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Suizidalität: Tabuthema nicht ignorieren

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Erschienen in: onkologie heute

Einem schweren Thema widmete sich eine der ersten Session des Tages: Suizidalität bei Krebs. Dabei wurde deutlich, dass es Betroffenen und auch Ärzten gut tun kann, über Todeswünsche und Suizid zu sprechen.

Der Begriff Suizidalität umfasst den gesamten Bereich Suizidgedanken, Suizidankündigungen, Suizidpläne und -versuche, wie Dr. Leopold Hentschel, Dresden, erklärte. Verlässliche Zahlen zur Häufigkeit gebe es allerdings lediglich zu dem vollendeten Suizid. So ließen sich jährlich im Schnitt 10.000 Todesfälle in Deutschland auf Suizid zurückführen. Untersuchungen zu Zahlen bei Krebserkrankten zeigten, dass es unter ca. 47 Millionen Krebspatienten zu 70.000 Suiziden kam.

Dabei gelte generell, dass die Suizidrate von Tumorart und -stadium und damit vor allem von der Prognose abhängt. Weitere Risikofaktoren sind soziale Konstellationen (z. B. fördert Einsamkeit Suizidgedanken), höheres Alter, das männliche Geschlecht, Progression der Erkrankung sowie Schmerzen und andere wenig kontrollierte Symptome.

Interessant ist Prof. Dr. Ryamond Voltz, Köln, zufolge: Jeder Patient, der suizidal ist, hat einen Todeswunsch. Aber nicht jeder Todeswunsch äußert sich suizidal. Daher sollte es Aufgabe des medizinischen Fachpersonals sein, durch entsprechende Gespräche einer möglichen Einengung entgegenzuwirken. Das bedeute, dass offene und auch Ergebnis-offene Gespräche mit den Patienten nie schaden, sondern sogar helfen können. Dazu gelte es, so der Rat des Experten, die eigene Kommunikationskompetenz durch Fortbildungen zu steigern.

Kommunikation und Palliativversorgung sind Suizidprävention

Bezüglich der Konsiliarpsychiatrie wurde deutlich, dass hier die Betreuung onkologischer Patienten der Regelfall sei und die Frage nach Suizidalität häufig vorkomme, so Dr. Bodo Warrings, Würzburg. Daher sollte diese auch immer angesprochen werden, wobei die entsprechende Betreuung eine interdisziplinäre Aufgabe und die Vernetzung von medizinischen Teams lohnend und sinnvoll sei. Zudem sei Warrings zufolge eine weitere und vertiefte Beschäftigung mit dem Thema notwendig.

Ein wichtiger Aspekt zum Thema ist die Suizidassistenz. Dazu führte Dr. Martin Neukirchen, Düsseldorf, aus, dass Sterbewünsche bei Palliativpatienten häufig vorhanden und ein Teil von natürlicher Ambivalenz seien. Auch er betonte, dass eine offene Kommunikation über Sterbewünsche eine Suizidprävention sei. Das Gleiche gelte für die Palliativversorgung. Assistierter Suizid ist in Deutschland erlaubt und werde täglich praktiziert, wobei sich die Haltung dazu sich zwischen unterschiedlichen Arztgenerationen wohl unterscheide, so Neukirchen. Jüngere Ärzte seien dem Thema offener gegenüber. Weiterhin unklar sei, ob es ein Gesetz zur Regulierung der Suizidassistenz geben wird.

Anne Göttenauer

Quelle: Session „Suizidalität bei Krebserkrankten“, 36. Deutscher Krebskongress 2024, 22. Februar 2024

Bilderquelle: © shootingtheworld – Adobe Stock

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