Onkologie » Sonstiges

»

DEGRO warnt vor drastischen Einschnitten in der Strahlentherapie

DEGRO warnt vor drastischen Einschnitten in der Strahlentherapie

News

Onkologie

Sonstiges

mgo medizin

mgo medizin

Autor

3 MIN

Erschienen in: onkologie heute

Am 29. August hat das Bundessozialgericht ein Urteil gefällt, dem zufolge ein Krankenhaus, das keinen Versorgungsauftrag für die Erbringung strahlentherapeutischer Leistungen hat, diese auch nicht mehr stationär erbringen und abrechnen kann (Verhandlung B 1 KR 18/22 R). Nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie e. V. (DEGRO) gefährdet dieses Urteil die Versorgung von Tumorpatienten in einigen Regionen Deutschlands. „Die klinische Strahlentherapie stellt eine wichtige Säule in der Versorgung von Menschen mit Krebs dar, diese einzureißen, kostet Menschenleben“, mahnt DEGRO- Präsidentin, Univ.-Prof. Dr. Mechthild Krause, Dresden.

In Deutschland werden pro Jahr etwa 350.000 Strahlentherapieleistungen erbracht (Medenwald et al., Strahlenther Onkol 2021), nur knapp 20 % davon stationär. „In der Strahlentherapie können viele Leistungen amubulantisiert werden und wurden es bereits. Dennoch muss auch eine flächendeckende klinische Versorgung aufrecht erhalten werden. Denn gerade Krebspatienten mit fortgeschrittener Erkrankung sind häufig nicht ausschließlich im ambulanten Setting zu versorgen, wir reden letztlich über schwerstkranke Menschen“, erklärt die Expertin. „Bei Bedarf muss daher weiterhin die Möglichkeit bestehen, eine Patientin oder einen Patienten stationär behandeln zu können.“

Außerdem erfolge die Behandlung in den meisten Fällen multimodal, d. h. verschiedenen Therapien wie beispielsweise die Chemo- und die Strahlentherapie werden kombiniert. „Unserer Ansicht nach gehört die Strahlentherapie zu Basisversorgung von Tumorpatienten, und zwar ebenso wie die internistische Onkologie mit der Chemotherapie oder die Tumorchirurgie. Alle Behandlungen greifen ineinander und werden synergistisch angewendet. In den Kliniken finden Tumorboards statt, bei denen die verschiedenen Disziplinen gemeinsam auf die Patienten schauen und die individuell erfolgversprechendste Therapieabfolge festlegen“, erläutert Univ.-Prof. Dr. Stephanie Combs, München, Pressesprecherin der DEGRO. „Diese Besonderheit der Krebsmedizin rettet nachweislich Menschenleben, droht nun aber durch die geltende Rechtslage ausgehebelt zu werden. Wir empfinden das als großen Rückschlag.“

De facto haben viele Kliniken keinen erforderlichen Versorgungsauftrag mehr und werden nun, nach dem Urteil, nicht weiter die klinische, strahlentherapeutische Versorgung aufrechterhalten können.

Große Sorge bereitet der DEGRO die Frage, ob der Bedarf an strahlentherapeutischer Versorgung dann überhaupt noch in allen Bundesländern in einem ausreichenden Maße gedeckt werden könne. „Wir sehen die Gefahr, dass die Strahlentherapie in bestimmten Situationen ausgesetzt, verzögert, schlimmstenfalls sogar gar nicht als wichtige Behandlungsoption mehr angeboten wird, einfach weil die klinischen Strukturen zerschlagen wurden. Es ist sehr wichtig, ein gesundes Maß zwischen einer für die Behandlungsqualität förderlichen Zentralisierung der interdisziplinären onkologischen Therapien und der Bereitstellung ausreichender stationärer Kapazitäten für die Strahlentherapie in allen Bundesländern zu finden“, erklärt DEGRO-Präsidentin Prof. Krause.

Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie e. V.

Bilderquelle: © Mark-Kostich – stock.adobe.com

Schlagworte zu diesem Beitrag

Weitere Beiträge zu diesem Thema

Darstellung eines hämatologischen Testergebnisses mit Fokus auf Multiple Myelom.

Gesteigerte Infektionsneigung nach Immuntherapie beim Multiplen Myelom

Fachartikel

Innovative Immuntherapien haben die Behandlung des Multiplen Myeloms revolutioniert, erhöhen aber das Risiko schwerer Infektionen. Der Beitrag zeigt, wie moderne Therapien wirken und gibt kompakte Empfehlungen zur Infektionsprävention und -behandlung in der klinischen Praxis.

Onkologie

Hämatoonkologie

Multiples Myelom

Beitrag lesen
Darstellung einer molekularen Struktur, die die Wirkweise eines VEGFR-Hemmers symbolisiert.

Fruquintinib bietet Tumorkontrolle und mehr gute Lebenszeit

Pharmaservice

Fruquintinib, ein VEGFR-Hemmer, verlängert das Überleben bei stark vortherapiertem kolorektalem Karzinom. Die FRESCO-2-Studie zeigt 68 % geringeres Sterberisiko und handhabbare Nebenwirkungen.

Onkologie

Gastrointestinale Tumoren

Darmkrebs

Beitrag lesen
Zwei Wissenschaftlerinnen im Labor arbeiten mit einem Mikroskop, um Gewebeproben für die Brustkrebsdiagnostik zu analysieren.

Brustkrebsdiagnostik: Hohe Standards in der Pathologie

News

Die Pathologie sichert die Qualität der Brustkrebsdiagnostik durch Standards wie Ringversuche und Tumorboards. Vorfälle wie in Bremen zeigen die Bedeutung klarer und strukturierter Maßnahmen.

Onkologie

Gynäkologische Tumoren

Mammakarzinom

Beitrag lesen