Forschenden um Prof. Lorenz Thurner ist es im Rahmen eines von der Wilhelm Sander-Stiftung mit 151.000 € geförderten Forschungsprojektes am José Carreras Zentrum der Klinik für Innere Medizin I am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) gelungen, einen möglichen weiteren infektiösen Auslöser bei Hodgkin-Lymphomen zu identifizieren: das Bakterium Rothia mucilaginosa. Zudem wurde für das Mantelzelllymphom gezeigt, dass eine Reaktivität der Lymphom-B-Zell-Rezeptoren gegen ein bestimmtes körpereigenes Eiweiß (LRPAP1) mit einer besseren Prognose vergesellschaftet ist. Diese Erkenntnisse könnten zukünftig auch für neue therapeutische Ansätze in der Behandlung von Lymphdrüsenkrebs genutzt werden.
Bei dem nodulären Lymphozyten prädominanten Hodgkin Lymphom (NLPHL) handelt es sich um eine Unterform des Hodgkin-Lymphoms. Bereits in 2019 veröffentlichten Vorarbeiten, die auch von der Wilhelm Sander-Stiftung gefördert worden waren, konnte nachgewiesen werden, dass bei einem Teil der Betroffenen dieser Lymphdrüsenkrebs durch Bestandteile des Bakteriums Moraxella catarrhalis mit ausgelöst und auch mit aufrecht erhalten wird.
In darauf aufbauenden Forschungsarbeiten wurde nach weiteren ähnlichen Auslösern gesucht. Es wurden u. a. Bestandteile verschiedenster Viren, Bakterien als auch körpereigene Strukturen untersucht. Letztlich konnten Bestandteile eines weiteren Bakteriums mit dem Namen Rothia mucilaginosa als neue Auslöser dieses Lymphoms bei einem weiteren Teil der Erkrankten identifiziert werden. Diese Arbeit stärkt die Hypothese, dass chronische Infekte, teilweise auch Besiedelungen mit harmlosen Bakterien, bei bestimmten Menschen wesentlich zu der Entstehung dieser Untergruppe der Hodgkin-Lymphome beitragen können.
Diese Ergebnisse der Forschungsgruppe des José Carreras Zentrums für Immun- und Gentherapie der Klinik für Innere Medizin I des UKS in Homburg/Saar unter der Leitung von Prof. Dr. Lorenz Thurner, mit Natalie Fadle, Evi Regitz, PD Dr. Rank Neumann, PD Dr. Moritz Bewarder und Dr. Klaus-Dieter Preuss, waren nur mithilfe einer Kooperation mit dem Institut für Mikrobiologie und Bakteriologie der UKS in Homburg/saar unter Leitung von Prof. Dr. Dr. Sören Becker und der langjährigen intensiven Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Sylvia Hartmann vom Dr. Senckenberg Institut für Pathologie des Universitätsklinikums Frankfurt a. M. und Prof. Dr. Martin-Leo Hansmann möglich.
Des Weiteren wurde aufbauend auf einem Vorprojekt, in dem LRPAP1 als Zielautoantigen von einem Teil der Mantelzelllymphome beschrieben worden war (Thurner et al., Leukemia 2019), dieser Zusammenhang weiter untersucht. Es konnte nun in Kooperation mit dem Europäischen Mantelzelllymphomnetzwerk mit Prof. Dr. Christiane Pott, Universitätsklinikum Kiel, und Prof. Martin Dreyling und Prof. Dr. Eva Hoster, LMU München, gezeigt werden, dass diese spezifische Lymphom-B-Zell-Rezeptor-Reaktivität gegen dieses körpereigene Eiweiß einen potenziell prognostischen Einfluss hat. In einer in Blood 2021 veröffentlichten Originalarbeit wurde nachgewiesen, dass Patientinnen und Patienten mit dieser Mantelzelllymphom-BZR-Reaktivität signifikant bessere „Failure-free survival“ und Gesamtüberleben haben (Thurner et al., Blood 2021). Der Risikofaktor war MIPI unabhängig.
Diese Arbeit wurde 2022 mit dem Czernecki Donelly-Preis des Europäischen Mantelzelllymphom-Netzwerkes an Prof. Dr. Lorenz Thurner ausgezeichnet.
Quelle: Pressemitteilung der Wilhelm Sander-Stiftung
Bilderquelle: © Laura Glücklich)



