Im Rahmen des 43. Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Senologie präsentierten zwei Experten die wichtigsten Erkenntnisse vom Jahrestreffen der American Society of Clinical Oncology (ASCO) zur Behandlung des HR-positiven und HER2-positiven Mammakarzinoms.
Prof. Dr. Wolfgang Janni, Direktor der Frauenklinik am Universitätsklinikum Ulm, stellte mehrere Studien zum HR-positiven Mammakarzinom vor, unter anderem die bislang größte Studie zum frühen Mammakarzinom, die ctDNA-Analyse der MonarchE-Studie. 5.500 Patientinnen wurden randomisiert, 1.400 davon waren im Biomarker-Programm, bei 1.200 konnte eine Tumorsequenzierung durchgeführt werden. Eine abschließende Auswertung war bei knapp 1.000 Patientinnen möglich. „Das zeigt, dass nicht bei allen Patientinnen, bei denen man eine solche ctDNA-Analyse im Sinne eines informed Tests machen kann, auch eine Auswertung möglich ist“, zog Janni ein erstes Fazit.
Er erklärte weiter, dass bei nur 8 % der Patientinnen zu Beginn der endokrinen Kombinationstherapie ctDNA gefunden wurde. Im Verlauf der Therapie blieben zwei Drittel positiv und ein Drittel wurde negativ. Bei den 92 %, die negativ waren, wurden 10 % im Verlaufe der Therapie positiv. Die Patientinnen, bei denen zu Beginn ctDNA gefunden wurde, hatten ein deutlich schlechteres Überleben im weiteren Verlauf. Janni fasste abschließend zusammen, dass der Nachweis von ctDNA zwar ein seltenes Ereignis, jedoch stark prognostisch relevant sei. Die Analyse eigne sich seiner Meinung nach als mögliches Überwachungsinstrument unter der Therapie.
HER2-positive, metastasierte Mammakarzinome
Prof. Dr. Andreas Hartkopf, Direktor des Forschungsinstituts für Frauengesundheit am Universitätsklinikum Tübingen, konzentrierte sich auf Studien zum HER2-positiven, metastasierten Mammakarzinom. Er stellte die PATRICIA-Studie vor, an der triple-positive Luminal-A- und Luminal-B-Patientinnen teilgenommen haben, die mindestens eine Linie Chemotherapie in der metastasierten Situation erhalten hatten. Die eine Gruppe erhielt Palbociclib in Kombination mit Trastuzumab und einer endokrinen Therapie. Die Vergleichsgruppe erhielt eine Chemotherapie in Kombination mit Trastuzumab. „Die Ergebnisse legen nah, dass die Behandlung ohne Chemotherapie etwas effektiver zu sein scheint und weniger subjektive Nebenwirkungen hat“, so Hartkopf. Er sah hier die Möglichkeit einer Chemotherapie-freien Behandlung, die z. B. bei Patientinnen eingesetzt werden könne, die eine Alopezie vermeiden wollen. Zudem sei es eine Alternative für Patientinnen, bei denen alle anderen Therapieoptionen ausgeschöpft seien.
Sonja Buske
Quelle: Post ASCO -Livestream- im Rahmen des Senologie-Kongresses 2024 am 6. Juni 2024
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