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UroSkop: Dunkle Wolken über einem Pantheon der deutschen Urologie

Rudolf Hohenfellner (l.) und Joachim Thüroff gehören zu den urologischen Legenden, die in Mainz wirkten. Fotos: SIU, privat

UroSkop: Dunkle Wolken über einem Pantheon der deutschen Urologie

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Erschienen in: UroForum

Seit einem Jahr hängen dunkle Wolken über der renommierten Universitätsmedizin Mainz mit ihren 60 Kliniken und 1.500 Betten. Tiefrote Zahlen, verschleppte Gebäudesanierungen, ineffektive Strukturen und ein tief zerrüttetes Vertrauensverhältnis zwischen den Klinikdirektoren und dem kaufmännischen Vorstand bewirkten eine tiefe Krise, die immer noch andauert. Das Pantheon der deutschen Urologie gibt Anlass zur Sorge.

2023 musste der Vorstand gehen, ein neuer kam und versucht seitdem den Neustart. Dennoch schloss die Universitätsmedizin Mainz das Jahr 2023 mit einem Fehlbetrag von 113,6 Millionen Euro ab – etwas besser als gedacht. Dabei liest sich die Geschichte der Mainzer Urologie wie ein „Who is Who“ der Fachgeschichte. Rudolf Hohenfellner lernte bei Carl Erich Alken in Homburg, bevor er 1967 den Ruf an die Universität Mainz annahm, wo er ab 1968 den neu geschaffenen Lehrstuhl für Urologie übernahm. Er leitete die urologische Klinik bis zu seiner Emeritierung 1996. Ihm folgte Joachim Thüroff, der die Mainzer Klinik und Poliklinik für Urologie als deren Direktor von 1997 bis 2015 leitete. Bis zum heutigen Tag genießt die Mainzer Urologie einen internationalen Ruf als Stätte der Forschung und Innovation.

Rudolf Hohenfellner (l.) und Joachim Thüroff gehören zu den urologischen Legenden, die in Mainz wirkten. Fotos: SIU, privat
Rudolf Hohenfellner (l.) und Joachim Thüroff gehören zu den urologischen Legenden, die in Mainz wirkten.

Vor wenigen Wochen legte der Aufsichtsrat der Universitätsmedizin das Jahresergebnis 2023 aufgrund des uneingeschränkten Testats des Wirtschaftsprüfers vor. Noch im März kursierte ein Minusbetrag von 120 Millionen Euro. „Die aktuelle Situation erfordert ohne Zweifel klare und umgehende Maßnahmen. Deshalb gibt es sehr viele Themen, die wir gerade an der Universitätsmedizin bewegen“, so der Vorstandsvorsitzende und Medizinische Vorstand der Universitätsmedizin, Prof. Ralf Kiesslich. „Wir müssen Ressourcen künftig verstärkt gemeinsam nutzen.“

Sanierung wird Mammutaufgabe und Marathonlauf

„Die Sanierung und Konsolidierung der Universitätsmedizin ist eine Mammutaufgabe, vergleichbar mit einem Marathon. Wir werden Zeit brauchen, aber ich bin zuversichtlich, dass wir viel erreichen können“, so das Fazit von Prof. Kiesslich. Umso wichtiger sei es, den für dieses Jahr vereinbarten Wirtschaftsplan einzuhalten. Dieser sieht ein Defizit von etwa 107 Millionen Euro für das Jahr 2024 vor. Der Fokus liege auf mehr Erlös aus stationären medizinischen Leistungen, wobei der vorhandene Personalbestand die Ressourcen des Klinikums gemeinsam besser nutzen solle.

Die Umsatzerlöse der Universitätsmedizin Mainz erreichten 2023 mit knapp 994 Millionen Euro abermals einen neuen Höchstwert. Aus den Krankenhausleistungen wurden laut UM Erlöse in Höhe von rund 487 Millionen Euro generiert. Der Case-Mix-Index lag 2023 bei 1,22. Die Mitarbeitenden der Universitätsmedizin Mainz haben 2023 rund 58.900 Patienten vollstationär sowie rund 276.000 Patienten ambulant behandelt. Davon waren etwa 137.500 Hochschulambulanz-Fälle. Die ambulanten Erlöse beliefen sich auf 44,7 Millionen Euro.

Für 8.726 Mitarbeitende war die Universitätsmedizin Mainz im Jahr 2023 Arbeitgeber. Die Zahl der Vollkräfte betrug 6.055. Für das gesamte Personal wendete die Universitätsmedizin Mainz im Jahr 2023 rund 575 Millionen Euro auf. Der Materialaufwand betrug 313,4 Millionen Euro. Die Höhe der eingeworbenen Drittmittel belief sich für das Jahr 2023 auf 67,9 Millionen Euro.

Mittelfristige Finanzplanung hat schwarze Null zum Ziel

„Das Jahresergebnis 2023 zeigt einmal mehr die wirtschaftlichen Herausforderungen. Wir lassen uns davon aber nicht den Blick darauf verstellen, was im ersten halben Jahr des Neustarts schon eingeleitet wurde“, so der Aufsichtsratsvorsitzende, der rheinlandpfälzische Wissenschaftsminister Clemens Hoch. „Die mittelfristige Finanzplanung zeigt, wie die Unimedizin sich mit einer konkreten Umsetzung der Projekte einer schwarzen Null annähern kann. Und mit der Departmentbildung haben wir eine tiefgreifende und doch ganz konkrete Veränderung in der Organisation der Krankenversorgung an der Universitätsmedizin beschlossen.“

Ressourcen gemeinsam nutzen, stationäre Leistungen steigern

„Mit einem neu ausgerichteten Bettenplan werden wir Stationen kondensieren und Synergien bündeln, um künftig eine optimale interdisziplinäre Nutzung zu erreichen“, erläuterte Pflegevorstand Marion Hahn. „Zudem haben wir ein Statut in Bezug auf die Belegung der Betten in den chirurgischen Kliniken abgestimmt, das uns tagesaktuell flexibler bei der fächerübergreifenden Belegung der Betten macht und Engpässe minimiert.“ Eine wichtige Ressource sei die effiziente Nutzung verfügbarer OP-Kapazitäten. „Auch hier haben wir wichtige Veränderungen angestoßen, um die wertvolle OP-Zeit, die uns zur Verfügung steht, künftig optimiert zu nutzen“, berichtete Kiesslich.

Department-Bildung wurde angestoßen

Nicht zuletzt soll auch die geplante Bildung von Departments, in denen verwandte klinische Disziplinen künftig zusammengefasst werden sollen, zu einer gemeinsamen Nutzung von Ressourcen führen. Last but not least beauftragt der Vorstand gerade drei Gutachten, um eine Bau-Masterplanung zu entwerfen und damit die Leitplanken für die weitere bauliche Planung zu setzen.

Es ist noch ein weiter Weg zur wirtschaftlichen Gesundung, aber der Anfang scheint nun gemacht. Es grüßt Sie herzlich

Ihr

Franz-Günter Runkel
Chefreporter UroForum

Bilderquellen:© SIU, privat

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