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Warum Kinder von Müttern mit Typ-1-Diabetes besser geschützt sind

junge schwangere Frau spritzt sich auf dem Sofa sitzend Insulin in den Bauch

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Warum Kinder von Müttern mit Typ-1-Diabetes besser geschützt sind

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mgo medizin Redaktion

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Erschienen in: diabetes heute

Kinder von Müttern mit Typ-1-Diabetes erkranken seltener selbst an Diabetes als Kinder mit betroffenen Vätern oder Geschwistern – doch warum ist das so? Neue Studien zeigen: Epigenetische und immunologische Prozesse während der Schwangerschaft spielen eine überraschend schützende Rolle. Was das für die Praxis bedeutet, welche internationalen Erkenntnisse es gibt und wie aktuelle Leitlinien diese Entwicklungen aufnehmen, erfahren Sie hier kompakt und praxisnah.

Kinder mit familiärer Typ-1-Diabetes-Vorgeschichte sind einem deutlich erhöhten Erkrankungsrisiko ausgesetzt. Überraschend ist jedoch, dass Kinder von Müttern mit Typ-1-Diabetes dieses Risiko seltener realisieren als Kinder mit betroffenen Vätern oder Geschwistern. Die Ursachen dieser „mütterlichen Schutzwirkung“ sind bislang nicht vollständig verstanden.

Neue epigenetische Erkenntnisse

Eine aktuelle Studie von Helmholtz Munich, GPPAD und TU Dresden, veröffentlicht in Nature Metabolism, liefert entscheidende Hinweise: Epigenetische Veränderungen im Blut von Kindern, deren Mutter während der Schwangerschaft an T1D erkrankt war, könnten eine Schlüsselrolle spielen. Die Forschenden analysierten Blutproben von 1752 Kindern mit erhöhtem genetischem T1D-Risiko und identifizierten 566 unterschiedlich methylierte CpG-Stellen, darunter auffällig viele im HOXA-Gencluster sowie in der MHC-Region – beide sind für die Immunfunktion und T1D-Suszeptibilität bedeutsam. Besonders relevant: Die veränderten Methylierungsmuster an 15 T1D-Risikogenen korrelierten mit einer reduzierten Inselautoimmunität. Ein Methylierungs-Risiko-Score, der 34 dieser CpG-Stellen umfasst, zeigte bei Kindern mit Inselautoimmunität signifikant niedrigere Werte – also weniger schützende epigenetische Modifikationen.

Immunologische Perspektive: Mütterliche Prägung des kindlichen Immunsystems

Neuere immunologische Reviews, wie der von Strachan et al. (Frontiers in Immunology, 2023), unterstreichen die Bedeutung mütterlicher Einflüsse auf die Entwicklung des kindlichen Immunsystems. Neben genetischen und epigenetischen Faktoren spielen die Übertragung von Antikörpern und die Prägung der kindlichen Mikrobiota eine zentrale Rolle. Diese mütterlichen „Provisions“ können die Immunregulation des Kindes nachhaltig beeinflussen und tragen möglicherweise zum beobachteten „protective phenotype“ bei Kindern von Müttern mit Typ-1-Diabetes bei. Die Autoren betonen, dass sowohl schützende als auch potenziell pathogene Effekte denkbar sind, und fordern mehr Forschung zu den Mechanismen der mütterlichen Immunmodulation im Kontext von T1D.

Epidemiologische Evidenz

Bereits 2008 zeigte eine Studie von Bonifacio und Ziegler, dass Kinder von Müttern mit Typ-1-Diabetes seltener Inselautoantikörper entwickeln als Kinder von Vätern mit Typ-1-Diabetes. Der schützende Effekt war unabhängig von Geburtsgewicht und mütterlicher Blutzucker-Einstellung. Die Autoren schlussfolgern, dass immunologische oder epigenetische Mechanismen für den mütterlichen Schutz verantwortlich sein könnten. Die aktuellen epigenetischen Befunde stützen diese Hypothese und liefern erstmals molekulare Erklärungen für diesen epidemiologischen Effekt.

Internationale Studienlage: Erkenntnisse aus der TEDDY-Studie

Die TEDDY-Studie unterstreicht die Bedeutung von Gen-Umwelt-Interaktionen bei der Entwicklung von Inselautoimmunität und Typ-1-Diabetes. Wichtige Befunde sind:

  • Gewichtszunahme im Säuglingsalter erhöht das Risiko für Inselautoimmunität.
  • Probiotika-Gabe in den ersten Lebenswochen kann das Risiko senken, besonders bei genetisch Hochrisikokindern.
  • Kombinierte Risikofaktoren (Genetik, Umwelt, Ernährung) ermöglichen eine bessere Vorhersage des individuellen Diabetesrisikos als einzelne Marker.

Weiterführende Informationen

S3-Leitlinie Diabetes im Kindes- und Jugendalter – Deutsche Diabetes Gesellschaft

Patienteninformation & Beratung – DiabetesDE – Patienteninformat…

Fazit

Für Diabetologinnen und Diabetologen ergeben sich aus diesen Erkenntnissen neue Perspektiven für die Prävention und das Verständnis der Pathogenese von Typ-1-Diabetes. Die epigenetische Forschung und internationale Studien wie TEDDY könnten künftig einen entscheidenden Beitrag zur Risikostratifizierung und Entwicklung neuer Schutzstrategien leisten. Die Beratung von Risikofamilien sollte diese Erkenntnisse berücksichtigen und auf aktuelle Leitlinien und evidenzbasierte Patienteninformationen verweisen.

Quellen:

  1. Ott et al., 2025: Blood methylome signatures in children exposed to maternal type 1 diabetes are linked to protection against islet autoimmunity. Nature MetabolismDOI: 10.1038/s42255-025-01403-…
  2. Bonifacio E, Ziegler AG et al., 2008: Maternal type 1 diabetes reduces the risk of islet autoantibodies: relationships with birthweight and maternal HbA1c. DiabetologiaDOI: 10.1007/s00125-008-1022-z
  3. Strachan et al., 2023: Maternal provisions in type 1 diabetes: Evidence for both risk and protection. Frontiers in ImmunologyDOI: 10.3389/fimmu.2023.114608…
  4. TEDDY Study Group: TEDDY Study Publications
  5. Deutsche Diabetes Gesellschaft: Leitlinie Diabetes im Kindes- …
  6. DiabetesDE: Patienteninformationen

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