Allgemeinmedizin » Impfen und Infektionen

»

Regionale Unterschiede bei Impfanforderungen für internationale Reisen 2025

Regionale Unterschiede bei Impfanforderungen für internationale Reisen 2025

Fachartikel

Allgemeinmedizin

Impfen und Infektionen

mgo medizin

mgo medizin

Autor

5 MIN

Erschienen in: Der Allgemeinarzt

Kontinentale Übersicht der Impfanforderungen

Die globale Reiselandschaft hat sich seit der COVID-19-Pandemie grundlegend verändert. Im Jahr 2025 stehen Reisende vor einem komplexen Netzwerk aus regionalen und nationalen Impfanforderungen, wobei sich deutliche kontinentale Unterschiede abzeichnen. In Europa hat die EU mit ihrem digitalen COVID-Zertifikat einen Standard geschaffen, der inzwischen als Grundlage für das globale WHO-System dient. Ab Mai 2025 tritt zudem das ETIAS-System in Kraft, das von visumsbefreiten Drittstaatenangehörigen eine elektronische Reisegenehmigung für die Einreise in den Schengenraum verlangt. Besonders zu beachten ist, dass Großbritannien ab April 2025 eine eigene elektronische Einreisegenehmigung (ETA) einführt, die auch EU-Bürger benötigen werden. Positiv für Reisende innerhalb Europas ist die Schengen-Erweiterung: Mit dem Beitritt Rumäniens und Bulgariens zum Schengenraum entfallen die Kontrollen an den Grenzen zu diesen Ländern.

Nordamerika

In Nordamerika haben die USA und Kanada ihre bereits etablierten elektronischen Reisegenehmigungssysteme (ESTA bzw. eTA) um Gesundheitskomponenten erweitert. Das ESTA-System der USA erlaubt nun die Hinterlegung von Impfinformationen, während das kanadische eTA-System mit dem während der Pandemie entwickelten ArriveCAN-System für Gesundheitsinformationen verknüpft wurde. Mexiko verfügt über ein weniger digitalisiertes System, akzeptiert aber WHO-anerkannte Impfnachweise und arbeitet an der Integration in das globale System.

Asien

Asien zeigt die größte Vielfalt an Implementierungen digitaler Gesundheitssysteme. In Ostasien führt Japan „Jesta“ ein, Südkorea setzt auf „K-ETA“, und China hat ein eigenes umfassendes digitales Gesundheitsüberwachungssystem entwickelt. Die ASEAN-Länder in Südostasien arbeiten an einer gemeinsamen digitalen Plattform für Reisende, die mit dem WHO-System kompatibel sein soll, wobei Thailand und Singapur bei der Implementierung führend sind. In Südasien integriert Indien sein CoWIN-System zunehmend mit internationalen Standards, während die Golfstaaten fortschrittliche digitale Gesundheitspasssysteme implementiert haben, die eng mit ihren Einreise- und Visasystemen verknüpft sind.

Afrika

In Afrika bleibt die Gelbfieberimpfung eine zentrale Anforderung für viele Länder, während die digitale Infrastruktur für Gesundheitspässe unterschiedlich entwickelt ist. Die Afrikanische Union arbeitet an einer kontinentweiten digitalen Plattform (PanaBIOS), die Impfnachweise standardisieren soll. Bis zur vollständigen Implementierung werden sowohl digitale als auch physische Nachweise akzeptiert. Südafrika ist führend bei der Digitalisierung von Gesundheitsnachweisen und hat ein System entwickelt, das mit dem WHO-Standard kompatibel ist.

Australien und Neuseeland

Australien und Neuseeland, bekannt für ihre strengen Biosicherheitsmaßnahmen, haben ihre digitalen Einreisesysteme um Gesundheitskomponenten erweitert. Das australische Electronic Travel Authority (ETA) System wurde mit dem Digital Passenger Declaration (DPD) System verknüpft, während das New Zealand Electronic Travel Authority (NZeTA) System ähnlich funktioniert und mit Gesundheitserklärungen integriert ist. Die kleineren pazifischen Inselstaaten haben unterschiedliche Anforderungen, folgen aber zunehmend regionalen Standards.

Besondere Anforderungen für Risikogebiete

Für Reisen in tropische und subtropische Regionen gelten oft spezifische Impfanforderungen aufgrund endemischer Krankheiten. Die Gelbfieberimpfung bleibt zentral für Teile Afrikas und Südamerikas, wobei die WHO die Gültigkeit der Impfung auf lebenslang verlängert hat, auch wenn einige Länder weiterhin eine Auffrischung nach 10 Jahren verlangen. Malariaprophylaxe wird zunehmend in digitalen Gesundheitspässen dokumentiert, obwohl es sich nicht um eine Impfung im traditionellen Sinne handelt. Für längere Aufenthalte in ländlichen Gebieten Südostasiens und Teilen des westlichen Pazifiks wird die Impfung gegen Japanische Enzephalitis empfohlen, während die Meningokokken-Impfung besonders wichtig für Reisen in den „Meningitis-Gürtel“ in Afrika südlich der Sahara ist.

