Das Behandeln wahnhafter Gedanken innerhalb einer Psychose ist eine große Herausforderung für Psychologen. Für den Umgang mit ihnen gibt es verschiedene therapeutische Ansätze. Prof. Dr. Stephanie Mehl, Marburg, und ihre Kolleginnen und Kollegen stellten beim DGPPN-Kongress Studien vor, die unterschiedliche Ansätze der Therapie von Menschen mit Psychosen und psychotischen Akutsymptomen untersuchten und der Frage nach deren Wirksamkeit und Durchführbarkeit nachgingen.
Emotionsorientierte Verhaltenstherapie
Prof. Dr. Mehl stellte zwei Studien vor, die die Wirksamkeit der emotionsorientierten Verhaltenstherapie bei Menschen mit psychotischen Störungen und Wahnsymptomen untersuchten. Hierbei wird versucht, an Faktoren zu arbeiten, die die Wahnvorstellungen beeinflussen und mit ihnen in Zusammenhang stehen und den Patienten zu helfen, trotz des Wahns wichtige Lebensziele zu verfolgen. Zu den Faktoren, die in Zusammenhang mit dem Wahn stehen und die es zu modulieren gilt, gehören:
- Schlaf
- Sorgen und Grübeln
- Selbstwert
- Voreiliges Schlussfolgern
- Belastende negative Emotionen
Grund dafür ist, dass sich in den therapeutischen Interventionssitzungen, in denen direkt an den Wahnvorstellungen gearbeitet wird – in denen also beispielsweise Argumente gesammelt werden, die für und die gegen die Wahnvorstellungen sprechen und eine Neubewertung der Halluzinationen angestrebt wird – die Patient-Therapeuten-Beziehung nachweislich verschlechtert. Die Ergebnisse der Studien zeigten, dass sich durch das Therapiekonzept der Selbstwert und Selbstakzeptanz sowie die Emotionsregulation der Betroffenen verbessern ließen.
Metakognitives Training
Rabea Fischer, Hamburg, stellte die ersten Ergebnisse des Metakognitiven Trainings innerhalb eines manualisierten Gruppentherapieprogramms zur Reduktion kognitiver Verzerrungen, die mit der Entstehung/Aufrechterhaltung psychischer Erkrankungen in Verbindung stehen, vor. Anhand verschiedener Übungen sollten psychisch Kranken und Schwerkranken innerhalb von sieben Modulen geholfen werden, ihre bestehenden Schwierigkeiten im sozialen Umgang zu reduzieren. Die Teilnehmenden lobten das Gruppenformat, kritisierten allerdings, dass das Training zu wenig auf ihre persönliche Situation eingegangen sei.
Achtsamkeitsbasierte Gruppentherapie
Inge Maria Hahne, Berlin, stellte eine Studie zur achtsamkeitsbasierten Gruppentherapie für stationäre Patienten mit psychotischen Störungen vor. Durch gemeinsame Übungen und konkrete Erfahrungen, Auswertung und Beobachtung und das Setzen und Erreichen von Gruppenzielen konnte in vier Modulen die emotionale und kognitive Reaktivität, insbesondere ständiges Grübeln, reduziert werden.
Michelle Mück
Quelle: Wissenschaftliche Sitzung „S-003 Dritte-Welle-Interventionen für Menschen mit Psychosen und Akutsymptomen: Wie wirksam und wie gut durchführbar sind sie?“ im Rahmen des DGPPN-Kongresses am 23.11.22 in Berlin
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