Programme zur klinischen Entscheidungsunterstützung fungieren ähnlich wie digitale Routenplaner, indem sie Ärztinnen und Ärzte dabei unterstützen, geeignete Diagnose- oder Therapieverfahren auszuwählen. Die MIDAS-Studie, geleitet von der Augsburger Universitätsmedizin, untersuchte in einer multizentrischen, randomisierten Studie die Effektivität solcher Systeme in der medizinischen Bildgebung. Die Ergebnisse wurden in JAMA, einem der führenden medizinischen Fachjournale, veröffentlicht.
Medizinische Bildgebung ist ein unverzichtbarer Bestandteil der modernen Gesundheitsversorgung, da fortschrittliche Technologien wie Computer- und Kernspintomographie eine frühere und präzisere Diagnosestellung ermöglichen. Der vermehrte Einsatz dieser Verfahren führt jedoch oft zu einer Vielzahl von Untersuchungen, die nicht immer notwendig sind, was vermeidbare Strahlenexposition, längere Wartezeiten, höhere Kosten und eine zusätzliche Belastung des medizinischen Personals zur Folge hat.
Klinische Entscheidungshilfen (Clinical Decision Support Systems, CDSS) bieten in Echtzeit Feedback, um die Auswahl geeigneter Verfahren oder Therapieansätze zu unterstützen. Trotz vielversprechender Ansätze war die Akzeptanz im klinischen Alltag bisher gering. Die MIDAS-Studie untersuchte daher den Nutzen eines solchen Systems speziell für Bildgebungsverfahren in Universitätskliniken. Eine Ampelanzeige informierte die Ärztinnen und Ärzte darüber, ob die gewählte Bildgebung zum Krankheitsbild passte.
Prof. Dr. Thomas Kröncke, der die Studie am Lehrstuhl für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des Universitätsklinikums Augsburg initiierte und koordinierte, betont: „Ich freue mich zusammen mit meinen Partnern an der Universitätskliniken Schleswig-Holstein, Campus Kiel und Lübeck, sowie der Universitätsmedizin Mainz und unseren Partner aus Rotterdam über den erfolgreichen Abschluss der MIDAS-Studie. Die Veröffentlichung in JAMA zeigt, dass wir hier im Verbund ein hochaktuelles Thema adressiert haben.“
Die MIDAS-Studie wurde mit Unterstützung des Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses in 26 Fachabteilungen der beteiligten Universitätskliniken durchgeführt. In der ersten Phase fungierten alle Abteilungen als Kontrollgruppe, in der das System zwar implementiert, aber kein Feedback gegeben wurde. Nach 16 Monaten erfolgte eine Aufteilung in eine Interventions- und eine Kontrollgruppe, wobei nur die Interventionsgruppe Rückmeldungen erhielt.
Die zweieinhalbjährige Studie fand an den Universitätskliniken in Augsburg, Kiel, Lübeck und Mainz statt, mit einer Datenanalyse in Zusammenarbeit mit dem Erasmus Medical Center in Rotterdam. Ziel war es, den Anteil nicht leitlinienkonformer Bildgebungsanforderungen durch den Einsatz des CDSS zu reduzieren.
Die Ergebnisse zeigten, dass das System in den klinischen Alltag von Universitätskliniken integriert werden kann. Es wurden jedoch keine signifikanten Unterschiede bei der Anzahl unangemessener Anforderungen, den Kosten oder der Strahlenexposition festgestellt. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass in Universitätskliniken hochqualifizierte Ärzte tätig sind, die bereits über umfassende Kenntnisse der Indikationen für bildgebende Verfahren verfügen. Dennoch könnte ein solches System in anderen medizinischen Einrichtungen wie kleineren Krankenhäusern, Versorgungszentren oder Arztpraxen nützlich sein, um eine gezieltere Nutzung der Bildgebung zu fördern.
Quelle: Pressemitteilung der Universität Augsburg
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