Digitale Gesundheitspässe im Vergleich

Das globale Netz für die digitale Gesundheitszertifizierung der WHO bildet die Grundlage für die internationale Standardisierung von Gesundheitsnachweisen. Es baut auf dem erfolgreichen EU-COVID-Zertifikat auf und ermöglicht die sichere Validierung von Gesundheitsdokumenten weltweit. Der Beitritt zu diesem System ist für die Mitgliedstaaten freiwillig, wird aber von der EU-Kommission empfohlen. Parallel dazu hat die International Air Transport Association einen digitalen Gesundheitspass entwickelt, der die sichere Wiedereröffnung von Grenzen unterstützen soll. Mehrere große Fluggesellschaften wie Emirates, Singapore Airlines und Qatar Airways nutzen dieses System, das mit den WHO-Standards kompatibel ist.

Praktische Tipps für Reisende

Für Reisende im Jahr 2025 ist eine gründliche Vorbereitung unerlässlich. Es empfiehlt sich, die spezifischen Anforderungen des Ziellands mindestens 8-12 Wochen vor der Reise zu recherchieren, da einige Impfungen mehrere Wochen benötigen, um wirksam zu werden. Eine Konsultation mit einem Reisemediziner kann wertvolle Einblicke in die aktuellen Empfehlungen für spezifische Reiseziele bieten. Zur digitalen Vorbereitung gehört die Installation der notwendigen Apps und die Vertrautheit mit deren Funktionsweise, darunter die WHO-kompatible App für Gesundheitszertifikate, spezifische regionale Apps und gegebenenfalls die IATA Travel Pass App. Trotz digitaler Systeme sollten Reisende immer physische Kopien ihrer Impfnachweise aufbewahren und digitale Versionen offline auf ihrem Gerät speichern.

Grenzenlos reisen in einer vernetzten Welt: Ein Ausblick

Die Impfanforderungen für internationale Reisen im Jahr 2025 sind geprägt von zunehmender Digitalisierung und Standardisierung bei gleichzeitigem Fortbestehen regionaler Besonderheiten. Die WHO spielt eine zentrale Rolle bei der Harmonisierung dieser Anforderungen, während Reisende sich mit verschiedenen digitalen Systemen und regionalen Unterschieden auseinandersetzen müssen. Mit guter Vorbereitung und Verständnis der spezifischen Anforderungen können Reisende jedoch die Vorteile eines vereinfachten, digitalisierten Reiseprozesses nutzen und gleichzeitig zur globalen Gesundheitssicherheit beitragen.

Quellen

Weltgesundheitsorganisation (WHO): „Dieses elektronische Impfzertifikat plant die WHO“, Blick.ch, 2021

EU-Kommission: „Digitales COVID-Zertifikat der EU“, Europäische Kommission, 2023

G20-Erklärung: „Digitaler Impfpass: G20-Staaten beschränken das Reisen“, Deutsche Wirtschafts Nachrichten, 2022

Bundesministerium für Gesundheit: „Änderungen der Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV)“, 2025

Robert Koch-Institut: „Reiseimpfungen“, RKI, 2025

„Reisen 2025: Das Smartphone wird Pflicht – warum der Pass allein nicht mehr ausreicht“, GIGA, 2025

„Änderungen für Urlauber 2025: Von Reisepass bis elektronischer Reisegenehmigung“, Merkur.de, 2025

„EU-Kommission: Schneller über die EU-Grenze mit digitalen Reisedokumenten“, Europäische Kommission, 2024

„Schutz der Bürger: EU-Impfnachweis soll Grundlage für WHO-Zertifikate-Netzwerk werden“, n-tv.de

„WHO-Aktionsplan zur Förderung der digitalen Gesundheit in der Europäischen Region“, WHO, 2023

Bildquelle:© FocusFusion – stock.adobe.com

Schlagworte zu diesem Beitrag

Weitere Beiträge zu diesem Thema

Aktuelle STIKO-Empfehlung zur Meningokokken-Impfung: Warum alles anders?

Fachartikel

Die STIKO empfiehlt seit Ende Oktober die MenACWY-Impfung bereits für ­Kinder ab zwölf Jahren. Als Zeitpunkt bietet sich hierfür die routinemäßige J1-Vorsorgeuntersuchung an. Die ­STIKO erhofft sich dadurch ­Populationseffekte, durch die auch ­ältere Menschen geschützt werden. ­
Bei der ACWY-Impfung für Kleinkinder sieht die STIKO dagegen keinen Handlungs­bedarf.

Allgemeinmedizin

Impfen und Infektionen

Beitrag lesen
Farbenfrohe Aquarellmalerei zeigt eine vielfältige Gruppe von Menschen am Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung, am Tag der Behinderung, in der Welt auf Rollstühlen, am Tag der Autismusaufklärung und im Gesundheitswesen

Behandlung von Menschen mit Beeinträchtigungen – Teil 1

Fachartikel

Die medizinische Versorgung von Menschen mit schweren Beeinträchtigungen 
konfrontiert Fachpersonen regelmäßig mit komplexen ethischen Fragen. Im Zentrum steht die Entscheidung, welche Behandlungen gerechtfertigt und sinnvoll sind – ­insbesondere dann, wenn ...

Allgemeinmedizin

Psyche und Nerven

Beitrag lesen
elektronische patientenakte als grafik vor notebook

ePA: Was man jetzt 
beachten sollte

Praxiswissen

Seit Oktober 2025 muss die elektronische Patientenakte (ePA) gesetzlich verpflichtend eingesetzt werden.

Allgemeinmedizin

Sonstiges

Beitrag lesen