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SABCS: Brustkrebs immer besser behandelbar

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Erschienen in: ärztliches journal onkologie

Eine neoadjuvante Therapie mit dem CDK4/6-Inhibitor Ribociclib kombiniert mit endokriner Therapie mit Letrozol erzielt bei Frauen mit Luminal-B-Hochrisiko-Brustkrebs einen vergleichbaren klinischen Nutzen wie die Standardchemotherapie, ist aber mit weniger Toxizität verbunden. Dafür sprechen erste Daten aus der offenen Phase-II-Studie SOLTI-1402/CORALLEEN [Gavilá J et al. Abstract #GS2-06]. Primärer Studienendpunkt war die Rate an Erkrankungen mit niedrigem Rezidivrisiko zum Zeitpunkt der Operation (OP), gemessen mit dem PAM50-Rezidivrisiko-Score (Risk of Relapse, ROR). 87% der Patientinnen hatten bei Baseline einen hohen ROR-Score, 13% einen intermediären ROR-Score. Zum Zeitpunkt der OP hatten 48% im Ribociclib-plus-Letrozol-Arm und 47,1% im Chemotherapiearm einen niedrigen ROR-Score erreicht. Eine intrinsische Konversion von Luminal-B zu Luminal-A zeigte sich zum OP-Zeitpunkt bei 88% der mit Ribociclib plus Letrozol versus 84,3% der mit Chemotherapie behandelten Patientinnen.

Nutzen der Immuntherapie weiter untermauert

Die Zugabe des PD-1-Hemmers Pembrolizumab zur neoadjuvanten Chemotherapie und in der Adjuvans verbessert auch bei Patientinnen mit triple-negativem Brustkrebs mit Lymphknotenbeteiligung die Raten des pathologischen Komplettansprechens (pCR). Dies zeigt eine Subanalyse der laufenden randomisierten, placebokontrollierten Phase-III-Studie KEYNOTE-522 (NCT03036488) [Schmid P et al. Abstract #GS3-03]. Frühere Daten aus der Studie hatten gezeigt, dass die pCR-Raten durch die Hinzunahme von Pembrolizumab in der Neoadjuvans und Adjuvans signifikant gesteigert werden können (64,8% vs. 51,2%, p = 0,00055) – und zwar unabhängig von der PD-L1-Expression. Die Subgruppenanalyse bei Patientinnen mit Lymphknotenbeteilgung zeigte, dass diese Patientinnen in einem ebenso hohen Ausmaß von Pembrolizumab profitieren wie das Gesamtkollektiv: Bei Hinzunahme von Pembrolizumab lagen die pCR-Raten auch hier bei 64,8%, während die pCR-Raten bei alleiniger Chemotherapie 44,1% betrugen.

Früher Brustkrebs: Teilbestrahlung der Brust reicht aus

Das 10-Jahres-Follow-up der randomisierten Phase-III-Studie APBI IMRT Florence zeigte, dass beim frühen Brustkrebs eine Teilbrustbestrahlung ebenso effektiv ist wie eine Bestrahlung der ganzen Brust [Meattini I et al. Abstract #GS4-06]. In dieser Studie wurden 520 Frauen Patientinnen mit frühem Brustkrebs nach brusterhaltender Operation entweder mit beschleunigter Teilbrustbestrahlung (APBI) oder einer Bestrahlung der gesamten Brust (WBI) behandelt. Das Gesamtüberleben (overall survival, OS) nach zehn Jahren betrug 92,7% im APBI-Arm und 93,3% im WBI-Arm (HR, 0,99; 95%-KI: 0,49–2,00; p = 0,097). Das Brustkrebs-spezifische Überleben betrug 97,6% nach APBI und 97,5% nach WBI (HR 0,87; 95%-KI, 0,26–2,86; p = 0,82).

Neuer Tyrosinkinase-Inhibitor punktet bei metastasiertem HER2+ Brustkrebs

In der HER2CLIMB-Studie [Murthy R et al. Abstract #GS1-01] verbesserte Tucatinib, ein neuer oraler Tyrosinkinase-Inhibitor, der hochselektiv die Kinasedomäne des Rezeptors HER2 blockiert, signifikant das progressionsfreie Überleben (progression-free survival, PFS) und das OS bei Patientinnen mit metastasiertem HER2+ Brustkrebs, bei denen bereits zwei Therapielinien versagt haben. Die Phase-II-Studie schloss 612 Patientinnen ein, die Vortherapien mit Trastuzumab, Pertuzumab und Trastuzumab-Emtansin (T-DM1) erhalten hatten. In der Studie bekamen sie entweder Tucatinib oder Placebo, jeweils in Kombination mit Trastuzumab und Capecitabin. Fast die Hälfte der Studienteilnehmerinnen hatte Hirnmetastasen.

