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Herzschwäche: Früherkennung kann Leben retten

Krankenschwester arbeitet am Computer in einem Krankenhausraum mit Patienten im Hintergrund

Herzschwäche: Früherkennung kann Leben retten

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Herzmuskelerkrankungen und Herzinsuffizienz

mgo medizin

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Erschienen in: herzmedizin

Erste Auswertungen des Innovationsfondsprojekts „HerzCheck“ zeigen: Mit einem mobilen und regionalen Bedürfnissen entsprechenden Versorgungsansatz inklusive einer Herz-MRT-Untersuchung lässt sich eine asymptomatische Herzinsuffizienz rund sieben Jahre früher erkennen als mit Standard-Diagnoseverfahren. Diese Erkenntnis kann die zukünftige Versorgung von Herzpatientinnen und -patienten erheblich verbessern.

Mit einem innovativen Herz-MRT-Screening kann eine Herzschwäche oft schon Jahre vor dem Auftreten erster Symptome erkannt werden. Das zeigen erste Auswertungen des G-BA-geförderten Projekts „HerzCheck“. Nahezu vollautomatisierte und telemedizinisch überwachte Kardio-MRT-Untersuchungen tragen somit dazu bei, eine asymptomatische Herzinsuffizienz bei Patientinnen und Patienten mit Risikofaktoren frühzeitig zu entdecken und zielgerichtet zu behandeln. Dadurch steigt die Prognose und Lebensqualität der Patientinnen und Patienten; lange Krankenhausaufenthalte werden vermieden und Folgekosten gesenkt. Am 30. März 2025 hat das „HerzCheck“-Forscherteam unter der medizinischen Leitung des Deutschen Herzzentrums der Charité (DHZC) diese ersten zentralen Erkenntnisse beim Kongress des American College of Cardiology (ACC) in Chicago vorgestellt. Die vollständigen Evaluationsergebnisse sollen im Sommer 2025 vorliegen.

In dem Innovationsfondsprojekt wurden mehr als 4.500 Patientinnen und Patienten in ländlichen Regionen Ost- und Norddeutschlands in einem Zeitraum von rund zwei Jahren untersucht. Bei fast einem Viertel wurde mithilfe modernster MRT-Diagnostik eine sogenannte subklinische Herzinsuffizienz festgestellt, bei der sich die Herzfunktion verschlechtert hat, aber noch keine Symptome auftreten. Betroffene wurden im Schnitt fast sieben Jahre früher identifiziert als Herzschwäche-Patienten einer Kontrollgruppe von rund 8.500 Personen, die mit herkömmlichen Methoden untersucht wurden.

Die Kernergebnisse von „HerzCheck“ im Überblick:

  • Rund ein Viertel der Patientinnen und Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren, die in ländlichen Gebieten leben, haben eine asymptomatische Herzinsuffizienz. Bei 22,7 Prozent der „HerzCheck“-Teilnehmenden wurde eine solche subklinische Herzschwäche diagnostiziert.
  • Männer mit kardiovaskulären Risikofaktoren haben ein erhöhtes Risiko (37 Prozent), eine subklinische Herzinsuffizienz zu entwickeln als Frauen mit entsprechenden Risikofaktoren (12 Prozent).
  • Mit dem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit in dieser Risikogruppe, eine Herzschwäche zu entwickeln. Die Prävalenz betrug bei den untersuchten 40- bis 49-Jährigen 21 Prozent, bei den 60- bis 69-Jährigen lag sie bei 25 Prozent.
  • Insbesondere die kardiovaskulären Risikofaktoren Rauchen, Übergewicht und Diabetes erhöhen das Risiko, an einer subklinischen Herzinsuffizienz zu erkranken.
  • Durch die in „HerzCheck“ durchgeführten Herz-MRT-Untersuchungen kann eine Herzinsuffizienz durchschnittlich fast sieben Jahre früher erkannt werden als durch Untersuchungen der medizinischen Standardversorgung. Das zeigt der Vergleich der „HerzCheck“-Teilnehmenden mit einer historischen Kontrollkohorte: Die „HerzCheck“-Probandinnen und -Probanden waren bei der Diagnosestellung durchschnittlich 60,9 Jahre alt, die Teilnehmenden der Kontrollkohorte im Schnitt 67,5 Jahre.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Früherkennung entscheidend ist, um schwerwiegende Verläufe der Herzinsuffizienz zu vermeiden“, sagt „HerzCheck“-Konsortialführer Prof. Dr. med. Sebastian Kelle, Leiter der Kardiovaskulären Bildgebung am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC), Campus Virchow-Klinikum. „Moderne Früherkennungsverfahren wie „HerzCheck“ könnten daher in die Regelversorgung integriert werden. Insbesondere die Möglichkeit, untersucherunabhängig, mobil, telemedizinisch überwacht, bedarfsgerecht und mit etablierten Messmethoden eine Herzschwäche zu erkennen, bietet viele Chancen – auch als Vorlage für andere Organsysteme. Außerdem brauchen wir mehr valide Daten sowie gezielte Forschung zu präventiven Maßnahmen, um herauszufinden, welche Therapien das Fortschreiten einer asymptomatischen Herzinsuffizienz wirksam verhindern können und wie der Bedarf an Versorgung in den kommenden Jahren einzuschätzen ist.“

Weitere Informationen unter herzcheck.org

Quelle: Pressemeldung Deutsches Herzzentrum der Charité

Bilderquelle: HerzCheck.org

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