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Früherkennung von Typ-2-Diabetes: Der unterschätzte 1h-OGTT-Wert

Laborröhrchen mit Blut und der Aufschrift oGTT

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Früherkennung von Typ-2-Diabetes: Der unterschätzte 1h-OGTT-Wert

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Typ-2-Diabetes

mgo medizin Redaktion

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3 MIN

Erschienen in: diabetes heute

Aktuelle Forschungsergebnisse aus Tübingen, Helmholtz Munich und dem DZD zeigen: Der Ein-Stunden-Blutzuckerwert im OGTT identifiziert besonders effektiv Risikopatienten für Typ-2-Diabetes – und eröffnet neue Chancen für die gezielte Prävention in der diabetologischen Praxis.

Die Früherkennung und Prävention des Typ-2-Diabetes bleibt eine zentrale Herausforderung in der Diabetologie. Bisherige Kriterien wie Nüchtern- oder 2-Stunden-Glukosewerte im oralen Glukosetoleranztest (OGTT) sowie der HbA1c-Wert erfassen jedoch nicht alle Risikopersonen frühzeitig. Nur etwa 20 % der Menschen mit Typ-2-Diabetes erfüllen zuvor die klassischen Prädiabetes-Kriterien, während bei über 40 % der Prädiabetiker nie ein Diabetes entsteht.

Ein-Stunden-Blutzuckerwert als neuer Biomarker

Eine aktuelle Studie von Wang et al. (2025), durchgeführt an der Universität Tübingen, Helmholtz Munich und dem Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD), stellt den Ein-Stunden-Blutzuckerwert (1h-PG) nach OGTT als besonders sensitiven Marker für eine frühe Glukosestoffwechselstörung vor. Ein Wert von ≥ 155 mg/dl (gemäß IDF) signalisiert bereits vor dem klassischen Prädiabetes einen kritischen, aber noch reversiblen metabolischen Zustand.

Studiendesign und Ergebnisse

Im Rahmen des Tübinger Lebensstil-Interventionsprogramms (TULIP) wurden 317 Personen mit normaler Glukoseregulation, isoliert erhöhtem 1h-PG oder Prädiabetes neun Monate lang intensiv betreut. Ziel der Intervention war ein Gewichtsverlust von mindestens 5 % durch ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung.

Bereits zu Studienbeginn zeigten Personen mit erhöhtem 1h-PG eine metabolische Dysfunktion (reduzierte Insulinsensitivität, eingeschränkte Betazellfunktion, erhöhtes Leber- und Bauchfett), die jedoch noch reversibel war. Nach neun Monaten Lebensstilintervention verbesserten sich Insulinsensitivität, Betazellfunktion und Leberfett signifikant – die Werte näherten sich denen stoffwechselgesunder Personen an. Fast die Hälfte der Teilnehmer mit erhöhtem 1h-PG erreichte wieder Normoglykämie, doppelt so viele wie in der Prädiabetes-Gruppe.

Langfristig zeigte sich ein eindrucksvoller Effekt: Das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, war in der 1h-PG-Gruppe um 80 % reduziert. Die erzielten metabolischen Verbesserungen waren in dieser Gruppe deutlich ausgeprägter als bei klassischem Prädiabetes.

Klinische Relevanz und Ausblick

Der 1h-PG erwies sich als der sensitivste Marker zur Früherkennung von Glukosetoleranzstörungen und war klassischen Parametern wie Nüchtern-Glukose, 2h-PG oder HbA1c deutlich überlegen. Die Autoren plädieren dafür, den 1h-PG routinemäßig im OGTT zu bestimmen, um gefährdete Personen frühzeitig zu identifizieren und gezielt zu behandeln – noch bevor ein Prädiabetes diagnostiziert wird.

„Der Ein-Stunden-Wert markiert offenbar den optimalen Zeitpunkt, um den Stoffwechsel noch zu normalisieren.“

Prof. Dr. Andreas Birkenfeld, DZD-Sprecher und
Direktor des IDM von Helmholtz Munich an der Universität Tübingen

Fazit für die Praxis

Die Bestimmung des 1h-PG im OGTT könnte die Prävention des Typ-2-Diabetes revolutionieren. Diabetologen wird empfohlen, diesen Marker verstärkt in die klinische Praxis zu integrieren, um Patienten mit hohem Risiko frühzeitig und effektiv zu betreuen.

Quelle: DZD (Neuherberg, 13. November 2025). Der Ein-Stunden-Blutzuckerwert als neuer Marker zur Diabetes-Prävention [Pressemitteilung].

Originalpublikation:
Wang Y, Sandforth A, Jumprtz-von Schwartzenberg R, Ganslmeier M, Cheng Y, Sandforth L, Katzenstein S, Machann J, Schick F, Kantartzis K, Preissl H, Fritsche A, Stefan N, Bergman M, Birkenfeld AL. Lifestyle intervention is more effective in high 1-hour post-load glucose than in prediabetes for restoring β-cell function, reducing ectopic fat, and preventing type 2 diabetes. Metabolism. 2026 Jan;174:156430. doi: 10.1016/j.metabol.2025.156430. [Paper]

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