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Melanom: Zielgerichtete Therapie, Immuntherapie und therapeutische Impfung

Das Bild zeigt den Rücken einer Frau, auf dem viele Leberflecken zu sehen sind. Eine Hand hält eine Lupe auf einen der Leberflecken.

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Erschienen in: onkologie heute

An einem malignen Melanom erkranken in Deutschland nach Angaben des Robert Koch-Instituts etwa 22.000 Männer und Frauen (Stand: 2019). Der schwarze Hautkrebs ist die fünfthäufigste Krebserkrankung. Im Vergleich zum häufigeren weißen Hautkrebs gilt das maligne Melanom als gefährlicher, denn die Krebszellen können sich meist rascher über Blut- und Lymphgefäße im Körper ausbreiten und Metastasen bilden. An erster Stelle der Therapie steht nach wie vor die operative Entfernung des Tumors. Erkrankte, bei denen eine Operation nicht angeraten erscheint, werden häufig radioonkologisch behandelt. „Noch bis vor etwa zwölf Jahren gab es für Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenem, metastasiertem Hautkrebs wenig Möglichkeiten für ein Langzeitüberleben bei guter Lebensqualität. Das hat sich grundsätzlich durch neue medikamentöse Behandlungen geändert“, sagt Professor Dr. med. Michael Hertl, Direktor der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Universitätsklinikum Marburg und Präsident der DDG. Die therapeutische Behandlung durch Systemtherapien mit einer Vielzahl individueller Therapiemöglichkeiten hat eine neue Ära der Melanom-Behandlung eingeleitet.

Immuntherapie und zielgerichtete Therapie

Zwei Säulen tragen die Therapie: Die Immuntherapie und die zielgerichtete Therapie. Ziel der Immuntherapie ist es, durch die Blockade spezifischer Checkpoints das Immunsystem scharf zu stellen, das heißt, das eigene Immunsystem dazu zu bringen, den Hautkrebs zu bekämpfen. Die Bedeutung der Checkpoints liegt in ihrem Aktivierungspotenzial des körpereigenen Immunsystems. Als eine Art Schaltstelle prägen sie die Balance zwischen nötiger Aggressivität, z. B. gegen Krebszellen, und der Gegenregulation einer überschießenden Immunantwort gegen körpereigene, gesunde Zellen. Auch der Tumor selbst kann auf die Checkpoints wirken und damit die Tumor-bekämpfenden Immunzellen schwächen. Die intravenös verabreichten Checkpoint-Inhibitoren (monoklonale Antikörper) verhindern die Unterdrückung der Immunantwort. Damit können die Abwehrzellen des Immunsystems den Tumor verstärkt angreifen. „Da die Immuntherapie das körpereigene Abwehrsystems aktiviert, kann es als Nebenwirkung der Therapie zu überschießenden Immunreaktionen mit schweren Entzündungsreaktionen an der Haut, aber auch Entzündungen an Schilddrüse, Leber, Lunge, Bauchspeicheldrüse oder Darm sowie Herzschäden kommen“, erklärt Hertl.

Die zweite moderne Behandlungssäule ist eine zielgerichtete Therapie, die für etwa die Hälfte der erkrankten Menschen infrage kommt. Im Zentrum des Behandlungsansatzes stehen sogenannte Treibermutationen (Onkogene) des Tumors, die für das Überleben und Wachstum der Krebszellen relevant sind. Auf diese Treibermutationen ausgerichtet konnten Kinase-Inhibitoren entwickelt werden, die überaktivierte Signalwege hemmen, damit das Krebswachstum bremsen und zu einem Abnehmen der Tumormasse führen.

Wenn gleichzeitig mit den in Tablettenform verabreichten Kinase-Inhibitoren andere Medikamente eingenommen werden, kann es unerwünschte Nebenwirkungen wie beispielsweise Fieber geben. Wichtig sind regelmäßige kardiologische Untersuchungen im Zeitverlauf der Einnahme zielgerichteter Medikamente. Alle Nebenwirkungen lassen nach dem Absetzen der Kinase-Hemmer in der Regel wieder nach.

Die Erfolge beider therapeutischen Ansätze sind überzeugend. Das zeigt die 5-Jahres-Überlebensrate. Im fortgeschrittenen Stadium des Melanoms (also Stadium III und IV nach UICC-Einteilung, die gezieltere Aussagen über den weiteren Krankheitsverlauf und Therapiemöglichkeiten zulässt) leben 72 % der Frauen und 60 % der Männer (III), bzw. 32 % der Frauen und 19 % der Männer (IV) nach fünf Jahren. „Ein Melanom in fortgeschrittenem Stadium ist heutzutage kein Todesurteil mehr“, fasst Hertl zusammen.

Impfung gegen Hautkrebs

Ganz neue Ausblicke auf eine Therapie könnten therapeutische Impfungen mit mRNA-Vakzinierung in Kombination mit Checkpoint-Inhibitoren bei Hautkrebs ergeben. „Das sind individualisierte Impfstoffe, die sozusagen einen Tumor-Steckbrief für das Immunsystem haben“, erläutert Hertl. Bei der „Krebsimpfung“ wird das Immunsystem aktiviert, um einen bereits bestehenden, internen Feind, die Krebszellen, zu erkennen und zu bekämpfen. „Die mRNA-Technologie hat das Potenzial, das Immunsystem sehr präzise gegen den individuellen Krebs eines Patienten zu aktivieren“, so Hertl. Da die Entstehung von Krebs nicht vorhergesagt werden und eine Behandlung erst beginnen kann, wenn der Krebs bereits besteht, handelt es sich bei Krebsimpfungen um therapeutische Impfstoffe.

Fazit

In die Therapie des malignen Melanoms ist Bewegung gekommen. Aber die Prävention von Hautkrebs ist und bleibt wichtig. „Regelmäßige und hohe UV-Belastung mit Sonnenbränden vor allem im Kindes- und Jugendalter sind eine zentrale Ursache für Hautkrebs. Hier ist jede und jeder Einzelne aufgefordert, sich zu schützen und durch entsprechendes Verhalten das Risiko zu senken“, fasst Hertl zusammen.

Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft e. V. (DDG)

Bilderquelle: © Pixel-Shot – stock.adobe.com

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