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Gleiche Gene, anderes Sehvermögen?

Nahaufnahme des Kopfes von Drosophila melanogaster

Gleiche Gene, anderes Sehvermögen?

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Erschienen in: CONCEPT Ophthalmologie

Was beeinflusst das Sehvermögen? Und können gleiche Gene zu unterschiedlicher Sehfähigkeit führen? Anhand von zwei Fruchtfliegenarten haben Forschende  entdeckt, dass selbst kleine Unterschiede in der Regulation von Genen die Entwicklung der Augen beeinflussen. Dabei handelte es sich um das gleiche Gen, dessen Aktivierungszeitpunkt maßgeblich die Augengröße und damit das Sehvermögen der Fliegen bestimmte.

Grundlage der Forschung waren die beiden Fruchtfliegenarten Drosophila simulans und Drosophila mauritiana. Das internationale Forschungsteam unter Leitung der Universitäten Göttingen und Barcelona, der Oxford Brookes University und der Universität Durham fand heraus, dass Drosophila mauritiana deutlich größere Augen entwickelt als deren Schwesterart. Die Unterschiede in der Augengröße wirken sich wiederum auf das Sehvermögen der Fliegen aus.

Das Team untersuchte die Unterschiede in der Genexpression, also der Umwandlung der Erbinformation in Proteine, während der Augenentwicklung beider Arten. Sie fanden heraus, dass das Gen orthodenticle (otd) bei D. mauritiana früher aktiviert wird als bei D. simulans. Das Team hat zudem einen kleinen Bereich im Erbgut der Fliegen identifiziert, der für die zeitlichen Unterschiede in der Genaktivierung und vermutlich für den Unterschied der Augengröße zwischen den Arten verantwortlich ist.

Erkenntnisse zur Augenentwicklung im Laufe der Evolution

Außerdem entdeckte das Team, dass otd an der Entwicklung größerer Augen bei einer anderen Fruchtfliegenart – Drosophila melanogaster – beteiligt ist. „Das deutet darauf hin, dass die generelle Funktion von otd bei der Augenentwicklung in allen drei Arten erhalten geblieben ist“, so Erstautorin Dr. Elisa Buchberger von der Abteilung Entwicklungsbiologie der Universität Göttingen. „Die Ergebnisse dieser Studie liefern neue Einblicke in die Art und Weise, wie sich die Augen im Laufe der Evolution entwickelt haben. Sie zeigen auch, wie kleinste Veränderungen in der Expression von Genen mit sonst sehr ähnlichen Funktionen einen großen Einfluss auf die Größe der Augen haben können“, ergänzt Letztautor Dr. Nico Posnien von derselben Abteilung.

Die Forschung zeigt, wie wichtig es ist, zu verstehen, wie das Erbgut in funktionale Proteine umgeschrieben wird. Bessere Einblicke in Genexpressionsmechanismen haben weitreichende Konsequenzen für unser Verständnis der Evolution, aber auch für medizinische Anwendungen. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift BMC Biology erschienen.

Originalpublikation: Torres-Oliva M, Buchberger E, Buffry AD et al. Heterochrony in Orthodenticle Expression is Associated with Ommatidial Size Variation Between Drosophila Species. BMC Biology (2025). DOI: https://doi.org/10.1186/s12915-025-02136-8

Quelle: Pressemitteilung Georg-August-Universität Göttingen, 05.03.2025

Bildquelle:© Nico Posnien

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