Bei der Volkskrankheit Trockene Augen stoßen die üblichen Therapien an ihre Grenzen und erzielen häufig nicht die erwünschte Wirkung. Es gibt nun mehrere neue Entwicklungen, die auf dem DOC-Kongress vorgestellt wurden.
Die Ursachen der trockenen Augen sind vielfältig, erklärte Dr. Gernot Petzold, Kulmbach, auf der DOC-Pressekonferenz: Zum einen blicken wir den ganzen Tag auf PC-Monitore, Laptops, Handys und abends auch noch auf den Fernseher. Dabei vermindert sich der Lidschlag. Durch trockene Luft, Klimaanlagen und Staub trocknen die Augen noch weiter aus. Mit zunehmendem Alter und hormonellen Veränderungen nimmt die Tränenproduktion zusätzlich ab. Auch nach Augenoperationen oder nach Injektionen gegen altersbedingte Makuladegeneration kann es zu trockenen Augen kommen. Ein weiteres Problem kann die Qualität der Tränenflüssigkeit sein. Diese besteht aus drei Schichten: einer öligen Schicht, einer wässrigen Schicht und einer schleimigen Schicht. Störungen in einer dieser Schichten führen häufig zu trockenen Augen.
Viele Patienten leiden auch an mehreren Störungen gleichzeitig. Sowohl an einer verminderten Tränenproduktion als auch an einer zu schnellen Verdunstung des Tränenfilms, wenn deren öliger Anteil, der vor Austrocknung schützt, aufgrund einer Fehlfunktion der Talgdrüsen an den Augenlidern (Meibomdrüsen) abnimmt.
Trockene Augen sind nicht nur lästig und manchmal schmerzhaft. Viele Betroffene können auch keine Kontaktlinsen mehr tragen.
Künstliche Tränen
Die einfachste und am häufigsten verwendete Behandlung, um die Symptome des trockenen Auges zu lindern, sind künstliche Tränen. Sie sind in Form von Augentropfen oder -Gels erhältlich und helfen, die Augenoberfläche feucht zu halten und die Qualität des Tränenfilms zu verbessern.
Zwei neue Präparate können den Tränenfilm dabei besonders wirkungsvoll verbessern. Das eine enthält eine Kombination aus Trehalose, Hyaluronsäure und Carbomer, das andere eine 40-prozentige quervernetzte hochwertige Hyaluronsäure. Darüber hinaus gibt es gleich mehrere weitere neue Wirkstoffe und Medikamente, die bereits erhältlich sind oder die demnächst auf den Markt kommen werden.
Entzündungshemmende Augentropfen
Erst seit einigen Jahren ist bekannt, dass beim trockenen Auge auch Entzündungen eine Rolle spielen können. Dagegen stehen spezielle Augentropfen zur Verfügung, die entzündungshemmende Substanzen enthalten, wie zum Beispiel niedrig dosiertes Cortison oder Ciclosporin. Diese Medikamente helfen, die Entzündungsreaktionen auf der Augenoberfläche zu reduzieren und die Tränenproduktion zu erhöhen. In der EU sind bisher drei Ciclosporin-Präparate zugelassen.
Ganz neu gegen Entzündungen beim trockenen Auge ist der in den USA bereits zugelassene Wirkstoff Lifitegrast. Hier spielen auch immunologische Prozesse eine Rolle. Dabei docken bestimmte Antigene (LFA-1) von Immunzellen an passende Eiweißstoffe (ICAM-1) in der Hornhaut von trockenen Augen an, was eine Entzündung hervorruft. Lifitegrast verhindert diese Reaktion.
Neu in der EU zugelassen sind auch rezeptpflichtige Tropfen mit dem Wirkstoff Perfluorohexyloctan. Sie verhindern die Verdunstung der Tränenflüssigkeit, indem sie den Fettanteil im Tränenfilm erhöhen.
Bei trockenen Augen mit chronisch entzündeten Lidrändern sind die Talgdrüsen nicht selten von winzigen Haarbalg- oder Talgdrüsenmilben befallen. Diese nur einen viertel Millimeter kleinen Parasiten dringen in die Talgdrüsen ein und vermindern so die Produktion des Sekrets. Gegen Demodex-Befall halfen bisher neben einer konsequente Lidhygiene auch eine Behandlung mit teebaumölhaltigen Tüchern. Jetzt gibt es dagegen auch eine medikamentöse Therapie. In den USA wurden gerade Augentropfen mit dem Anti-Parasiten-Wirkstoff Lotilaner zugelassen. Es ist das erste Medikament, das direkt gegen die Milben wirkt und sie abtötet.
Thermo-Behandlung
Bei über 80 Prozent der Patienten mit trockenen Augen liegt eine Fehlfunktion der Meibomdrüsen in den Augenlidern vor. Diese Talgdrüsen produzieren den öligen Bestandteil des Tränenfilms. Eine neue Thermo-Behandlung kombiniert intensiv gepulstes Licht (IPL) und Low-Level Licht-Therapie (LLLT). Diese Behandlung erwärmt und öffnet verstopfte Meibomdrüsen, verbessert die Qualität der öligen Schicht im Tränenfilm und wirkt gegen Entzündungen. Sie ist schmerzfrei und erfolgt ambulant.
Quelle: DOC-Kongresspressekonferenz am 20.06.2024 in Nürnberg
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