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Fettlebererkrankungen: Leitlinienupdate und aktuelle ­Ernährungsempfehlungen

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Fettlebererkrankungen: Leitlinienupdate und aktuelle ­Ernährungsempfehlungen

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mgo medizin

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Erschienen in: Der Allgemeinarzt

Eine Fettlebererkrankung sollte möglichst frühzeitig diagnostiziert und behandelt werden, um ein Fortschreiten zu verhindern. Die neue Nomenklatur kann dieses Ziel ebenso unterstützen wie nicht-invasive Tests, die eine Biopsieentnahme meist erübrigen. Aktuelle Erkenntnisse zur Leberfettreduzierung mittels Ernährung und körperlicher Bewegung sind gezielt einsetzbar.

Die Fettleber ist mittlerweile die häufigste Erkrankung weltweit – noch vor den Herz-Kreislauf-Erkrankungen, berichtete Prof. Dr. med. Martina Müller-Schilling vom Universitätsklinikum Regensburg. Die globale Prävalenz der MASLD (Metabolische Dysfunktion-assoziierte Steatotischen Lebererkrankung) erhöhte sich von 25,3% (1990–2006) auf 38,2% (2016–2019) und nahm somit in den letzten drei Jahrzehnten um rund 50% zu. Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes sowie mit Adipositas sind mit einer Prävalenz von 65% bzw. 75% noch deutlich häufiger betroffen. „MASLD ist eine Systemerkrankung, die eine chronische Entzündung verursacht und neben leberbezogenen Komplikationen bis hin zur Lebertransplantation, auch das Risiko für extrahepatische Krebserkrankungen erhöht“, erklärte Müller-Schilling. Bei der langsam fortschreitenden Erkrankung ist das Fibrosestadium der Leber ausschlaggebend für die Prognose. Daher besteht das Ziel einer frühzeitigen Diagnose und Therapie darin, die Progression der Fibrose zur Zirrhose, Dekompensation und hepatozellulärem Karzinom zu verhindern.

Screening in der Hausarztpraxis

In der Hausarztpraxis sollten Patientinnen und Patienten mit folgenden Erkrankungen auf MASLD gescreent werden: Erhöhte Leberwerte ohne andere Ursachen wie etwa eine virale Hepatitis, Abdominale Adipositas und arterielle Hypertonie, Erwachsene mit Typ-2-Diabetes.

Nicht-invasive Tests statt Biopsie

Bluttest-basierte Scores können helfen, MASLD-Patientinnen und -Patienten mit erhöhtem Progressionsrisiko zu identifizieren – und ihnen die Biopsieentnahme meist ersparen. „Die Biopsie ist Sonderfällen vorbehalten, die wir ansonsten nicht einordnen können“, verdeutlichte Müller-Schilling. Beispielsweise für die definitive Diagnose der Steatohepatitis. Zum Ausschluss oder zur Bestätigung einer fortgeschrittenen MASH-Fibrose hat sich insbesondere der einfach zu bestimmende Fibrose-4-Index (FIB-4) bewährt. Einer aktuellen Studie zufolge eignet sich der N3-MASH-Test, um eine gesunde Leber von MASLD zu unterscheiden, eine MASH bei MASLD-Patientinnen und -Patienten zu identifizieren und eine Verbesserung der MASH zu erkennen.

Gewichtsabnahme abhängig von Fibrosestadium

Insbesondere die MASLD-Therapie der frühen Stadien (F0/F1) basiert auf einer Lebensstilanpassung, die eine Gewichtsabnahme, ggf. Alkoholkarenz und Bewegung umfasst. Zusätzlich sollten Komorbiditäten wie Diabetes und Adipositas behandelt werden. Mit Resmetirom wurde in den USA ein erstes Medikament gegen MASH zugelassen. Seitens der EMA ist noch keine Zulassung erfolgt. Das Ausmaß der empfohlenen Gewichtsreduktion ist abhängig vom Schweregrad der Erkrankung. „Um festlegen zu können, wie ausgeprägt wir gegensteuern müssen, ist es relevant, den Grad der Leberfibrosierung zu kennen“, betonte Prof. Dr. med. Andreas Geier, Universitätsklinikum Würzburg. Ab einem Gewichtsverlust von 5% verbessert sich die Steatose, ab 7% verringert sich die Entzündung und erst ab 10% weniger Gewicht kommt es zu einer Regression der Fibrose. Allerdings schaffen es laut Geier sowohl in Studien als auch im Praxisalltag nur rund 10% bis 20% der Betroffenen, das verringerte Gewicht langfristig zu halten – unabhängig davon, ob der Gewichtsverlust durch eine Diät oder Medikamente erreicht wurde. Der Grund dafür ist laut einer aktuellen Studie, dass das Fettgewebe auch nach dem Gewichtsverlust ein epigenetisches Gedächtnis der Adipositas behält.

Kalorienrestriktion alleine reicht nicht

Körperliche Bewegung ist für die Lebergesundung noch wichtiger als die Gewichtsabnahme. Darauf weisen zwei Studien hin, die eine Kalorienrestriktion mit und ohne Bewegung untersuchten. Durch die zusätzliche körperliche Bewegung verringerte sich v.a. die periphere Insulinresistenz aber auch die Entzündung, die Steatose und die Steatohepatitis der Leber. Die deutschen Leitlinien empfehlen die von der WHO vorgeschlagenen Bewegungsrichtlinien: So sollen Patientinnen und Patienten mit MASLD und einem BMI >20 und <25 kg/m2 wöchentlich mindestens 150 bis 300 Minuten aerobe körperliche Aktivität mittlerer Intensität oder mindestens 75 bis 150 Minuten aerobe körperliche Aktivität mit starker Intensität ausführen. Alternativ ist eine entsprechende Kombination von Bewegung mittlerer und starker Intensität möglich.

Empfehlungen für lebergesunde Ernährung

Eine häufige Frage vieler Betroffener betrifft die Art der Kalorienrestriktion – sollte sie durchgehend eingehalten werden oder ist intermittierendes Fasten ebenfalls erfolgversprechend? Wie eine 12-wöchige Studie mit MASLD-Patientinnen und -Patienten belegte, waren beide Methoden – die durchgehend hypokalorische Ernährung sowie das intermittierende Fasten – erfolgreich. Allerdings erwies sich das intermittierende Fasten als etwas effektiver hinsichtlich der Reduktion von Leberfett. Beim Vergleich von gesunder Ernährung mit normaler oder pflanzenbasierter mediterraner Diät verringerte die pflanzenbasierte mediterrane Diät den Leberfettgehalt am effektivsten. Zudem führten die beiden mediterranen Diäten zu einer stärkeren Gewichtsabnahme. Dagegen erhöht der häufige Genuss von ultraprozessierten Nahrungsmitteln nicht nur das Risiko für Übergewicht und Typ-2-Diabetes sondern auch für MASLD signifikant. Der Konsum von Softdrinks ist ebenfalls mit einem erhöhten Risiko für MASLD und einer höheren Lebersteifheit assoziiert. Ein relevanter Aspekt, der Geier zufolge häufig unberücksichtigt bleibt, ist der negative Einfluss des Salzkonsums auf das Entzündungsgeschehen im Körper. „Eine hohe Salzbelastung ist mit MASLD-Aktivitätsmarkern und Steatosis assoziiert“, berichtete der Hepatologe.

Bericht: Dr. rer. nat. Marion Hofmann-Aßmus

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