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Komplexes Symptom im Arzt-Patienten-Gespräch: Fatigue bei Lupus

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Komplexes Symptom im Arzt-Patienten-Gespräch: Fatigue bei Lupus

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Erschienen in: Der Allgemeinarzt

Es ist ein multifaktorielles Symptom, dass sich in der 
meist sehr kurzen Zeit des Arzt-Patienten-Gesprächs nicht adäquat adressieren lässt: Fatigue. Nicht nur bei Auto­immunerkrankungen wie systemischem Lupus 
erythematodes (SLE) ist Fatigue ein relevantes Problem. Was gilt es für das Management zu berücksichtigen?

Laut Prof. Dr. med. Laurent Arnaud, Strasbourg/Frankreich hatte „nahezu jeder Mensch hat schon einmal Fatigue erlebt. Dennoch gibt es bislang keine einheitliche Definition“. Bei Fatigue handelt es sich um eine belastende Erschöpfung in Folge von chronischen Erkrankungen oder Krebs. Sie tritt plötzlich, ohne vorangegangene Anstrengung auf und kann weder durch Ausruhen noch Schlaf behoben werden. Fatigue wurde erstmals beschrieben als Symptom bei onkologischen Erkrankungen, ist aber auch bei Autoimmunkrankheiten ein großes Thema. „Es ist ein sehr komplexes Thema, um nicht zu sagen der Alptraum eines Rheumatologen“, meinte Arnaud. Fatigue ist die häufigste und beeinträchtigendste Erscheinung im Zusammenhang mit systemischem Lupus erythematodes (SLE). Das Ergab die Lupus Europe Survey mit 4.375 Lupus-Erkrankten aus 35 europäischen Ländern1. Die FATILUP-Studie untersuchte, ob es Prädiktoren für Fatigue bei Patientinnen und Patienten aus der Lupus-BioBank des Oberrheins, einer großen deutsch-französischen Kohorte von SLE-Betroffenen, gibt2. Von 570 ausgewerteten Patientinnen und Patienten berichteten 67,7 % von einer signifikanten Fatigue. „Als Faustregel kann man sagen, dass ein Drittel keine Fatigue, ein Drittel eine milde bis moderate und ein Drittel eine schwere Fatigue im Rahmen der SLE entwickelt“, so der Rheumatologe. Darüber hinaus ist Fatigue bei SLE mit einer verminderten Lebensqualität assoziiert.

Vorgehen bei Fatigue-Symptomatik

Wie kann man SLE-Betroffene mit Fatigue bestmöglich begleiten? Arnaud präsentierte den Fall einer 52-jährigen Patientin, die vor mittlerweile 20 Jahren eine SLE-Diagnose erhielt. Seit einem Jahr berichtet sie von zunehmender Fatigue, ist aber darüber hinaus beschwerdefrei. Die klinische Untersuchung war unauffällig. Zuallererst sei es wichtig, den Impact der Fatigue auf die individuelle Person zu erfassen. Dafür eignen sich standardisierte patientenberichtete Outcomes. Auf der Webseite der EULAR stehen entsprechende Fragebögen in verschiedenen Sprachen zur Verfügung.

Im zweiten Schritt gelte es laut dem Experten zu prüfen, ob es organische Ursachen für die Fatigue, wie beispielsweise Anämie, Schlafapnoe oder Diabetes gibt. Wichtig sei zudem zu prüfen, ob ein aktiver SLE-Schub vorliegt, da es hier einen signifikanten Zusammenhang mit Fatigue gibt. Neben der Krankheitsaktivität ist zudem Schmerz ein wichtiger Prädiktor für Fatigue. Darüber hinaus spielen psychische Faktoren wie Depressionen oder Angst eine relevante Rolle. „Bei SLE-Betroffenen mit aktiver Erkrankung geht die Verbesserung der Krankheitsaktivität mittels immunsuppressiver Wirkstoffe in klinischen Studien mit einer signifikanten Verbesserung der Fatigue einher“, erläuterte Arnaud. Dies sei jedoch bei einer reinen Fatigue-Symptomatik ohne SLE-Aktivität keine Option.

Einen weiteren wichtigen Faktor bei der Therapie stellt physische Aktivität dar. So sei der Benefit, den die SLE-Patientinnen und -Patienten durch Sport erzielen könnten, enorm, meinte der Experte. Ergänzt wird das Behandlungskonzept durch Schulungen der Betroffenen. Die Erkenntnisse zum Management von Fatigue gelten nicht nur für SLE, sondern lassen sich auf nahezu jede andere Autoimmunerkrankung übertragen, so Arnaud.

Bericht: Martha-Luise Storre

Quelle: Wissenschaftliches Symposium „Fatigue und chronischer Schmerz – eine interdisziplinäre Herausforderung“ im Rahmen des DGRh am 19. September 2024 in Düsseldorf.

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