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Parodontitis plus Karies: Steiler Anstieg des Schlaganfallrisikos

Bakterien und Blutkörperchen wandern von entzündetem Zahnfleisch über die Blutbahn zum Herz

Quelle: ©freshidea - Adobe Stock

Parodontitis plus Karies: Steiler Anstieg des Schlaganfallrisikos

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mgo medizin Redaktion

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Erschienen in: herzmedizin

Neue Daten untermauern systemische Auswirkungen der Parodontitis. Als besonders ungünstig erwies sich die Kombination von Parodontitis und Karies mit einem Anstieg des Schlaganfallrisikos um 86 %.

Menschen mit Parodontitis plus Karies haben ein deutlich – um 86 % – erhöhtes Schlaganfallrisiko. Das hat die ARIC-Studie (Atherosclerosis Risk in Communities) ergeben. Vor Aufnahme in die Studie hatten die fast 6.000 Teilnehmenden noch keinen Schlaganfall erlitten, und sie hatten keine koronare Herzkrankheit. Bei 3.151 Teilnehmenden lag eine Parodontitis vor und bei 1.195 sowohl eine Parodontitis als auch Karies. Die Inzidenz ischämischer Schlaganfälle im Follow-up-Zeitraum von median 21 Jahren betrug bei  Parodontitis allein 6,9 % und bei Parodontitis plus Karies 10,0 % verglichen mit 4,1% bei guter Mundgesundheit [1].

Die Kombination von Parodontitis und Karies war assoziiert mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko und auch mit einem erhöhten Risiko schwerer kardiovaskulärer Ereignisse (MACE: Schlaganfall, Myokardinfarkt, kardiovaskulärer Tod). Die Hazard Ratios (HR) nach Adjustierung der Daten betrugen 1,86 bzw. 1,36. Für thrombotische Schlaganfälle wurde bei gleichzeitigem Vorliegen von Parodontitis und Karies eine HR von 2,27 ermittelt und für kardioembolische Schlaganfälle eine HR von 2,58.

In einer zeitgleich publizierten zweiten Studie weist dieselbe US-amerikanische Arbeitsgruppe nach, dass Parodontitis mit einer Volumenzunahme hyperintenser Läsionen in der weißen Hirnsubstanz einhergeht, was auf zerebrale Mikroangiopathien hindeutet (Odds Ratio 1,56). Mikroblutungen bzw. lakunäre Infarkten wurden dagegen bei Parodontitis nicht vermehrt gefunden [2].

Zahnseide zur Schlaganfall-Prophylaxe?

Die neuen Daten erhärten die Vermutung, dass chronische bakterielle Prozesse in der Mundhöhle und speziell am Zahnhalteapparat ungünstige systemische Auswirkungen haben. Dazu passt auch das Ergebnis einer Anfang 2025 publizierten Studie, in der gezeigt wurde, dass die regelmäßige Reinigung der Zahnzwischenräume mit Zahnseide das Risiko von Schlaganfällen und Vorhofflimmern senkt [3].

Literatur:

  1. Wood S et al. Combined Influence of Dental Caries and Periodontal Disease on Ischemic Stroke Risk. Neurology Open Access 2025; 1(4): 000036
  2. Meyer J, et al. Periodontal Disease Independently Associated With White Matter Hyperintensity Volume. Neurology Open Access 2025; 1(4): 000037
  3. Sen S et al. Dental flossing may lower the risk for incident ischemic stroke, cardioembolic stroke subtype and AF. Stroke 2025; 56(1): A19

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