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Östrogene schützen Nieren vor Schäden durch Ferroptose

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mgo medizin

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Erschienen in: gyne

Östrogen schützt die Nieren vor Schädigungen durch Ferroptose, wie Forschende aus Dresden und Heidelberg im Fachmagazin Nature publizierten. Das weibliche Geschlechtshormon erhöht die Widerstandsfähigkeit gegen den „biologischen Rost“, der Nephrone zerstört. Metabolite des Estradiols fangen schädigende Radikale ab, während das Hormon selbst ein genetisches Schutzprogramm aktiviert. Diese Erkenntnisse sind auch für Gynäkologinnen und Gynäkologen relevant, da sie die Bedeutung hormoneller Faktoren für die Nierengesundheit von Frauen unterstreichen und neue Perspektiven für geschlechtsspezifische Therapieansätze eröffnen.

Nierenschäden als gesamtgesellschaftliche Herausforderung

Die Weltgesundheitsorganisation WHO prognostiziert, dass Nierenerkrankungen bis 2050 zu den fünf häufigsten Todesursachen weltweit zählen werden. Ein besonderes Problem: Nierenleiden bleiben oft lange unentdeckt, sodass Schädigungen bereits irreversibel sind, wenn sie diagnostiziert werden.

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Nierenschädigungen entdeckt

Ein Forschungsteam aus Dresden und Heidelberg hat gemeinsam mit internationalen Partnern bahnbrechende Erkenntnisse zur geschlechtsspezifischen Wirkung von Östrogen bei Nierenschädigungen gewonnen. Die Studie „Multiple oestradiol functions inhibit ferroptosis and acute kidney injury“ wurde in der renommierten Fachzeitschrift Nature veröffentlicht.

Östrogen als Schutzfaktor gegen Ferroptose

Eine Hauptursache akuter Nierenschädigungen ist die sogenannte Ferroptose, auch als „biologischer Rost“ bezeichnet. Durch diesen Prozess gehen Nephrone, die funktionellen Einheiten der Niere, unwiederbringlich verloren. Das Forschungsteam um Prof. Andreas Linkermann vom Universitätsklinikum Dresden (UKD) und der Universitätsmedizin Mannheim sowie Prof. Stefan Bornstein, Direktor der Medizinischen Klinik III am UKD, konnte nachweisen, dass das weibliche Geschlechtshormon Östrogen die Nieren auf vielfältige Weise vor Schädigungen durch Ferroptose schützt.

„Zuletzt wurde immer deutlicher, dass Mechanismen der Nierenschädigung bei weiblichen und männlichen Individuen verschieden sind“, erläutert Dr. Wulf Tonnus, einer der drei Erstautoren dieser Studie und Nachwuchswissenschaftler an der MK III.

„Es stellte sich heraus, dass Estradiol, ein Hormon aus der Gruppe der Östrogene, die Widerstandsfähigkeit gegen Ferroptose erhöht. So fangen körpereigene Metabolite der Estradiole schädigende Radikale direkt ab, während das Ursprungshormon ein komplexes genetisches Programm zur Verhinderung von Ferroptose aktiviert.“

Dr. Wulf Tonnus, Wissenschaftler der MK III am Universitätsklinikum Dresden

Bedeutung für die gynäkologische Praxis

Diese Erkenntnisse unterstreichen die zentrale Rolle der Geschlechtshormone für vielfältige Körperprozesse und haben besondere Relevanz für das verbesserte Verständnis der Östrogenwirkung. Langfristig können die Ergebnisse zur Entwicklung geschlechtsspezifischer Therapien für Patientinnen und Patienten mit Nierenerkrankungen beitragen.

Für Gynäkologinnen und Gynäkologen bieten die Forschungsergebnisse zudem Anhaltspunkte für die Beratung ihrer Patientinnen, insbesondere bei hormonellen Therapien oder in den Wechseljahren, wenn der Östrogenspiegel sinkt. Die Studie verdeutlicht, dass ein geschlechterspezifisches Verständnis von Krankheiten einen wichtigen Schritt hin zu individualisierten Behandlungsansätzen und mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Medizin bedeutet.

Die neuen Erkenntnisse eröffnen Chancen für gezieltere Behandlungen von Nierenerkrankungen und die Entwicklung individuell zugeschnittener Therapien, die auf die hormonelle Situation der Patientinnen abgestimmt sind.

KI-gestützt, redaktionell bearbeitet nh

Originalpublikation:
Tonnus W, Maremonti F, Gavali S et al. Multiple oestradiol functions inhibit ferroptosis and acute kidney injury. Nature 2025

Quelle:
Pressemitteilung der Technischen Universität Dresden vom 14.08.2025: Nature-Studie: Östrogen schützt Nieren – Forschung aus Dresden und Heidelberg belegt Relevanz geschlechtsspe­zifischer Medizin für Krankheitsver­ständnis und Therapie

Bilderquelle: SewcreamStudio – stock.adobe.com

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