Neurologie und Psychiatrie » Psychische Erkrankungen » Allgemeine Aspekte

»

Hohe Burnout-Raten unter Neurologinnen und Neurologen

Hohe Burnout-Raten unter Neurologinnen und Neurologen

News

Neurologie und Psychiatrie

Psychische Erkrankungen

Allgemeine Aspekte

mgo medizin

mgo medizin

Autor

2 MIN

Erschienen in: neuro aktuell

Eine deutschlandweite Umfrage der Jungen Neurologie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) untersuchte erstmals systematisch arbeitsbedingtem Stress und Burnout bei Neurologinnen und Neurologen. Die Ergebnisse deuten auf einen dringenden Handlungsbedarf hin. Insbesondere Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung sind hohen Stresslevels ausgesetzt.

Mehr als die Hälfte der Befragten berichtete von monatlich oder häufiger auftretenden belastenden Ereignissen, die vor allem in Notaufnahmen, Intensivstationen, aber auch auf Normalstationen stattfanden. Assistenzärztinnen und -ärzte agierten häufig ohne Supervision und bewerteten die Erlebnisse als besonders eindrücklich. Hauptursachen für Stress waren hohe Patientenzahlen, schlechte Kommunikation und das Second-Victim-Phänomen. Wissens- und Fähigkeitslücken spielten ebenfalls eine Rolle.

Assistenzärzte besonders gefährdet

Die Analyse mit dem validierten Burnout Assessment Tool (BAT-12) zeigte, dass 27 % der Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung ein erhöhtes Burnout-Risiko aufwiesen, zusätzliche 26 % erfüllten die Kriterien für ein manifestes Burnout. Bei Fachärztinnen und -ärzten lagen die Werte im Normbereich. Als unabhängige Prädiktoren für Burnout erwiesen sich die Häufigkeit stressreicher Ereignisse, niedrige Arbeitszufriedenheit, institutionelle Faktoren, jüngeres Alter, weniger Kinder sowie fehlende Debriefing-Angebote.

Relevanz von Supervision und Debriefing

Die Mehrheit der Befragten fühlte sich unzureichend auf belastende Situationen vorbereitet. Strukturiertes Onboarding, regelmäßige Debriefings und Prozessverbesserungen wurden als wichtigste Maßnahmen zur Stressreduktion genannt. Dennoch waren professionelle Debriefing-Strukturen in den meisten Kliniken kaum bekannt oder nicht etabliert. Viele Teilnehmende äußerten den Wunsch nach Gesprächen mit Vorgesetzten und psychologischer Betreuung, es mangelte jedoch vor allem an Zeit und entsprechenden Angeboten. Rückhalt durch Familie, den Freundeskreis und ein unterstützendes Arbeitsumfeld erwies sich als resilienzstärkend und minderte das Burnout-Risiko.

Hohe Arbeitsbelastung unter Neurologen

Die vorliegenden Daten verdeutlichen, dass gerade in der neurologischen Weiterbildung eine besondere Vulnerabilität für Burnout besteht. Auffällig ist der hohe Anteil an Assistenzärztinnen und -ärzten, die über unzureichende Vorbereitung auf belastende Ereignisse berichten und kaum Zugang zu strukturierten Debriefing-Angeboten haben. Die Ergebnisse legen nahe, dass neben organisatorischen Verbesserungen auch eine offene Fehler- und Gesprächskultur essenziell ist, um Neurologinnen und Neurologen insbesondere zu Beginn ihrer Karriere zu unterstützen und damit auch die Versorgungssicherheit für Patientinnen und Patienten zu gewährleisten.

Julina Pletziger

Zur Originalstudie kommen Sie hier.

Bildquelle: © C. Coetzee/people images – stock.adobe.com

Schlagworte zu diesem Beitrag

Weitere Beiträge zu diesem Thema

© DimaBerlin_stock.adobe.com

Wie bestimmte Wahrnehmungsveränderungen bei Borderline-Patientinnen das sexuelle Verhalten beeinflussen können

News

Frauen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung erleben in sexuellen Situationen häufiger dissoziative Symptome – dazu gehören beispielsweise Derealisation und Depersonalisation, also eine veränderte Wahrnehmung des eigenen Körpers oder der Umwelt, sowie Konversionssymptome, also körperliche Beschwerden ohne organischen Grund.

Neurologie und Psychiatrie

Persönlichkeitsstörungen

Beitrag lesen
Illustration eines Arztgesprächs: Ein Arzt klärt eine Patientin über Epilepsie auf, die Patientin hält sich die Hände an den schmerzenden Kopf.

Experten fordern Umdenken in der Epilepsie-Behandlung

Pharmaservice

In der Behandlung von Epilepsien geht wertvolle Zeit verloren, in der Patientinnen und Patienten unter fortbestehenden Anfällen leiden und ihre Lebensqualität erheblich eingeschränkt ist. Im Rahmen eines Seminars von Angelini Pharma wurden die Ursachen und Folgen dieser „therapeutischen Trägheit“ diskutiert.

Neurologie und Psychiatrie

Epilepsie

Beitrag lesen
John - Adobe Stock

Europäischer Kopfschmerzkongress: Hormone und Kopfschmerz

Kongressberichte

Welche Auswirkungen haben Hormone auf Kopfschmerzen? Dieser Frage gingen zwei Expertinnen im Rahmen des Europäischen Kopfschmerz-Kongresses Anfang Dezember in Lissabon nach.

Neurologie und Psychiatrie

Kopfschmerzerkrankungen

Beitrag lesen