Reise- und migrationsassoziierte parasitäre Hauterkrankungen treten durch Migration und Tropenreisen häufiger auf. Sie verursachen juckende oder entzündliche Hautläsionen und sind oft auf schlechte hygienische Bedingungen oder Kontakt mit kontaminiertem Boden zurückzuführen. Jede Erkrankung erfordert spezifische Diagnosen und Behandlungen.
Parasitäre Hauterkrankungen sind weltweit verbreitet. Menschen, die in einem von Armut geprägten Umfeld leben, sind besonders häufig betroffen. Zu den Ektoparasitosen, die in der allgemeinärztlichen Praxis relevant sind, zählen kutane Leishmaniose, kutane Larva migrans, Tungiasis, die Pedikulosen und Skabies.
1. Kutane Leishmaniose
Leishmanien sind begeißelte Protozoen, die sowohl beim Menschen als auch bei Tieren die Krankheit Leishmaniose hervorrufen. Der Krankheitstyp hängt von der Leishmanien-Spezies und der Immunantwort des Wirtes ab. Die kutane Leishmaniose kommt in Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika sowie in Süd- und Südosteuropa vor. Im östlichen Mittelmeerraum ist die kutane Leishmaniose endemisch. Die Einzeller werden beim Blutsaugen durch weibliche Sandmücken auf den Menschen übertragen. Phlebotomen und verwandte Sandmückengattungen sind deutlich kleiner als andere blutsaugende Insekten, so dass sie durch die Maschen von Moskitonetzen hindurchschlüpfen. Vereinzelt ist eine Infektion durch kontaminierte Infusionsnadeln, Blutkonserven oder Hauttransplantate nachgewiesen.
In Deutschland wurde die kutane Leishmaniose bis vor kurzem ausschließlich als reiseassoziierte Infektion diagnostiziert. Seit Beginn der Flüchtlingsbewegung aus Afghanistan, Syrien und Afrika hat die Häufigkeit der kutanen Leishmaniose in Deutschland stark zugenommen. Nach Wochen bis Monaten entwickelt sich um die Einstichstelle eine zunächst juckende, nicht schmerzhafte, runde, papulöse Effloreszenz, die im Laufe von Wochen/Monaten ulzeriert. Das Ulcus hat einen Randwall und eine Krustenbildung im Zentrum.
Die Effloreszenzen treten typischerweise an nicht von Kleidung bedeckter Haut auf oder an Hautpartien, die im Flugkorridor von Sandmücken liegen. Leishmanien können mittels Mikroskopie, Kultur oder PCR nachgewiesen werden. Die Behandlung ist einem reisemedizinischen/tropenmedizinischen Zentrum bzw. tropenmedizinisch erfahrenen Dermatologen vorbehalten.
2. Kutane Larva migrans
Die Hakenwurm-bedingte kutane Larva migrans (auch Hautmaulwurf genannt) wird durch das Eindringen von tierischen Nematodenlarven, z. B. Ankylostoma braziliense, in die Epidermis verursacht. Die Larven wandern Wochen bis Monaten durch die Epidermis, bis sie absterben. Die kutane Larva migrans ist die häufigste parasitäre Hauterkrankung bei Reiserückkehrern aus den Tropen beziehungsweise Subtropen. Erwachsene und Kinder sind gleichermaßen betroffen.
Die Krankheit ist besonders in Südamerika und in der Karibik verbreitet. In typischen Endemiegebieten kontaminieren freilaufende Hunde und Katzen den Boden von öffentlichen Plätzen mit Hakenwurmeiern. Tropische Regenfälle verbreiten die Exkremente der Tiere und die darin enthaltenen Eier über eine große Fläche, auch in die Grünanlagen von Hotels oder Ferienresorts. Reisende infizieren sich, wenn sie barfuß oder in Flip-Flops gehen oder sich in Sand oder auf Rasen setzen.
Die kutane Larva migrans beginnt mit einer juckenden, rötlichen Papel an der Penetrationsstelle einige Stunden nach der Exposition. Wenige Tage nach der Penetration erscheint der typische erythematöse, serpiginöse, leicht erhabene Larvengang. Die Migration der Hakenwurmlarve induziert eine inflammatorische Entzündungsreaktion mit starkem Pruritus. Die Diagnose wird klinisch gestellt und durch eine Reiseanamnese untermauert. Eine einmalige orale Gabe von Ivermectin tötet die Larven ab. Juckreiz und lokale Entzündungsreaktion bilden sich innerhalb weniger Tage zurück.
