Nach der Corona-Pandemie leiden zehn Prozent der Erkrankten noch immer an Langzeitfolgen wie Müdigkeit oder Atemnot. Weil es für dieses Post-Covid-Syndrom noch keine kausale Therapie gibt, wird auch untersucht, ob komplementärmedizinische Ansätze helfen können. Eine deutsch-österreichische Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Medicine, befasst sich mit dem Einsatz Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM) bei Post-Covid.
Für die Studie erfassten neun Ärztinnen und Ärzte mit Schwerpunkt Chinesischer Medizin in Fragebögen, wie sich aus ihrer Sicht die Beschwerden von 79 ihrer Patientinnen und Patienten nach der Behandlung mit TCM entwickelt hatten. Abgefragt wurde etwa der Verlauf der akuten Erkrankung, der Impfstatus, Risikofaktoren, Vorerkrankungen sowie die Hauptsymptome der Post-Covid-Erkrankten. Die am weitesten verbreiteten Symptome waren anhaltende Müdigkeit, verminderte körperliche Leistungsfähigkeit sowie Kurzatmigkeit bei Anstrengung. Zum Einsatz kamen verschiedene Methoden aus der Chinesischen Medizin: Akupunktur, Heilkräuter, Bewegungsübungen wie Qi Gong, Ernährungstipps und Beratung zum Lebensstil. Am häufigsten waren Akupunktur (85 %) und chinesische Kräuter (77 %). Laut Einschätzung der Behandelnden wurden die Beschwerden deutlich weniger – rückblickend berichten sie von einer durchschnittlichen Verbesserung der Symptome um 62 Prozent. Objektive Daten wie Laborwerte oder Leistungstests wurden nicht erhoben. Aufgrund des Studienaufbaus als retrospektive Beobachtungsstudie wurden die Werte nicht mit einer Kontrollgruppe verglichen. Die Studie liefert Eindrücke aus der Praxis und zeigt, dass Ärztinnen und Ärzte positive Veränderungen wahrgenommen haben. Die Wirksamkeit ist nicht bewiesen, die Ergebnisse legen jedoch nahe, dass weiterführende wissenschaftliche Untersuchungen sinnvoll wären.
„Es lohnt sich, die Wirkung von Akupunktur und chinesischer Arzneimitteltherapie bei Post-Covid-Syndrom in einer randomisierten kontrollierten Studie weiter zu erforschen“, sagt Prof. Dr. Karin Meißner, Professorin für Integrative Medizin an der Hochschule Coburg. Ihre Arbeitsgruppe hat die Pilotstudie in Zusammenarbeit mit zwei Fachorganisationen für Chinesische Medizin durchgeführt – der Arbeitsgemeinschaft für Traditionelle Chinesische Medizin (AGTCM) und der Wiener Schule für TCM (WSTCM).
Quelle: Matthias Diekmeyer, Hochschule Coburg (idw, 24.6.25)
Zur Originalstudie
Kraft J, Hardy A, Baustädter V et al. Traditional Chinese medicine for post-COVID: A retrospective cohort study. Medicine 2025; 104(18): e42275
https://journals.lww.com/md-journal/fulltext/2025/05020/traditional_chinese_medicine_for_post_covid__a.43.aspx
Kontakt
Prof. Dr. med. habil. Karin Meißner
Institut für angewandte Gesundheitswissenschaften (IaG)
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Hochschule Coburg
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