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„Die Entdeckung der Haut aus medizinischer Sicht geschah dereinst in Wien.“

Gerahmte Zeichnungen in einer Kunstausstellung, präsentiert an einer weißen Wand.

„Die Entdeckung der Haut aus medizinischer Sicht geschah dereinst in Wien.“

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mgo medizin Redaktion

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2025 jährt es sich zum 180. Mal, dass Ferdinand Hebra, der als einer der Begründer der klinischen Dermatologie im deutschsprachigen Raum gilt, seine Einteilung der Hautkrankheiten veröffentlichte. Ein perfekter Anlass für eine Sonderausstellung an der Medizinischen Universität in Wien, die einen Abstecher in die österreichische Landeshauptstadt noch lohnender macht.

Innenansicht einer modernen Ausstellung mit Kunstwerken und interaktiven Displays in einer Galerie.
© Josephinum/Hörmandinger

Mitte des 19. Jahrhunderts stellte die von Ferdinand Karl Franz Ritter von Hebra (geboren als Ferdinand Karl Franz Schwarzmann) umfassend beschriebene Systematik der Hautkrankheiten einen entscheidenden Fortschritt in der Medizin dar. Die neue Struktur bot für die an einer Hauterkrankung betroffenen Patienten eine nachvollziehbare Diagnose und ermöglichte damit eine nutzbringende Therapie. Im Wiener Allgemeinen Krankenhaus hatte er – als erster Ordinarius für Dermatologie in Österreich überhaupt – mit 29 Jahren die Abteilung für Hautkrankheiten übernommen. Visuell auch heute noch beeindruckend sind die ausdruckstarken und künstlerisch einzigartigen kolorierten Abbildungen des „Atlas der Hautkrankheiten“, der von Ferdinand Hebra in der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften herausgegeben wurde. In diesem 1856 erstmals veröffentlichten Monumentalwerk der damaligen Zeit wurden für Studierende und Ärzte einzelne Hautkrankheiten anschaulich präsentierte, mit dem Ziel der diagnostischen Einordnung. Eine fundamentale Rolle spielte dabei auch die fachliche Expertise der Illustratoren Anton Elfinger und Carl Heitzmann. Beide sowohl Ärzte als auch hervorragende Künstler. Für einen Privatbesucher mögen die Bilder der gezeigten Hauterkrankungen aus heutiger empathischer Sicht schwer zu ertragen sein, für das geschulte Auge sind sie nicht nur spannende kunsthistorische Dokumente, sondern auch ein Zeugnis der dermatologischen Errungenschaften.

Die Österreicher sagen…

„… die Entdeckung der Haut aus medizinischer Sicht geschah dereinst in Wien“ – und einem bedeutenden Anteil trug Ferdinand Hebra mit seinem nüchternen, am Seziertisch geschulten Blick bei. In den 1840er Jahren hatte er sich als junger Assistenzarzt auf die Reise in dermatologische Gefilde gemacht. Er notierte systematisch notierte bei seinen Patienten Zeichen von Erkrankungen der Haut, suchte nach den Ursachen und studierte die Krankheitsverläufe. Mit der Zielsetzung, Licht in den damaligen Wirrwarr der Bezeichnungen zu bringen, Hautkrankheiten genauer zu beschreiben, schärfer voneinander abzugrenzen und besser zu verstehen.

Historische medizinische Moulagen in einer Ausstellung, die verschiedene Körperteile und Hauterkrankungen darstellen.
© Josephinum/Hörmandinger

Die aktuelle Sonderausstellung im Josephinum in Wien führt multimedial ins „Clinicum des Dr. Hebra“. Ausstellungsbesucher können dabei multimedial via Bildschirm in Hebras großformatigem, reich bebildertem „Atlas der Hautkrankheiten“ blättern, erschienen zwischen 1856 und 1876. Mit seinen Krankheitsbildern schuf Hebra eine einzigartige Beobachtungsgrundlage einer eigenständigen Hautkrankheitslehre. Die Ausstellung zeigt, wie Hebra seine Patienten ins Bild setzte, auf welche Körperregionen sich die Blicke im Atlas konzentrierten und welches besondere Medium in der Wiener Dermatologie bald schon für Furore sorgte: plastische Abdrücke in Wachs, so genannte Moulagen. Exemplarisch blendet die Ausstellung immer wieder auf bis heute wichtig gebliebene Hauterkrankungen.

Von gestern bis heute

Hebras Hautatlas erschien ab 1856 über 20 Jahre hinweg in einem besonderen Format. In 10 separaten Lieferungen lagen die jeweiligen Krankheitsbilder als ungebundene Einzelblätter in verschnürten Faszikel-Mappen bei. Jede der 104 Ansichten war doppelt vertreten: als Farblithografie auf stabilen Karton gedruckt und als Umriss-Lithografie auf dünnem halbtransparentem Papier darübergelegt. Während die Farblithografie das Krankheitsbild im lebensgroßen Porträt in voller Ausprägung zeigt, fokussiert der Umriss auf die jeweiligen Formveränderungen. Das Konturblatt nennt die Diagnose und verweist auf Strukturen, die im Textheft erläutert werden.

 Gerahmte Zeichnung in einer Kunstgalerie mit begleitenden Texttafeln an der Wand.
© Josephinum/Hörmandinger

Hebra hatte eine scharfe Beobachtungsgabe, konnte minutiös klinische Erscheinungsbilder beschreiben und ähnliche, aber eben nicht identische Krankheitsbilder differenzieren. Er füllte Wissenslücken und bereinigte nomenklatorischen Wildwuchs, indem er Verläufe von Krankheitsbildern dokumentierte und zeigen konnte, dass Stadien einiger Erkrankungen als unterschiedliche Krankheitsbilder gesehen wurden, wie beispielsweise beim Lupus. Ihm gelang die Erstbeschreibung etlicher Hautkrankheiten wie Erythema exsudativum multiforme, Lichen scrophulosorum, Lichen ruber, Rhino-sklerom und Impetigo herpetiformis sowie die genauere Abgrenzung von Prurigo, Pityriasis rubra, Xanthoma planum und Xanthoma tuberosum.

Puppe im Malibu-Design mit buntem Outfit, bestehend aus einem türkisfarbenen Tanktop und roten Shorts.
©Sabine Mack

Ein besonderer Hingucker in der Ausstellung und eine Ergänzung aus der aktuellen Zeit ist eine Spielzeugpuppe aus dem Barbie-Universum, die es dermatologisch in sich hat: Dieser besondere Ken-Puppe ist Teil der „Barbie Fashionistas“-Reihe. Mit seiner realistischen Darstellung von Vitiligo möchte dieser Ken ein Zeichen setzen für Vielfalt und Inklusion in der Spielzeugwelt. Die Figur soll dazu beitragen, das Bewusstsein für unterschiedliche Hautbilder zu fördern und Kinder für die Schönheit individueller Merkmale zu sensibilisieren.

Redaktion/Sabine Mack

Sonderausstellung Haut:
Ferdinand Hebra und sein Atlas der Hautkrankheiten(1856 – 1876)
Kuratiert von: Thomas Schnalke, Berliner Medizinhistorisches Museum der Charité; wissenschaftliche Beratung: Prof. Dr. Beatrix Volc-Platzer, Gesellschaft der Ärzte in Wien

Die Sonderausstellung läuft noch bis Oktober 2025:
https://www.josephinum.ac.at/aktuelle-ausstellungen/detail/haut/

Bilderquelle: © Josephinum/Hörmandinger

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