3. Tungiasis
Die Tungiasis (auch Sandflohkrankheit genannt) ist eine in den Tropen vorkommende Zoonose, die ein breites Spektrum von Haus- und Nutztieren befällt. Sie entsteht durch das Eindringen des weiblichen Sandflohs Tunga penetrans in die Epidermis und einer raschen Größenzunahme des intraepithelial liegenden Parasiten. Die Tungiasis kommt in fast allen Ländern Afrikas südlich der Sahara vor, inklusive Madagaskar. In Nord- und Südamerika ist die Ektoparasitose von Kolumbien bis Argentinien verbreitet.
Das Sandflohweibchen penetriert typischerweise an den Füßen, beispielsweise beim Barfußlaufen. Prädilektionsstellen sind der Nagelrand, Nagelwall und die Fußsohle. Unmittelbar nach der Penetration beginnt der weibliche Sandfloh Blut zu saugen und vergrößert sein Volumen rapide. Drei bis vier Wochen nach der Penetration stirbt der Parasit in situ. Der sich rasch ausdehnende Körper des weiblichen Sandflohs übt Druck auf das umliegende Gewebe aus und verursacht dadurch eine starke Entzündungsreaktion.
Die Diagnose der Tungiasis ist makroskopisch und wird durch eine Reiseanamnese untermauert. Eine topische Anwendung einer Mischung von Dimeticonölen tötet die in der Epidermis eingebetteten Parasiten ab. Die Chitinreste des abgestorbenen Flohs fallen innerhalb weniger Tage aus der Hornhaut.
4. Pediculosis capitis und corporis
Kopf- und Kleiderläuse können sich auf der Haut des Menschen beziehungsweise in der Unterwäsche vermehren. Es gibt kein Tierreservoir. Die Übertragung von Kopfläusen erfolgt durch Haar-zu-Haar-Kontakt. Eine Übertragung über Bettwäsche, Handtücher, Haarbürsten und Kämme ist theoretisch möglich, aber in der Praxis eher selten. Kleiderläuse werden durch kontaminierte Unterwäsche oder gemeinsam benutzte Bettwäsche übertragen.
Die Diagnose der Pediculosis capitis erfolgt mittels feuchtem Auskämmen. Der Verdacht einer Pediculosis corporis wird durch die visuelle Inspektion von Körperstellen und den Nachweis von Eiern in der Unterwäsche bestätigt. Bei der Behandlung der Pediculosis capitis wird vom Einsatz neurotoxisch wirksamer Pedikulozide abgeraten. Eine neue Generation von Pedikuloziden enthält Dimeticonöle und wirkt rein physikalisch.
5. Skabies
Die humane Skabies wird durch die Krätzemilbe Sarcoptes scabiei var. hominis verursacht. Nur weibliche Milben penetrieren die Hornhaut. Skabies kommt weltweit vor. In Europa hat die Häufigkeit der Skabies in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Ursache sind desolate hygienische Verhältnisse während der Migration oder auf den Fluchtrouten.
Die Diagnose der Skabies sollte durch einen Dermatologen bestätigt werden. Ivermectin oral ist die Behandlung der Wahl. In der Regel verschwinden die Beschwerden innerhalb von zwei Wochen. Eine topische Behandlung mit Permethrin ist möglich, führt aber häufig zu einer unzureichenden Compliance. Kontaktpersonen des Patienten werden zeitgleich mitbehandelt. Umgebungsmaßnahmen beinhalten Wechseln und Waschen von Unterwäsche, Kleidung und Handtüchern sowie Desinfektion von Gegenständen mit längerem Körperkontakt.
Fazit für die Praxis
Tungiasis und kutane Larva migrans sind die häufigsten Fernreise-assoziierten Ektoparasitosen. Die kutane Leishmaniose wird aufgrund von Flucht und Migration aus dem östlichen Mittelmeerraum zunehmend häufig diagnostiziert. Die Skabies ist die häufigste Migration-assoziierte Infektionskrankheit. Die saisonale Schwankung der Inzidenz der Pediculosis capitis deutet auf vermehrte Haar-zu-Haar-Kontakte bei Urlaubsaktivitäten hin. Die Diagnose der kutanen Leishmaniose, der Tungiasis und der kutanen Larva migrans erfordert Kenntnisse des Krankheitsbilds. Für jede der Ektoparasitosen gibt es evidenzbasierte therapeutische Maßnahmen.
Bericht: Prof. Dr. med. Hermann Feldmeier
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