Gynäkologie » Schwangerschaft

»

Cannabis in der Schwangerschaft – Analyse neonataler Risiken

Cannabis in der Schwangerschaft – Analyse neonataler Risiken

News

Gynäkologie

Schwangerschaft

mgo medizin

mgo medizin

Autor

3 MIN

Erschienen in: gyne

Eine große Metaanalyse mit acht Millionen Schwangerschaften belegt: Cannabiskonsum in der Schwangerschaft erhöht neonatale Risiken deutlich. Neugeborene wiegen 200 Gramm weniger, Frühgeburten und Intensivaufnahmen steigen. Gynäkologinnen und Gynäkologen sollten Substanzanamnesen durchführen und bei Cannabiskonsum engmaschige Kontrollen veranlassen. Die Studie analysierte 51 Beobachtungsstudien mit 110.000 exponierten Frauen und zeigt konsistent fetale Wachstumsverzögerungen.

Podcast KurzGefasst! – Kompaktes Wissen für den Praxisalltag
Der neue Podcast von mgo medizin liefert wöchentlich die neuesten medizinischen Erkenntnisse – kompakt in wenigen Minuten. Interdisziplinär, zeitsparend, praxisnah und flexibel für unterwegs.

Jetzt in die Metaanalyse zum Cannabiskonsum in der Schwangerschaft reinhören

Große Metaanalyse bestätigt neonatale Risiken durch Cannabiskonsum in der Schwangerschaft

Eine neue Metaanalyse, publiziert in der Fachzeitschrift Maternal Health, Neonatology and Perinatology, untersuchte die Auswirkungen von Cannabiskonsum in der Schwangerschaft auf neonatale Outcomes. Die Forschenden analysierten 51 Beobachtungsstudien mit insgesamt rund acht Millionen Schwangerschaften, davon etwa 110.000 mit dokumentiertem Cannabiskonsum.

Fetale Wachstumsverzögerung und Frühgeburtsrisiko erhöht

Die Ergebnisse belegen konsistent eine fetale Wachstumsverzögerung bei Cannabisexposition. Neugeborene exponierter Mütter wogen im Mittel knapp 200 g weniger. Ein niedriges Geburtsgewicht und die Diagnose „zu klein für das Gestationsalter“ traten deutlich häufiger auf.

Die Schwangerschaftsdauer reduzierte sich im Schnitt um wenige Tage. Neugeborene hatten einen kleineren Kopfumfang und waren durchschnittlich einen Zentimeter kleiner. Diese Unterschiede erhöhen das Risiko für Hypoglykämien, Temperaturinstabilität und einen höheren Betreuungsbedarf nach der Geburt.

Mehr Frühgeburten und Intensivaufnahmen

Die Analyse zeigte einen klaren Anstieg bei Frühgeburten, was die peripartale Versorgung unmittelbar betrifft. Entsprechend nahmen Aufnahmen in die neonatologische Intensivmedizin zu. Die perinatale Mortalität war ebenfalls erhöht, auch wenn die absoluten Zahlen niedrig blieben. Nach Sensitivitätsanalyse zeigte sich auch für größere Fehlbildungen ein Anstieg.

Methodische Stärken und Grenzen

Stärken der Arbeit sind die sehr große Datenbasis und die PRISMA-konforme Methodik. Zu den Grenzen zählen die Heterogenität zwischen den Studien, die Exposition wurde beispielsweise häufig per Selbstangabe und/oder Laborverfahren wie Urin-, Mekonium- oder Nabelschnurtests erfasst – es fehlen also Standardisierungen von Dosis, Nutzungsfrequenz und Zeitpunkt des Konsums in der Schwangerschaft. Auch Angaben über soziale Faktoren sowie mögliche Störfaktoren wie Tabak- und Alkoholkonsum sind unvollständig.

Konsequenzen für die Praxis

Gynäkologinnen und Gynäkologen sollten eine wertungsfreie Substanzanamnese inklusive Cannabis durchführen. Bei bestätigter Exposition sind engmaschige Wachstumskontrollen sinnvoll sowie eine erhöhte Aufmerksamkeit für Frühgeburtsanzeichen. Postnatal sollte die Schwelle zur neonatologischen Beurteilung niedrig sein.

KI-gestützt, redaktionell bearbeitet nh

Quelle: Analyse des BMC

Bilderquelle: © Ginja – Stock Adobe

Schlagworte zu diesem Beitrag

Weitere Beiträge zu diesem Thema

Neue Daten zu Sicherheit und Wirksamkeit der HPV-Impfung

News

Zwei neue Cochrane Reviews liefern umfassende Evidenz zur HPV-Impfung: Die zugelassenen Impfstoffe schützen zuverlässig vor dauerhaften Infektionen und senken das Risiko für Gebärmutterhalskrebs.

Gynäkologie

Prävention und Früherkennung

Impfprävention

Beitrag lesen
Schwangere misst Blutzucker nach WHO-Leitlinien zu Diabetes in der Schwangerschaft.

WHO-Leitlinien zum Diabetes während der Schwangerschaft

News

Die WHO veröffentlichte im November 2025 Leitlinien zu Diabetes in der Schwangerschaft. Sie behandeln präexistenten Diabetes Typ 1 und Typ 2 sowie Gestationsdiabetes. Die Empfehlungen umfassen Screening, Diagnostik, glykämische Kontrolle, ...

Gynäkologie

Schwangerschaft

Gestationsdiabetes

Beitrag lesen
Visualisierung von Eisenmangel in der Schwangerschaft für Patient Blood Management.

DGTI zur Eisenversorgung in der Schwangerschaft

News

Patient Blood Management in der Schwangerschaft senkt Risiken für Mutter und Kind. Eisenmangel und Blutarmut zählen zu den häufigsten Gefahren rund um die Geburt. Viele Schwangere sind betroffen.

Gynäkologie

Schwangerschaft

Allgemeines

Beitrag lesen