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Aktuelles zur geografischen Atrophie

Großaufnahme Auge mit trockener altersabhängige Makuladegeneration

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Erschienen in: CONCEPT Ophthalmologie

Über den aktuellen Forschungsstand zur Behandlung der geografischen Atrophie referierte Prof. Dr. Frank Holz auf der AAD-Pressekonferenz. Für dieses Spätstadium der AMD gibt es in der EU bisher keine Therapieoptionen – sämtliche Studien galten als gescheitert. Anders ist es in den USA, wo die Komplementinhibitoren Pegcetacoplan und Avacincaptad Pegol eine Zulassung erhielten.

Die geografische Atrophie stellt das atrophische Spätstadium der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) dar. Dabei kommt es zum Untergang der äußeren Netzhautschichten einschließlich der Photorezeptoren, des retinalen Pigmentepithels und der Choriokapillarisschicht der Aderhaut. Korrespondierend zu den betroffenen Netzhautarealen besteht ein vollständiger Funktionsverlust. Typischerweise treten diese Areale zunächst perifoveal auf, um dann mit der Zeit auch die Fovea mit erheblichem Sehverlust zu involvieren erläuterte Holz, Mitglieder der Fachkommission für Netzhauterkrankungen von BVA und DOG (Makulakommission).

Der Krankheitsprozess ist im natürlichen Verlauf immer progredient: Ähnlich dem Dominoeffekt vergrößern sich die betroffenen Netzhautareale nach und nach. Die Konsequenzen für die Betroffenen sind weitreichend: Die Fähigkeit zur Gesichtserkennung geht verloren, ebenso die Lesefähigkeit. Insgesamt ist eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität mit der Erkrankung verbunden. Die Anzahl der Betroffenen mit geografischer Atrophie wird parallel zu den demografischen Entwicklungen in Deutschland in den nächsten Jahren weiter erheblich zunehmen.

Therapieoption: Verlangsamung des Fortschreitens der Krankheit

Während die neovaskuläre („feuchte“) Manifestationsform der AMD seit über 15 Jahren erfolgreich mit repetitiv intravitreal applizierten VEGF-Inhibitoren behandelt werden kann, gab es bis vor kurzem keinerlei Therapiemöglichkeiten für die geographische Atrophie. Zahlreiche Therapieansätze und Studien sind bisher gescheitert, sagte Holz.

Basierend auf positiven Phase-III-Ergebnissen aus randomisierten placebokontrollierten Studien wurden zwischenzeitlich die beiden Komplementinhibitoren Pegcetacoplan und Avacincaptad Pegol in den USA von der Food and Drug Administration (FDA) zugelassen. Die Ergebnisse wurden kürzlich in Lancet publiziert [1, 2]

Funktionsvorteile der Therapie schwer zu erfassen

Der primäre Endpunkt bei den Zulassungsstudien war die Verlangsamung der Wachstumsgeschwindigkeit der geografischen Atrophie mit der Zeit. Hier wurden signifikante Therapieeffekte nachgewiesen. Bezüglich der sekundären, funktionellen Punkte wurde keine Überlegenheit der Behandlung gegenüber der Kontrollgruppe mit der Komplementinhibitionstherapie gefunden. Allerdings erscheint der Endpunkt der bestkorrigierten zentralen Sehschärfe bei dieser Manifestationsform der AMD eher ungeeignet im Gegensatz zu den Anti-VEGF-Studien bei neovaskulärer AMD. In posthoc-Analysen wurden Therapieeffekte für Pegcetacoplan auch bezüglich der Netzhautfunktion gezeigt, so beispielsweise durch Mikroperimetrie-Untersuchungen im Randbereich der geografischen Atrophie, also in den Netzhautarealen, die bei Progression der Erkrankung als nächstes betroffen werden.

Zum Zeitpunkt der Konzipierung der Phase III-Studie standen noch keine adäquaten funktionellen Messverfahren zur Verfügung. Zwar wurden Untersuchungen mit der funduskontrollierten Perimetrie (Mikroperimetrie) durchgeführt, doch erst mit weiteren Entwicklungen konnte durch Initiierung der Studien Messverfahren entwickelt werden, die eine deutlich höhere Aussicht besitzen, auch Funktionsvorteile der Therapie zu erfassen.

Hoffnung für Betroffene: Neu-Evaluierung der EMA

In der Zwischenzeit hat sich die europäische Arzneimittelagentur (EMA) zunächst gegen eine Zulassung von Pegcetacoplan ausgesprochen. Aktuell soll nochmals eine Neubewertung stattfinden, berichtete Holz. Eine Nichtzulassung würde bedeuten, dass Patienten mit geografischer Atrophie im Rahmen der AMD – im Gegensatz zu Patienten in den USA – keinen Zugang zu einer Therapie hätten. Alternativen stündn nicht zur Verfügung und würden auch bis auf Weiteres nicht verfügbar sein. Dabei könnten vor allen Dingen Patienten profitieren, bei denen die foveale Sehschärfe noch nicht betroffen sei.

Holz würde eine Re-Evaluation seitens der EMA begrüßen und hofft auf eine positive  Bewertung. Hierbei käme auch eine konditionale Zulassung in Frage mit der Einforderung weiterer prospektiver Studien bezüglich der funktionellen Parameter, sagte er. Die aktuelle Versorgungslage für Patienten mit geografischer Atrophie beinhaltet lediglich rehabilitative Maßnahmen mit vergrößernden Sehhilfen.

Referenzen:

  1. Pegcetacoplan for the treatment of geographic atrophy secondary to age-related macular degeneration (OAKS and DERBY): two multicentre, randomised, double-masked, sham-controlled, phase 3 trials. Heier JS, Lad EM,Holz FG, et al., OAKS and DERBY study investigators.Lancet. 2023 Oct 21;402(10411):1434-1448. doi: 10.1016/S0140-6736(23)01520-9.PMID: 37865470 
  2. Efficacy and safety of avacincaptad pegol in patients with geographic atrophy (GATHER2): 12-month results from a randomised, double-masked, phase 3 trial. Khanani AM, Patel SS, Staurenghi G, et al.; GATHER2 trial investigators. Lancet. 2023 Oct 21;402(10411):1449-1458. doi: 10.1016/S0140-6736(23)01583-0. Epub 2023 Sep 8.PMID:37696275

Quelle: Pressekonferenz zur AAD am 06.03.2024

Foto: BVA

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