Intravenös verabreichte monoklonale Anti-C5-Antikörper (Eculizumab [ECU]/Ravulizumab [RAV]) gelten als die Standardtherapie (SoC) zur Behandlung der hämolytischen paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie (PNH). Allerdings weisen bis zu 60 % der Betroffenen eine klinisch bedeutsame Restanämie auf, die auf eine C3-vermittelte extravaskuläre Hämolyse zurückzuführen ist.
Iptacopan ist der erste Vertreter der oralen, selektiven Komplementfaktor-B-Inhibitoren und zeigte in zwei Phase-II-Studien mit Anti-C5-behandelten und -naiven PNH-Patienten eine vielversprechende Sicherheit und Wirksamkeit.
Peffault De Latour et al. berichteten über primäre Wirksamkeits- und Sicherheitsdaten aus dem 24-wöchigen randomisierten Behandlungszeitraum der zulassungsrelevanten multizentrischen Phase-III-Studie APPLY-PNH (NCT04558918; Datenschluss 26.09.22).
Eingeschlossen waren 97 erwachsene PNH-Patienten (mittleres Alter 51 Jahre, 69,1 % Frauen) mit einem mittleren Hämoglobin (Hb)-Wert < 10 g/dl, die seit mindestens sechs Monaten eine stabile SoC-Therapie (ECU/RAV) erhielten und entweder mit einer Iptacopan-Monotherapie (2 x 200 mg täglich; n = 62) behandelt wurden oder die SoC-Behandlung über 24 Wochen fortsetzten (n = 35). Die Randomisierung erfolgte stratifiziert nach vorheriger SoC-Therapie und Erythrozyten-Transfusionen (RBCTs) in den vorangegangenen sechs Monaten. Als koprimäre Endpunkte galt der Anteil von Patienten mit einem Hb-Anstieg von ≥ 2 g/dl bzw. ≥ 12 g/dl versus Ausgangswert jeweils ohne RBCT.
Oral verabreichtes Iptacopan führte bei einer signifikanten Mehrheit der Patienten zu einer klinisch bedeutsamen Erhöhung des Hb-Wertes und zu einem Hb-Wert von ≥ 12 g/dl (beide p < 0,0001), indem die extravaskuläre Hämolyse beseitigt und die intravaskuläre Hämolyse unter Kontrolle gehalten wurden. Diese hämatologischen Vorteile waren bei fast allen Patienten mit Transfusionsunabhängigkeit und klinisch bedeutsamen Verbesserungen der Müdigkeit verbunden. Die Iptacopan-Monotherapie war gut verträglich und wies ein günstiges Sicherheitsprofil auf.
Nach Fazit der Autoren könnte sich die Monotherapie mit Iptacopan zu einer praxisverändernden und bevorzugten oralen Behandlung für diejenigen PNH-Patienten entwickeln, die auf eine intravenöse Anti-C5-SoC-Therapie nur unzureichend ansprechen.
Quelle: 64th ASH Annual Meeting and Exposition, Peffault De Latour R et al. „Oral Monotherapy with Iptacopan, a Proximal Complement Inhibitor of Factor B, Has Superior Efficacy to Intravenous Terminal Complement Inhibition with Standard of Care Eculizumab or Ravulizumab and Favorable Safety in Patients with Paroxysmal Nocturnal Hemoglobinuria and Residual Anemia: Results from the Randomized, Active-Comparator-Controlled, Open-Label, Multicenter, Phase III Apply-PNH Study“. Abstract #LBA2
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