Schmerzhafte Prozesse des Umbruchs prägen gerade Welt, Gesellschaft und auch das Gesundheitssystem. Wandel tut weh und produziert Ängste. In der Urologie haben zum Beispiel die im Wettbewerb stehenden Fachbereiche Kinderurologie und Nierentransplantation zu kämpfen. „Ende offen“, sagt der neue Generalsekretär Prof. Maximilian Burger und bekennt sich ausdrücklich zum Wettbewerb. Die ePA hat das Licht der Welt erblickt – unter erheblichen Schmerzen.

„Die Urologie hat viele Facetten, von denen keine unwichtig ist. Nierentransplantation und Kinderurologie sind besonders anspruchsvoll und herausfordernd geworden. Es ist z. B. diskutabel, ob eine große Universitätsklinik neben einer Transplantationseinheit zusätzlich eine urologische Nierentransplantation braucht. Urologen können Nierentransplantation und Kinderurologie gut abdecken, aber nicht als einzige, so ehrlich müssen wir zu uns selber sein“, stellt Prof. Burger im Interview fest. Die DGU setzt sich dafür ein, dass der Urologe dabei nicht vergessen wird und mitspielen kann. „Diesen Wettbewerb können wir begleiten, aber nicht allein bestreiten. An gewissen Standorten kann die Urologie diese Teildisziplinen halten, aber das Mitspielen wird sportlich. Wir müssen im Wettbewerb mit anderen Fachgruppen bestehen.“
DGU sieht Hybrid-DRGs als Chance und Risiko
Sind die Hybrid-DRGs im Zuge der Ambulantisierung wirklich nur eine Bedrohung oder auch eine Chance für die urologischen Kliniken? Für Max Burger ist klar, dass ein Reformbedarf in der stationären Medizin besteht. „Die Grundidee der Hybrid-DRGs ist richtig, aber die praktische Umsetzung ohne Einbindung der Selbstverwaltung problematisch. Die ureterorenoskopische Steinsanierung ist nicht gut für eine Hybrid-DRG geeignet, weil die Kosten auf der klinischen Seite nicht durch den hybriden Erlös finanziert werden können.“ Der DGU-Generalsekretär geht davon aus, dass die urologischen Kliniken in der Breite einerseits stationäre Eingriffe verlieren werden, andererseits aber im Sektor der ambulanten Operationen ökonomisch erfolgreich sein können. „Wenn Druck in einem lebendigen Markt entsteht, werden marktwirtschaftliche Prozesse in Gang gesetzt, in denen sich eine moderne und effiziente klinische Struktur durchaus behaupten kann. Das setzt aber einen guten Austausch mit niedergelassenen und belegärztlichen Partnern voraus. Für flexible und moderne Player, die ihre Prozesse an einen veränderten Gesundheitsmarkt anpassen können, sehe ich Chancen.“ Lesen Sie das gesamte Interview mit Max Burger in der Ausgabe 1.2025 von UroForum (erscheint am 03.02.2025).
„Selbst die einfachsten Dinge
haben bei der ePA nicht geklappt!“
Seit dem 15. Januar ist die elektronische Patientenakte in den Testregionen Nordrhein-Westfalen, Franken und Hamburg im Einsatz. Eine erste Zwischenbilanz der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) nach zehn Tagen fällt negativ aus. Dr. Dirk Spelmeyer, Urologe und Vorstandsvorsitzender der KVWL, berichtete gegenüber dem Ärztenachrichtendienst über Probleme: „Meine Erwartungen im Vorfeld waren sowieso schon asymptotisch dem Nullpunkt entgegenstrebend, aber was ich hier erleben durfte, das war ja noch schlechter“, zitiert der ÄND den KV-Chef. Selbst die einfachsten Dinge hätten nicht funktioniert. So sei es Test-Praxen nicht gelungen, überhaupt auf die ePA zuzugreifen. Mehrere Praxen hätten gemeldet, dass ein Zugriff auf die ePA trotz neuem Modul im Praxisverwaltungssystem (PVS) nicht möglich gewesen sei. „Dass Deutschland in der Digitalisierung weltweit gesehen ganz weit hinten liegt – also mich wundert überhaupt nichts mehr“, sagte Spelmeyer dem ÄND. Trotzdem hält der Urologe an der Einführung der ePA fest und hält sie für einen zentralen Baustein des modernen digitalen Gesundheitssystems. „Aber wenn Sie den Status quo sehen, also was Gematik und Bundesregierung da abgeliefert haben – na, ja.“
BMG erwartet Roll out der ePA frühestens im März
Der Roll out-Fahrplan des Bundesgesundheitsministeriums gerät bereits ins Rutschen. Wie IT-Abteilungsleiterin Dr. Susanne Ozegowski gestern auf einer Veranstaltung des Bundesverbands Managed Care in Berlin erläuterte, arbeitet das BMG derzeit an den Fragen rund um die Datensicherheit, die der Chaos Computer Club im Dezember öffentlich gemacht hatte. Das BMG beteuert, all diese Sicherheitsprobleme zu lösen und erst danach den Roll out zu starten. Ozegowski sprach in Berlin vom Roll out im März. Das wäre dann auch der Zeitpunkt der Befüllungspflicht für die Urologinnen und Urologen.
US-Patientin erhielt Schweineniere – und lebt!
Seit mehr als 60 Tagen trägt die US-Patientin Towana Looney nach einem Bericht auf heute.de eine Schweineniere in sich und lebt. So lange hat vor ihr noch niemand auf der Welt eine solche Xenotransplantation mit dem Organ eines Schweins überlebt. Es könnte ein Meilenstein in der Geschichte der Transplantation werden. Towana Looney zeigte sich gesund und voller Tatendrang. „Ich bin Superwoman“, sagte sie der Nachrichtenagentur AP. Stolz berichtete sie, dass sie Mitglieder ihrer Familie bei langen Spaziergängen in der Metropole New York abhänge. „Es ist eine neue Einstellung zum Leben“, so AP.

Lediglich vier Xenotransplantationen von Schweine-Transplantaten waren zuvor gewagt worden. Zweimal ging es um Herzen und zweimal um Nieren. In keinem der vier Fälle überlebte der Organempfänger länger als zwei Monate. Im Mai 2024 war der weltweit erste Patient mit einer transplantierten Schweineniere gestorben. So ist der aktuelle Fall zweifellos eine gute Nachricht zum Beginn des neuen Jahres.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Franz-Günter Runkel
Chefreporter UroForum


