Ist der Kontakt mit einem Krankheitserreger erst einmal erfolgt, kann es für das Immunsystem zu spät sein, um zu reagieren. Doch was wäre, wenn antizipatorische neuronale Netzwerke potenzielle Infektionen „erkennen“ und Signale an das Immunsystem senden könnten, um es auf eine Reaktion vorzubereiten? Dieser Frage gingen schweizerische Wissenschaftler nach. Für ihr Experiment erhielten fast 250 Probanden ein Kamera-Headset, mit dem sie einen virtuellen Raum betreten konnten, in dem sich Avatare bewegten, die zum Teil Anzeichen von Infektionen aufwiesen. Während die Probanden in die virtuelle Realität der Avatare eintauchten, wurden ihre Hirnaktivitäten gemessen. Die Probanden reagierten stärker, wenn die krank aussehenden Avatare ihnen in dem virtuellen Raum sehr nahekamen. Blutproben dieser Teilnehmer zeigten eine erhöhte Aktivität bestimmter Zellen des Immunsystems, den angeborenen lymphatischen Zellen (ILCs) – eine Reaktion, die auch bei tatsächlichen Infektionen zu beobachten ist. Den Autoren zufolge deutet dies auf eine integrierte neuro-immune Reaktion des Menschen auf Infektionsbedrohungen hin, nicht nur nach physischem Kontakt, sondern bereits beim Anblick einer potenziellen Infektionsquelle in virtueller Realität.
Quelle: Trabanelli S et al. Nat Neurosci2025. https://doi.org/10.1038/s41593-025-02008-y
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