von Kindern in Gefahr

Berufspolitik

Ophthalmologie

Kinderophthalmologie

mgo medizin

mgo medizin

Autor

3 MIN

Erschienen in: CONCEPT Ophthalmologie

Das Erkennen von Sehfehlern bei Kindern ist von erheblicher Bedeutung. Eine Amblyopie lässt sich ab sechs Jahren nur noch schwer und nach dem zehnten Lebensjahr in der Regel gar nicht mehr behandeln. Doch einen Termin zur kinderaugenärztlichen Untersuchung zu erhalten, ist schwierig. Wie steht es um die Vorsorge hinsichtlich des Sehvermögens der Kinder in Deutschland?

Insbesondere bei Unter-Vierjährigen, bei denen die Sehschärfe noch nicht ohne Weiteres geprüft werden kann, spielt der Brückner-Test eine besondere Rolle. Darüber hinaus verwenden Kinderärztinnen und Kinderärzte bei den U-Untersuchungen oftmals automatisierte, technische Geräte, die die Brechkraft der Augen bestimmen können. „Problematisch daran ist, dass auf diese Weise nicht alle Sehfehler erkannt werden können, und dass die Geräte oft falsch positive Befunde anzeigen. Eine Empfehlung zur augenärztlichen Abklärung ist dann die Folge“, berichtet Prof. Klaus Rüther, Ressortleiter Kinderaugenheilkunde beim Berufsverband der Augenärzte e.V. (BVA). Mit einem auffälligen Befund erfahren die Eltern dann, dass es schwierig ist, einen augenärztlichen Termin für eine Kinderuntersuchung zu erlangen. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Brechkraftbestimmung im ersten Lebensjahr ist nicht sinnvoll

Die Brillenwerte der Kinder ändern sich im ersten Lebensjahr rasch und zumeist ist bis Ende des ersten Lebensjahrs eine Brille nicht notwendig. „Die Information an die Eltern, „Ihr Kind braucht vielleicht eine Brille“ oder „Ihr Kind schielt möglicherweise“, führt vor dem Hintergrund der Schwierigkeit, einen augenärztlichen Termin zu einer speziellen Untersuchung des Kindes zu bekommen, zu einer erheblichen Verunsicherung der Eltern“, so Rüther. „Darüber hinaus verursachen nicht erforderliche Untersuchungen bei Kindern im ersten Lebensjahr eine Flut von Anfragen und behindern potenziell die Versorgung kranker Kinder.“

Familiäre Vorbelastung beachten

Wenn in der Familie Schielerkrankungen, ausgeprägte Weitsichtigkeit (> +3 Dioptrien) oder ein Brillenwertungleichgewicht bekannt sind, ist eine augenärztliche Untersuchung zwischen dem sechsten und dem zwölften Monat sinnvoll. Auch wenn in der Familie eine kindliche Katarakt, ein kindliches Glaukom oder kindliche Augentumore (z.B. Retinoblastom) bekannt sind, muss bereits in der ersten Lebenswoche eine augenärztliche Untersuchung erfolgen. Diese ist auch immer dann sofort erforderlich, wenn augenfällige Veränderungen vorliegen (z.B. Herabhängen der Lider oder ein unterschiedlicher Fundusreflex bei der Fotografie).

Bis zum vierten Lebensjahr zum Augenarzt

Aus augenärztlicher Sicht ist bei Kindern ohne Risikofaktoren eine augenärztliche Untersuchung zwischen dem 30. und 42. Lebensmonat sinnvoll, um eine Schwachsichtigkeit zu verhindern bzw. frühzeitig zu behandeln. Häufige Ursachen dafür sind ausgeprägte, teilweise nicht erkennbare Brechkraftfehler, die nur augenärztlich mittels spezieller Augentropfen und gezielter Messungen festgestellt werden können, unterschiedliche Brechkräfte beider Augen sowie ein kleinwinkliges Schielen, was nicht zwingend im Alltag optisch auffallen muss.

Angebot von Kinder-Untersuchungen verbessern

Kinderärztinnen und Kinderärzte argumentieren mit einem erheblich höheren Zeit-, Personal- und Platzaufwand im Vergleich zur Betreuung von Erwachsenen. Dies ist in der Augenheilkunde auch der Fall: Mit den von den Krankenkassen vorgegebenen Erstattungsbeträgen ist eine gründliche augenärztliche Untersuchung von Kindern nicht kostendeckend zu leisten, so der BVA. „Ein wichtiger Beitrag zur Lösung des Problems wäre die kostendeckende Vergütung augenärztlicher Kinderuntersuchungen“, erläutert Dr. Simone Potthöfer, Augenärztin aus Berlin und Mitglied im Ressort Kinderaugenheilkunde beim BVA. Eine schneller durchzusetzende und ebenso wirkungsvolle Maßnahme seitens der Gesundheitspolitik wäre die Entbudgetierung augenärztlicher Untersuchungen von Kindern unter 14 Jahren. Dieser Weg ist bei der allgemeinen kinderärztlichen Versorgung bereits beschritten worden und sollte auf die augenärztliche Versorgung von Kindern ausgeweitet werden.

Quelle: Pressemitteilung des BVA vom 14.12.2023

Foto: BVA

Schlagworte zu diesem Beitrag

Weitere Beiträge zu diesem Thema

Das Bild links zeigt das Netzhautorganoid mit den für die CLN2-Erkrankung typischen toxischen Lipofuszinablagerungen (grün), die die Photorezeptoren (rosa) beeinträchtigen. Rechts sind nach der Gentherapie fast keine Ablagerungen mehr zu sehen. Foto: Kevin Achberger

Gentherapie gegen Erblindung bei Kinderdemenz dank Netzhaut-Organoiden

News

Dank Netzhaut-Organoiden und einem Retina-on-Chip-Modell konnte die Wirksamkeit einer Gentherapie gegen ein Symptom der seltenen Kinderdemenz „CLN2 - Batten-Syndrom“ nachgewiesen werden.

Ophthalmologie

Kinderophthalmologie

Beitrag lesen
Eine Augenärztin bei der Untersuchung. Symbolfoto: Adobe Stock / InsideCreativeHouse

BVA inkludiert Augenärztinnen im Verbandsnamen

Berufspolitik

Es soll ein Zeichen sein, um die Augenheilkunde zukunftsfähig zu machen: Der BVA nennt sich zukünftig „Berufsverband der Augenärztinnen und Augenärzte Deutschlands e.V.“

Ophthalmologie

Sonstiges

Beitrag lesen
Beispiel eines von der KI verwendeten OCT-Scans des Auges. Foto: Shafi Balal / ESCRS

Erstmals KI-gestützte Prognose des Keratokonus

Praxiswissen

Beim 43. Kongress der ESCRS in Kopenhagen wurde ein KI-basiertes Prognose-Tool vorgestellt, das die Progression des Keratokonus zuverlässig vorhersagen kann.  

Ophthalmologie

Vorderer Augenabschnitt

Beitrag lesen