Dermatologie » Tumoren und Präkanzerosen

»

Experten im Gespräch: Prof. Dr. Ugur Uslu, Würzburg

Prof. Dr. Ugur Uslu, Experte für CAR-T-Zell-Therapie und dermatologische Onkologie, in seiner Funktion als W2-Professor an der JMU Würzburg.

Quelle: ©Hermann Mareth/UKW

Experten im Gespräch: Prof. Dr. Ugur Uslu, Würzburg

Personalia

Dermatologie

Tumoren und Präkanzerosen

mgo medizin Redaktion

Autor

6 MIN

Erschienen in: derma aktuell

Der CAR-T-Zell-Experte ist neuer W2-Professor für dermatologische Onkologie an der JMU Würzburg und Oberarzt an der Hautklinik am Universitätsklinikum. Wir sprachen mit ihm über seine zentrale Vision und fragen nach, was CAR-T-Zellen aus dermatologischer Perspektive so spannend macht.

Seine Professur umfasst sowohl Forschung als auch Lehre, gleichzeitig ist Prof. Dr. Uslu auch oberärztlich in der Patientenversorgung tätig. Nur für Würzburg hätte Ugur Uslu das Labor des CAR-T-Zell-Pioniers Carl June an der US-amerikanischen University of Pennsylvania (UPenn) verlassen.

Was waren die entscheidenden Faktoren für Ihren Wechsel an die Universitätsmedizin Würzburg – insbesondere im Hinblick auf Ihre vorherige Tätigkeit am CAR-T-Zell-Pionierlabor in den USA?

Prof. Dr. Ugur Uslu: „Nach fünf intensiven Jahren im CAR-T-Zell-Pionierlabor von Dr. Carl H. June in Philadelphia (USA) wollte ich an einen Standort, an dem Exzellenz in Klinik, Forschung und Interdisziplinarität ganz selbstverständlich zusammengehört – und genau das habe ich in Würzburg gefunden. Die starke immunologische Forschung, die Verzahnung im CCC WERA sowie die Netzwerke von NCT WERA und BZKF schaffen ein Umfeld, in dem Ideen nicht nur entstehen, sondern auch umgesetzt werden. Für translationale Zelltherapieforschung ist Würzburg für mich daher der perfekte Ort.“

Welche Synergien versprechen Sie sich konkret durch die Zusammenarbeit mit den interdisziplinären Partnern vor Ort?

Prof. Dr. Ugur Uslu: „Besonders wertvoll ist hier die unmittelbare Nähe von Dermatologie, Immunologie, Onkologie und Zelltherapieforschung – räumlich wie gedanklich. Das bedeutet kurze Wege, schnelle Abstimmungen und echte Translation: vom Labor über präklinische Modelle bis hin zu klinischen Studien. Diese enge Verzahnung ist in Deutschland selten und ein zentraler Grund, warum wir hier zügig vorankommen können.“

Mit welcher zentralen Vision starten Sie Ihre Professur? Was möchten Sie in den nächsten fünf Jahren in Würzburg im Bereich der dermatologischen Onkologie etabliert haben?

Prof. Dr. Ugur Uslu: Meine Vision ist klar: Ich möchte zeigen, dass CAR-T-Zellen auch bei soliden Tumoren funktionieren können. Dafür möchte ich in Würzburg eine translationale Plattform für dermatologische Malignome aufbauen – mit robusten präklinischen Modellen, innovativen Engineering-Ansätzen und schließlich ersten klinischen Studien für Patienten mit Hautkrebs. Langfristig möchte ich die dermatologische Onkologie als Schlüsselfach der zellulären Immuntherapie positionieren.“

Was macht Ihre Forschung für die Kolleginnen und Kollegen in der Dermatologie besonders spannend/wertvoll?

