Am 25. März verstarb Dr. med. Rolf Grewe im Alter von 90 Jahren. Geboren 1932 in Hannover, aufgewachsen in Billerbeck, studierte er Medizin in Münster, Würzburg und Innsbruck und war als Augenarzt bis 1998 in Münster tätig. Als einziger niedergelassener Augenarzt war er Vorstandsmitglied, Präsident, Ehrenmitglied und Senator der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft in der langen Geschichte der DOG.
Rolf Grewe war eine Ausnahmepersönlichkeit mit hohem Verantwortungsgefühl. Er war ein bescheidener und großzügiger Mensch, der alle Ungerechtigkeit verabscheute. Freundschaft war für ihn kein hohler Begriff, sondern ethische Verpflichtung. Treue, Vertrauen und Ehrlichkeit waren die Pfeiler, auf denen seine Freundschaften ruhten. Nichts erschütterte ihn mehr, als wenn er sich in einem Menschen getäuscht sah. Leider nehmen sich viele Menschen selbst zu ernst und werden egoistisch.
Seit Ende seines Studiums setzte er sich ehrenamtlich für seine Mitmenschen ein und bekleidete ungezählte Ehrenämter, die er stets mit Akribie und hohem persönlichen Einsatz ausfüllte, treu seinem Motto: nihil desperandum (niemals aufgeben).
Die DOG wählte ihn 1986 zu ihrem Präsidenten. Dieses Amt füllte er mit großem Geschick aus. Es war ihm ein besonderes Anliegen, Wissenschaft und Praxis einander näher zu bringen. Er richtete drei Arbeitskreise ein, die noch heute bestehen: „Trockenes Auge“, „Früherkennung des Glaukoms“und „Retinopathia diabetica“.Er gehörte rund 20 Jahre dem DOG-Vorstand an.
An der Universitäts Augenklinik Münster organisierte er 46 Jahre lang die augenärztliche Fortbildung. Im Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) leitete er 16 Jahre den Landesverband Westfalen und führte 1983 das Pressereferat ein.
Rolf Grewe war 1985/1986 Präsident der DOG. Über 20 Jahre war er Mitglied des Vorstands und wurde 1998 zum Ehrenmitglied ernannt. 2001 erhielt er die Ehrenmitgliedschaft des BVA. Die DOG berief ihn 2016 zum Senator.
Nach dem Sturz des SED-Regimes 1990 war es für ihn eine Selbstverständlichkeit, sich an die Spitze derer zu stellen, die den ostdeutschen Augenärzten Hilfe brachten, obwohl er niemanden in der ehemaligen DDR persönlich kannte. Für ihn war es eine Mission, da – wie er einmal bekundete – diese Menschen nach der Hitlerdiktatur weitere 45 Jahre unter dem Kommunismus leiden mussten, während wir uns im Westen über Freiheit und Lebensqualität freuen durften. Er wollte davon etwas zurückgeben.
In 142 Seminaren, die er immer an den Wochenenden über fünf Jahre hinweg mit vielen Professoren und Augenärzten gemeinsam in den ostdeutschen Bundesländern abhielt, versuchte er die Kolleginnen und Kollegen zu informieren. Nach seinem Bekunden waren diese persönlichen Begegnungen mit Menschen, die bewegendsten Augenblicke in seinem Leben.
Die tiefe Dankbarkeit, aufrichtige Freundschaft und Herzlichkeit, die man ihm auch in den anschließenden 16 Jahren der Betreuung der Universitäts-Augenkliniken in den mittel- und osteuropäischen Ländern, die er im Auftrage der DOG durchführte, entgegenbrachte, waren der Dank, den er sich wünschte und der ihn motivierte. Bis zu seinem Tode waren die freundschaftlichen Bande sehr eng und fest. Er pflegte sie.
Seine vom energetischen Prinzip der Ethik geprägte Lebenshaltung und Lebensleistung war ihm nur möglich, weil er von seiner Familie getragen wurde, der er in großer Herzlichkeit und Liebe sich verbunden fühlte. Seine besondere Freude galt seinen Enkelkindern.
Seit seiner Studienzeit interessierte er sich für die Malerei und Kunstgeschichte. Prof. Dr. Hans Joachim Küchle sagte über ihn:„Wer den Menschen Rolf Grewe verstehen will, muss gerade diese musische Seite seines Wesens kennenlernen und miterleben.
Der Wortgottesdienst ist am Donnerstag, 27. April 2023, um 11.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Mauritz in Münster. Die Urnenbeisetzung erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt im engsten Familienkreis.
Foto: privat



