Allgemeinmedizin » Sonstiges

»

Wenn Politik zum Risikofaktor wird – wie das politische Klima die Gesundheit migrantischer Azubis beeinflusst

Wenn Politik zum Risikofaktor wird – wie das politische Klima die Gesundheit migrantischer Azubis beeinflusst

News

Allgemeinmedizin

Sonstiges

mgo medizin

mgo medizin

Autor

2 MIN

Erschienen in: Der Allgemeinarzt

Eine neue Studie des Exzellenzclusters „The Politics of Inequality“ an der Universität Konstanz untersucht die Auswirkung rechtspopulistischer Wahlergebnisse auf das gesundheitliche Wohlbefinden und die Integration migrantischer Auszubildender. Die Ergebnisse zeigen, dass die regionale Unterstützung für die AfD eine entscheidende Rolle bei Diskriminierungserfahrungen und deren gesundheitlichen Folgen für migrantische Arbeitnehmende spielt.

Hat das politische Klima einer Region Einfluss auf Wohlbefinden und mentale Gesundheit migrantischer Auszubildenden? Beeinflusst gesellschaftliche Polarisierung konkrete (Diskriminierungs-)Erfahrungen am Arbeitsplatz? Mit diesen Fragen befasst sich eine neue Studie des „Integration@work“-Projekts am Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“. Dazu haben die beteiligten Wissenschaftler der Universitäten Konstanz und Mannheim sowie des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe die Erfahrungen von migrantischen Auszubildenden untersucht: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die politischen Einstellungen auf regionaler Ebene, in der ein Unternehmen ansässig ist, erhebliche Auswirkungen auf die Wahrnehmung von Diskriminierung und die mentale Gesundheit migrantischer Beschäftigter haben kann“, erklärt Florian Kunze, Projektleiter und Co-Autor der Studie von der Universität Konstanz.

Um diesen Zusammenhang herstellen zu können, haben die Forschenden rund 1.000 Auszubildende in einer Längsschnittstudie zu ihren Erfahrungen in den ersten 13 Ausbildungswochen befragt und diese im Anschluss mit Wahldaten auf regionaler Ebene in Deutschland abgeglichen. Die Ergebnisse zeigen: In Regionen mit hoher Unterstützung für rechtspopulistische Parteien wie der AfD, nehmen Migranten über die Zeit eine zunehmend abwertende Haltung durch ihre Kollegen wahr. Das beeinflusst auch das gesundheitliche Wohlergehen: „Wir konnten feststellen, dass Auszubildende in diesen Regionen verstärkt über emotionale Erschöpfung und berufliche Unzufriedenheit nach drei Monaten in der Ausbildung berichteten“, so Arbeitspsychologe und Postdoktorand Benjamin Korman. „In Gegenden mit geringer Unterstützung für rechtsextreme Parteien ist dies nicht der Fall.“

Besondere Relevanz besitzen die Ergebnisse der Studie auch hinsichtlich der Rolle von (migrantischen) Auszubildenden zur Bekämpfung des Fachkräftemangels in Deutschland. „Die erfolgreiche berufliche und soziale Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt scheint unseren Ergebnissen nach durch ein rechtspopulistisch geprägtes politisches Klima gefährdet zu sein“, gibt Max Reinwald, Juniorprofessor für Management, zu bedenken. Das müsse sowohl Unternehmen als auch politischen Entscheidungstragenden zu denken geben.

Verfasserin: Helena Dietz, Universität Konstanz

Zur Originalpublikation kommen Sie hier.

Bilderquelle: © amorn – stock.adobe.com

Schlagworte zu diesem Beitrag

Weitere Beiträge zu diesem Thema

Aktuelle STIKO-Empfehlung zur Meningokokken-Impfung: Warum alles anders?

Fachartikel

Die STIKO empfiehlt seit Ende Oktober die MenACWY-Impfung bereits für ­Kinder ab zwölf Jahren. Als Zeitpunkt bietet sich hierfür die routinemäßige J1-Vorsorgeuntersuchung an. Die ­STIKO erhofft sich dadurch ­Populationseffekte, durch die auch ­ältere Menschen geschützt werden. ­
Bei der ACWY-Impfung für Kleinkinder sieht die STIKO dagegen keinen Handlungs­bedarf.

Allgemeinmedizin

Impfen und Infektionen

Beitrag lesen
Farbenfrohe Aquarellmalerei zeigt eine vielfältige Gruppe von Menschen am Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung, am Tag der Behinderung, in der Welt auf Rollstühlen, am Tag der Autismusaufklärung und im Gesundheitswesen

Behandlung von Menschen mit Beeinträchtigungen – Teil 1

Fachartikel

Die medizinische Versorgung von Menschen mit schweren Beeinträchtigungen 
konfrontiert Fachpersonen regelmäßig mit komplexen ethischen Fragen. Im Zentrum steht die Entscheidung, welche Behandlungen gerechtfertigt und sinnvoll sind – ­insbesondere dann, wenn ...

Allgemeinmedizin

Psyche und Nerven

Beitrag lesen
elektronische patientenakte als grafik vor notebook

ePA: Was man jetzt 
beachten sollte

Praxiswissen

Seit Oktober 2025 muss die elektronische Patientenakte (ePA) gesetzlich verpflichtend eingesetzt werden.

Allgemeinmedizin

Sonstiges

Beitrag lesen