Prof. Dr. Ugur Uslu: „Ich denke, dass wir an einem Punkt angekommen sind, an dem innovative zelluläre Therapien wie CAR-T-Zellen Schritt für Schritt ihren Platz in der Behandlung von Hauttumoren finden werden. Immuntherapien wie Checkpoint-Blockade- sowie bispezifische T-Zell-Antikörper sind bereits Standard in der dermatologischen Onkologie, die TIL-Therapie steht vor der europäischen Zulassung – der nächste logische Schritt sind CAR-T-Zellen und genau da möchten wir ansetzen. Unsere Projekte sind konsequent translational angelegt: Was wir im Labor entwickeln, soll direkt den Weg an das Patientenbett finden.“

Ihre neue Position als Professor und Oberarzt umfasst Forschung, Lehre und klinische Versorgung. Wie gewichten Sie diese drei Säulen in Ihrer Anfangszeit?

Prof. Dr. Ugur Uslu: „Für mich sind Klinik, Forschung und Lehre gleichermaßen essenziell und untrennbar miteinander verbunden. In der Anfangszeit liegt naturgemäß viel Aufbauarbeit in der translationalen Forschung, weil hier die Grundlagen für zukünftige klinische Anwendungen entstehen. Gleichzeitig ist meine oberärztliche Tätigkeit in der Patientenversorgung unverzichtbar – nur dort entstehen die wirklich relevanten Fragen, die unsere Forschung vorantreiben. Und die Lehre ist für mich ein echtes Herzensanliegen, denn wir brauchen dringend eine neue Generation junger Ärzte, die zelluläre Therapien verstehen, anwenden und weiterentwickeln können.“

Sie legen Wert auf klinische Translation (Umsetzung von Forschungsergebnissen in die Praxis). Können Sie ein konkretes Projekt nennen, das Sie in Würzburg prioritär starten möchten?

Prof. Dr. Ugur Uslu: „Ein erstes Schlüsselprojekt ist bereits angelaufen: die Testung verschiedener CAR-Konstrukte für kutane Malignome wie das Melanom oder Merkelzellkarzinom. Wir wollen verstehen, welche Designs sicher, wirksam und biologisch sinnvoll sind, denn nur so können wir die nächste Generation von CAR-T-Zell-Therapien für solide Tumoren entwickeln.“

CAR-T-Zellen sind eine zugelassene Standardtherapie bei hämatologischen Malignomen. Wie lautet Ihre Strategie, um das volle Potenzial dieser zellulären Therapien auf solide Tumoren zu übertragen?

Prof. Dr. Ugur Uslu: „Unser Ziel ist es, herauszufinden, was CAR-T-Zellen bei soliden Tumoren tatsächlich effektiv macht. Dafür setzen wir auf einen Dreiklang aus innovativen CAR-Designs, einer aktiven Umgestaltung des Tumormikromilieus und gezielten Kombinationen mit Immunstimulanzien. Das Zusammenspiel dieser Komponenten wird darüber entscheiden, ob CAR-T-Zellen ihr volles Potenzial in dermatologischen Malignomen entfalten können.“

Sie bauen Ihr eigenes Team auf. Welche Art von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern suchen Sie, und welche interkulturellen Erfahrungen aus den USA bringen Sie z. B. in Ihre Führungsphilosophie ein?

Prof. Dr. Ugur Uslu: „Ich suche Menschen, die fachlich exzellent sind, aber genauso: neugierig, mutig, offen für Neues und bereit, Grenzen zu überschreiten – fachlich wie gedanklich. Die Zeit in den USA hat mir gezeigt, wie wertvoll Vielfalt, flache Hierarchien und echter Teamgeist sind. Wissenschaftlicher Fortschritt entsteht dort, wo man sich gegenseitig unterstützt und gemeinsam groß denkt.“

Die zelluläre Immuntherapie ist hochkomplex. Welche Schlüsselkompetenzen (z.B. Immunologie, Gentechnik, klinische Studien) wünschen Sie sich in Ihrem Team, um Ihre Vision zu verwirklichen? Was ist für die erfolgreiche Zusammenarbeit als Team noch nötig?

