E-Paper

Neurologie und Psychiatrie » Schmerz

»

Aktualisierte Leitlinie Trigeminusneuralgie: Neue Therapieoptionen

Aktualisierte Leitlinie Trigeminusneuralgie: Neue Therapieoptionen

News

Neurologie und Psychiatrie

Schmerz

mgo medizin

mgo medizin

Autor

2 MIN

Erschienen in: neuro aktuell

Ein Windhauch reicht aus und ein elektrisierender Schmerz fährt wie ein Blitz durchs Gesicht: Neurologen können die Trigeminusneuralgie (TN) aufgrund ihrer prägnanten Symptomatik relativ leicht diagnostizieren. In den letzten zehn Jahren wurden neue Erkenntnisse über die Symptomatik, die Pathophysiologie und die Behandlung der TN gewonnen, die neben einer Änderung der Klassifizierung der Erkrankung auch zur notwendigen Überarbeitung der Leitlinie geführt haben. Prof. Dr. Gudrun Goßrau, Dresden, und Prof. Dr. Janne Gierthmühlen, Kiel, haben die Arbeit an der bis Oktober 2028 gültigen Leitlinie federführend betreut.

Für Betroffene ist das eine gute Nachricht, denn oft erkennen nur spezialisierte Ärztinnen und Ärzte diese Erkrankung. Die Trigeminusneuralgie (TN) ist selten: Nur vier von 100.000 Menschen erkranken daran. Allerdings können die Attacken die Betroffenen stark belasten. Die Internationale Kopfschmerzgesellschaft (IHS) unterscheidet drei Formen der TN: klassische, idiopathische und sekundäre Trigeminusneuralgie.

Verdrängt oder atrophiert?

Diagnostiziert wird die TN primär klinisch. Zum Ausschluss einer symptomatischen Trigeminusneuralgie ist eine Magnetresonanztomografie des Schädels erforderlich. Neu ist die Erkenntnis, dass nicht jede enge Lagebeziehung zwischen N. trigeminus und Gefäßen zwangsläufig zu einer TN führen muss. Bei der Diagnose der TN ist vor allem wichtig zu prüfen, ob der Trigeminusnerv auf der betroffenen Seite verdrängt oder atrophiert ist. 

Medikamente und Interventionen 

Die einzig zugelassenen Medikamente zur Behandlung der TN sind Carbamazepin und Phenytoin. Bei der medikamentösen Therapie ist Carbamazepin das Mittel der Wahl, alternativ Oxcarbazepin, für welches jedoch keine Zulassung vorliegt. Eine Kombination mit Medikamenten der 2. Wahl wie Gabapentinoiden, Baclofen, Topiramat oder OnabotulinumtoxinA ist in der Praxis oft effektiv. Für die akute Exazerbation können neben einer beginnenden Eindosierung von Carbamazepin auch Phenytoin i.v. (einziges zugelassenes Medikament) sowie unter anderem Lidocain intranasal/intraoral/ oder Sumatiptan s.c. eingesetzt werden.

Operative Therapieverfahren sollten bei unzureichender Wirkung der medikamentösen Prophylaxe oder bei intolerablen Nebenwirkungen eingesetzt werden. Gesichert wirksam ist die mikrovaskuläre Dekompression (MVD) nach Janetta. Neben der MVD und anderen ablativen Eingriffen werden auch neue neuromodulative Stimulationsverfahren erforscht, für die bislang jedoch nur Fallberichte und kleine Kohortenstudien vorliegen.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Neurologie

Bilderquelle: © Adriana – stock.adobe.com

Schlagworte zu diesem Beitrag

Weitere Beiträge zu diesem Thema

© DimaBerlin_stock.adobe.com

Wie bestimmte Wahrnehmungsveränderungen bei Borderline-Patientinnen das sexuelle Verhalten beeinflussen können

News

Frauen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung erleben in sexuellen Situationen häufiger dissoziative Symptome – dazu gehören beispielsweise Derealisation und Depersonalisation, also eine veränderte Wahrnehmung des eigenen Körpers oder der Umwelt, sowie Konversionssymptome, also körperliche Beschwerden ohne organischen Grund.

Neurologie und Psychiatrie

Persönlichkeitsstörungen

Beitrag lesen
Illustration eines Arztgesprächs: Ein Arzt klärt eine Patientin über Epilepsie auf, die Patientin hält sich die Hände an den schmerzenden Kopf.

Experten fordern Umdenken in der Epilepsie-Behandlung

Pharmaservice

In der Behandlung von Epilepsien geht wertvolle Zeit verloren, in der Patientinnen und Patienten unter fortbestehenden Anfällen leiden und ihre Lebensqualität erheblich eingeschränkt ist. Im Rahmen eines Seminars von Angelini Pharma wurden die Ursachen und Folgen dieser „therapeutischen Trägheit“ diskutiert.

Neurologie und Psychiatrie

Epilepsie

Beitrag lesen
John - Adobe Stock

Europäischer Kopfschmerzkongress: Hormone und Kopfschmerz

Kongressberichte

Welche Auswirkungen haben Hormone auf Kopfschmerzen? Dieser Frage gingen zwei Expertinnen im Rahmen des Europäischen Kopfschmerz-Kongresses Anfang Dezember in Lissabon nach.

Neurologie und Psychiatrie

Kopfschmerzerkrankungen

Beitrag lesen