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Welche Brustkrebs-Patientin braucht die adjuvante Chemotherapie?

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Erschienen in: ärztliches journal onkologie

Mit dem Oncotype DX® Breast Recurrence Score steht ein auf der Expression von 21 Tumorgenen basierender Test zur Verfügung, mit dem sich das Rückfallrisiko von Patientinnen mit frühem HR-positivem Brustkrebs abschätzen lässt: Bei einem Recurrence Score (RS) <18 ist von einem niedrigen, bei Werten zwischen 18–30 von einem intermediären und bei Werten ≥31 von einem hohen 10-Jahres-Risiko für eine Fernmetastasierung auszugehen.

Chemotherapie meist ohne zusätzlichen Benefit

Ziel der Phase-III-Studie TAILORx war die Individualisierung der adjuvanten Therapie in Abhängigkeit vom Rückfallrisiko der Teilnehmerinnen. „Bei der vom National Cancer Institute finanzierten globalen Studie handelt es sich mit über 10.000 Patientinnen mit HR-positivem, HER2-negativem Brustkrebs um die größte adjuvante Brustkrebs-Studie“, informierte Prof. Joseph Sparano, New York. 1.629 Frauen (Arm A) hatten mit einem RS von 0–10 ein so niedriges Risiko, dass sie nur endokrin behandelt wurden. Weitere 1.389 Hochrisikopatientinnen mit einem RS von 26–100 (Arm D) erhielten neben der endokrinen auch eine Standardchemotherapie. Die meisten Frauen (n = 6.711) waren mit einem RS von 11–25 der intermediären Risikogruppe zuzuordnen. Sie wurden randomisiert dem experimentellen Arm B mit alleiniger endokriner Therapie oder dem Arm C mit endokriner plus Chemotherapie zugeteilt.

Nach einem Follow-up von 7,5 Jahren war die Nichtunterlegenheit der endokrinen Therapie nachgewiesen, der primäre Studienendpunkt somit erreicht: Das Überleben ohne invasive Erkrankung (iDFS) war im Arm B vergleichbar mit dem in Arm C bei zusätzlicher Chemotherapie. Der protokollarisch verlangte obere Schwellenwert des Konfidenzintervalls von 1,322 wurde nicht überschritten, betonte Sparano (HR 1,08; 95% KI 0,94–1,24; p = 0,26).

Die 9-Jahres-Raten des iDFS waren mit 83,3% in Arm B und 84,3% in Arm C sehr ähnlich. Auch das Fernmetastasen-freie Überleben (sekundärer Endpunkt) war bei zusätzlicher Chemotherapie nicht verbessert (94,5% vs. 95,0%; HR 1,10; 95% KI 0,85–1,41; p = 0,48). Bei den weiteren sekundären Endpunkten rezidivfreies (92,2% vs. 92,9%) und Gesamt-überleben (93,9% vs. 93,8%) ließ sich ebenfalls kein Vorteil für die Chemotherapie nachweisen.

Erwartungsgemäß hatten Patientinnen des Niedrigrisiko-Arms A unter alleiniger endokriner Therapie eine sehr niedrige Fernmetastasierungsrate von nur 3%. Dagegen entwickelten 13% der Frauen im Hochrisikokollektiv (Arm D) trotz kombinierter endokriner und Chemotherapie Fernmetastasen.

Nur einige jüngere Frauen profitierten von Chemotherapie

Eine exploratorische Analyse in der intermediären Risikogruppe weist auf das Alter als Einflussfaktor für den Nutzen der Chemotherapie hin: Jüngere Frauen (<50 Jahre) mit einem RS im höheren intermediären Bereich (16–25) profitierten in gewissem Umfang von der Chemotherapie: So traten bei Frauen mit einem RS zwischen 16 und 20, die zusätzlich zytostatisch behandelt wurden, 9% weniger invasive Ereignisse und 2% weniger Fernmetastasen auf. Bei einem RS von 21–25 war die Rate invasiver Ereignisse um 6% reduziert. In der Subgruppe von Patientinnen mit einem RS von 10–15 zeigte sich hingegen kein Benefit der zusätzlichen Chemotherapie.

Sparano bezeichnete die TAILORx-Studie als „practice-changing“: Bei Frauen >50 Jahre mit HR-positivem, HER2-negativem, nodalnegativem Brustkrebs und einem RS von 0–25 kann nach seinen Worten auf die Chemotherapie verzichtet werden. Gleiches gilt für die Gruppe der maximal 50 Jahre alten Patientinnen mit einem RS von 0–15. „Insgesamt kann der Einsatz von Oncotype DX® ungefähr 70% aller Patientinnen mit diesem Tumorsubtyp die Chemotherapie ersparen und die restlichen 30% für eine Chemotherapie selektieren“, resümierte Sparano.

Dr. Katharina Arnheim

Quelle: Plenary Session im Rahmen des 2018 ASCO Annual Meeting am 03.06.2018 in Chicago

Bildquelle: © Alkal – stock.adobe.com

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