Zwar stehen die Folgen der bundesweiten Krankenhausreform für die Urologie in den Sternen, aber der Krankenhausplan Nordrhein-Westfalen erlaubt erste Rückschlüsse auf einen nationalen Trend. Das Akademieforum „Noch ganz dicht? Aktuelles aus dem Gesundheitssystem“ bot heute Mittag zwei interessante Vorträge von Prof. Björn Volkmer und Prof. Christian Eggersmann.

Prof. Christian Eggersmann ist Chefarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie im Klinikum Rheine. Nach einer fachbezogenen Analyse des Krankenhausplans NRW sah Prof. Eggersmann „Hinweise für eine gewisse Überversorgung in der Leistungsgruppe Urologie in allen Versorgungsgebieten“. Zwar werde eine wohnortnahe urologische Grundversorgung bleiben, aber eine weitere regionale urologische Spezialisierung werde wohl unausweichlich sein. „Es werden weitere Krankenhäuser nach Umsetzung der Strukturreform durch den Krankenhausplan vom Netz gehen und damit auch urologische Kliniken“, berichtete Prof. Eggersmann. Diese Trends könnten sich auch in anderen Regionen des Bundesgebiets wiederholen, denn die Methodik des NRW-Plans wird auch in die Krankenhausreform einfließen.
Eine intensive Kooperation der Kliniken und die proaktive Bildung von Qualitätsmerkmalen – zum Beispiel im Hinblick auf zertifizierte onkologische Zentren – sieht Prof. Eggersmann als Perspektiven für die Urologie. Das wird umso wichtiger, als Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach ab April 2024 einen interaktiven Krankenhausatlas ins Netz stellen will. Daraus sollen Fallzahlen von Leistungen, personelle Ausstattung in Relation zum Leistungsumfang, Komplikationsraten und die Level-Zugehörigkeit transparent sichtbar werden. Das könnte laut Eggersmann zu einer Abstimmung mit den Füßen führen.
Prof. Björn Volkmer, Co-Chefarzt Urologie im Klinikum Kassel, befasste sich mit Dokumentations- und Kodierfehlern in der Urologie. „Pleite trotz guter Medizin?“ Diese Frage erläuterte Prof, Volkmer an Beispielen, in denen eine falsche Kodierung Verluste von mehreren hundert Euro bedeutet. Zum Beispiel kennt das DRG-System keine Notfälle und auch die ESWL als Zusatz zur instrumentellen Steinentfernung sei in bestimmten Fällen sinnvoll, um der Klinik viel Geld zu sichern. (fgr)



