Insgesamt wurden 74 Studien (64 Querschnittsstudien und 10 prospektive Kohortenstudien) miteinbezogen, von denen 45 in China durchgeführt worden waren. Weitere Studien stammen aus Kanada (n=3), Dänemark (n=1), Indien (n=12), Iran (n=4), Mexiko (n=4), Neuseeland (n=1), Pakistan (n=2), Spanien (n=1) und Taiwan (n=1). 52 Studien wurden mit einem hohen und 22 Studien mit einem niedrigen Verzerrungspotenzial eingestuft. Die Bewertung der Studienqualität erfolgte mittels des OHAT-Risk-of-Bias-Tools. Gepoolte standardisierte Mittelwertdifferenzen (SMDs) und Regressionskoeffizienten wurden mit Random-Effects-Modellen geschätzt.
64 Studien berichteten über eine inverse Assoziation zwischen Fluoridexposition und dem IQ. Die Analyse von 59 Studien auf der Gruppenebene zeigte bei den Messgrößen der Fluoridexposition wie Fluorid in Trinkwasser oder Zahnfluorose (47 Studien mit hohem Verzerrungspotenzial, 12 mit niedrigem Verzerrungspotenzial; n = 20.932 Kinder) eine inverse Assoziation (gepoolte SMD, -0,45; 95 %-KI, -0,57 bis -0,33; p <0,001). Bei 31 Studien, in denen die Trinkwasserkonzentration von Fluorid gemessen wurde, wurde eine Dosis-Wirkungs-Assoziation bei Exponierten gefunden, verglichen mit der Referenzgruppe (SMD, -0,15; 95 %-KI, -0,20 bis -0,11; p <0,001). Die inverse Assoziation war auch nachweisbar für exponierte Gruppen bei <4 mg/l und <2 mg/l, jedoch nicht bei <1,5 mg/l.
In 20 Studien wurde die Fluoridexposition im Urin bestimmt. Hier ergab die Analyse eine inverse Dosis-Wirkungs-Beziehung (SMD, -0,15; 95 %-KI, -0,23 bis -0,07; p <0,001). Eine inverse Assoziation fand sich auch für exponierte Gruppen bei <4 mg/l, <2 mg/l und <1,5 mg/l Fluorid im Urin.
Die Forschungsgruppe ermittelte aus 13 Studien eine Abnahme des IQs um 1,63 Punkte (95 %-KI, -2,33 bis -0,93; p <0,001) für einen Anstieg von Fluorid im Urin um 1 mg/l. Wurden nur Low-Risk-of-Bias-Studien berücksichtigt, ergab sich eine IQ-Senkung um 1,14 Punkte (95 %-KI, -1,68 bis -0,61; p <0,001).
Lt. Kyla W. Taylor et al. waren Einschränkungen ihrer Forschungsarbeit, dass hauptsächlich Querschnittstudien und als »high-risk-of-bias« klassifizierte Studien miteingeschlossen wurden. Jedoch heben sie hervor, dass die inverse Assoziation zwischen Fluoridexposition und IQ auch in Analysen von Studien mit niedrigem Verzerrungspotenzial und in Subgruppenanalysen sowie trotz Anwendung unterschiedlicher Studiendesigns gezeigt werden konnte.
Die Autorinnen und Autoren heben hervor, dass ihrer Analyse zufolge für einen Fluoridanstieg von 1 mg/l im Urin zwar die Abnahme des IQs gering ist (Senkung um 1,63 Punkte), dies könne jedoch, auf die Gesamtheit bezogen, Auswirkungen haben. Beispielsweise führt eine Senkung des IQs um 5 Punkte in der Bevölkerung zu einer Verdoppelung an Personen, die als geistig behindert klassifiziert werden. Bis auf Fluoridkonzentrationen niedriger als 1,5 mg/l, gemessen im Trinkwasser, war die inverse Assoziation signifikant. Hier merken Kyla W. Taylor et al. an, dass eine Messung der Fluoridkonzentrationen im Wasser wahrscheinlich die Gesamtfluoridexposition unterschätzen und Urinkonzentrationen diese besser repräsentieren würden. Fluorid im Urin wurde in den ausgewählten Studien mittels Einzelproben, Spot-Urin und Mehrfachproben bestimmt. Kyla W. Taylor et al. führen einerseits an, dass diese Verfahren fehleranfälliger seien als eine 24-Stunden-Urin-Messung. Andererseits verweisen sie auf Forschungsliteratur, welche eine Korrelation von Urinkonzentrationen zwischen Spot-Urin und 24-Stunden-Urin bei Verdünnungs-adjustierten Messungen beschreibt.
Kyla W. Taylor et al. konnten in ihrer Metaanalyse, welche Studien mehrerer Länder miteinschloss, eine inverse Assoziation und eine inverse Dosis-Wirkungs-Assoziation zwischen Fluoridkonzentrationen sowohl im Urin als auch im Trinkwasser und dem IQ bei Kindern feststellen. Die Forschungsgruppe merkt an, dass bei Konzentrationen von unter 1,5 mg/l für eine Fluoridexposition ausschließlich im Trinkwasser aufgrund der mangelnden Datenlage keine sichere Dosis-Wirkungs-Assoziation angegeben werden konnte. Lt. den Autorinnen und Autoren könnte ihre Studie zu künftigen Risiko-Nutzen-Bewertungen der Fluoridexposition für die Mundgesundheit von Kindern und die öffentliche Gesundheit beitragen.
Autorin: Dr. med. Charlotte Gröschel, PhD
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