Der primäre Studienendpunkt war das PFS der ersten 480 Teilnehmerinnen nach einem Jahr: Mit Tucatinib erreichten 33,1% diesen Endpunkt, mit Placebo nur 12,3%. Das Risiko für Progression oder Tod wurde damit um 46% reduziert (HR 0,54; 95%-Konfidenzintervall [95%-KI]: 0,42–0,71, p < 0,00001). Im Mittel lag das PFS mit Tucatinib bei 7,8 Monatem und mit Placebo bei 5,6 Monaten.

Sekundäre Endpunkte waren das OS im Gesamtkollektiv, das PFS der Patientinnen mit zerebralen Metastasen und die objektive Ansprechrate (ORR). Im Hinblick auf das OS wurde ein Überlebensvorteil von 4,5 Monaten im Tucatinib-Arm erreicht (medianes OS: 21,9 Monate vs. 17,4 Monate). Der Tyrosinkinasehemmer verlängerte das PFS unabhängig davon, ob die Frauen Hirnmetastasen aufwiesen oder nicht. Das mediane PFS betrug 7,6 mit und 5,4 Monate ohne Tucatinib. Die ORR betrug 41% im Tucatinib-Arm versus 23% (p = 0,00008) im Placeboarm.

Neue Chance bei fortgeschrittenem therapierefraktärem Brustkrebs

Trastuzumab-Deruxtecan (T-DXd), ein gegen HER2 gerichtetes Antikörper-Drug-Konjugat, eröffnet neue Chancen für Frauen mit therapierefraktärem Brustkrebs. In der DESTINY-Breast01-Studie (NCT03248492) [Krop I et al. Abstract #GS1-03] erreichte das aus dem monoklonalen Antikörper Trastuzumab und Exatecan, einem Hemmer der Topoisomerase I, bestehende T-DXd bei stark vorbehandelten Frauen mit fortgeschrittenem HER2+ Mammakarzinom eine ORR (primärer Endpunkt) von 60,9%.
Die 184 Studienteilnehmerinnen hatten im Median sechs Vortherapien erhalten, alle waren mit T-DM1 vorbehandelt. Die mediane Zeit des Therapieansprechens (DOR) lag bei 14,8 Monaten, das mediane PFS bei 16,4 Monaten. Das mediane OS ist noch nicht erreicht, mit einer geschätzten Überlebensrate von 86% nach einem Jahr. Die Ergebnisse waren konsistent über alle untersuchten Subgruppen hinweg.

Zirkulierende DNA gibt Aufschluss über die Prognose

Zirkulierende Tumor-DNA (ctDNA) und zirkulierende Tumorzellen (CTCs) sind offensichtlich unabhängige Prognosemarker, die bei postneoadjuvanten Studien zur Risikoabschätzung eingesetzt werden sollten. Dafür sprechen die Daten der Phase-II-Studie BRE12-158 mit 177 Patientinnen mit triple-negativem Brustkrebs, die nach neoadjuvanter Chemotherapie einen Residualtumor im OP-Präparat von Brust oder Lymphknoten aufwiesen [Radovich M et al. Abstract #GS5-02]. Es zeigten sich enge Assoziationen zwischen ctDNA und schlechterem fernmetastasenfreiem Überleben (HR = 2,99; p = 0,0055), DFS (HR = 2,67; p = 0,0089) und OS (HR = 4,16; p = 0,0024). Das Vorhandensein von CTCs in der Liquid Biopsy korrelierte ebenfalls mit einem schlechteren fernmetastasenfreien Überleben (HR = 1,97; p = 0,077), DFS (HR = 1,58; p = 0,20) und OS (HR = 2,18; p = 0,10). Eine CTC-Zunahme während der Therapie war eng mit einem schlechteren Outcome verbunden. Anhand der Persistenz der beiden Marker ließen sich die Patientinnen mit der schlechtesten Prognose identifizieren.

Dr. med. Kirsten Westphal

Quelle: San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS), 10. bis 14. Dezember 2019, San Antonio, TX (USA)

Bildquelle: © nimito – stock.adobe.com

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