Prof. Dr. Ugur Uslu: „Wir bringen Immunologie, Gentechnik, Bioengineering, NGS-Analysen und präklinische Modelle zusammen. Entscheidend ist nicht nur die fachliche Breite, sondern die Bereitschaft, voneinander zu lernen. CAR-T-Zell-Entwicklung ist komplex – und nur im starken Team realisierbar.“

Wie wichtig ist es Ihnen, in Würzburg eine In-house-Fertigung der zellulären Produkte zu etablieren oder eng in entsprechende Prozesse eingebunden zu sein?

Prof. Dr. Ugur Uslu: „Extrem wichtig. Nur wenn Forschung, präklinische Entwicklung und GMP-Herstellung eng verzahnt sind, können wir neue CAR-T-Zell-Strategien schnell und sicher in die Klinik überführen. Würzburg bietet mit etablierten Strukturen und kurzen Wegen dafür hervorragende Voraussetzungen.“

Welche Herausforderungen in Bezug auf Toxizität und Sicherheit sehen Sie bei der Anwendung zellulärer Immuntherapien gegen solide Tumoren, und welche Lösungsansätze verfolgen Sie?

Prof. Dr. Ugur Uslu: „Toxizitäten wie Zytokinfreisetzungssyndrom oder neurotoxische Ereignisse bleiben zentrale Herausforderungen. Wir begegnen ihnen durch präzise ausgewählte Zielantigene, integrierte Sicherheitsschalter und modulare Designansätze, die die Aktivität der CAR-T-Zellen fein steuerbar machen. Sicherheit ist für uns die Grundlage jeder Innovation – ohne verantwortungsvolle Entwicklung gibt es keinen nachhaltigen Fortschritt in der Zelltherapie.“

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Ugur Uslu, herzlichen Dank für das Gespräch und Ihnen und Ihrem Team viel Erfolg mit Ihren spannenden Aufgaben in Klinik, Lehre und Forschung!

Das Interview führte Sabine Mack.

Kontakt und Forschungsprofil: https://www.ukw.de/hautklinik/team/hautklinik-detail/name/uslu-ugur
JMU Würzburg: https://www.uni-wuerzburg.de/en

Schlagworte zu diesem Beitrag

Weitere Beiträge zu diesem Thema

Vortragsszene bei der DERM-Tagung in Frankenthal mit Fachleuten, die dermatologische Themen präsentieren und diskutieren.

DERM Frankenthal: Vorläufiges Tagungsprogramm online

Kongressberichte

Vom 13. - 15. März 2026 öffnet die Tagung DERM in Frankenthal wieder ihre Türen – ein wichtiger Treffpunkt für dermatologische Fortbildung, Austausch und Innovation in Deutschland.

Dermatologie

Allgemeine Dermatologie

Versorgung, Forschung und Leitlinien

Beitrag lesen
Prof. Christoph Skudlik, Chefarzt des iDerm, übernimmt die Stiftungsprofessur für Berufsdermatologie zur Weiterentwicklung von Versorgungskonzepten für arbeitsbedingte Hauterkrankungen.

Stiftungsprofessur für Berufsdermatologie am iDerm besetzt

Personalia

Prof. Christoph Skudlik übernimmt die Stiftungsprofessur für Berufsdermatologie am iDerm und BG Klinikum Hamburg. Ziel ist die Weiterentwicklung nachhaltiger Versorgungskonzepte für arbeitsbedingte Hauterkrankungen.

Dermatologie

Allgemeine Dermatologie

Berufsdermatologie

Beitrag lesen
Ärztin erklärt einer Patientin mithilfe eines Tablets die Therapieoptionen bei Melanom.

PEF-Adjuvant: Mehr Mitbestimmung bei Melanom-Therapie

News

PEF-Adjuvant stärkt die Mitbestimmung von Patientinnen und Patienten mit Melanom bei der Therapie. Das Projekt entwickelt eine Entscheidungshilfe und wird multizentrisch an sechs NCT-Standorten erforscht.

Dermatologie

Tumoren und Präkanzerosen

Malignes Melanom

Beitrag lesen