Neurologie und Psychiatrie » Psychische Erkrankungen » Schizophrenie

»

Mehr Psychosen nach Legalisierung von Cannabis

Wissenschaftler untersucht eine Cannabispflanze

Quelle: Kitreel - stock.adobe.com

Mehr Psychosen nach Legalisierung von Cannabis

News

Neurologie und Psychiatrie

Psychische Erkrankungen

Schizophrenie

mgo medizin Redaktion

Autor

3 MIN

Erschienen in: neuro aktuell

Die Legalisierung von Cannabis könnte für mehr Psychosen und Aufnahmen in Kliniken verantwortlich sein. Dies legt eine Pilotuntersuchung am Lehrstuhl und der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie sowie für Psychosomatik der Universität Augsburg unter Leitung von Prof. Dr. Alkomiet Hasan nahe. Die Studie hat die Entwicklung der Hospitalisierungsraten und Fälle von cannabis-induzierten Psychosen im Zeitraum um die Legalisierung in der Region Bayerisch-Schwaben untersucht und einen relevanten Anstieg beobachtet. Besitz und Konsum von Cannabis zu Freizeitzwecken wurden zum 1. April 2024 legalisiert.

In der Studie wurde ermittelt, wie viele Erwachsene in den zwei Jahren vor der Legalisierung (ab April 2022) und im ersten Jahr danach (von April 2024 bis Ende März 2025) in den Häusern der Bezirkskliniken Schwaben wegen Cannabis-Problemen behandelt wurden.

Psychische Probleme, die allgemein durch den Cannabis-Konsum verursacht wurden, stiegen nach der Legalisierung um das Anderthalbfache. Die Zahl cannabis-induzierter Psychosen nahm sogar um fast das Doppelte zu. Die Gesamtzahl der stationären Behandlungsfälle hingegen blieb im Untersuchungszeitrum stabil.

Erste Daten in Deutschland

Die sechs Krankenhäuser der Bezirkskliniken decken die psychiatrische Krankenhausversorgung für den gesamten Regierungsbezirk Schwaben mit rund 1,9 Millionen Einwohnern ab, inklusive der Großstadt Augsburg. Die Pilotstudie wurde im Rahmen der Aktivitäten des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit (DZPG) durchgeführt und ist die erste, die den bislang nur vermuteten Zusammenhang in einer deutschen Region untersuchte. Die Analysen erfolgten anonym und beinhalten Routinedaten stationärer Behandlungsfälle.

Weitere Forschung und Prävention wichtig

„Ob der Anstieg der cannabisbedingten Probleme tatsächlich ursächlich mit der Legalisierung zusammenhängt, lässt sich anhand dieser Daten nicht sicher belegen“, erklärt Prof. Dr. Alkomiet Hasan, Inhaber des Lehrstuhls für Psychiatrie und Psychotherapie an der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg und Mitverfasser der Studie. „Doch die Ergebnisse sollten uns veranlassen, die Entwicklung wissenschaftlich aufmerksam zu verfolgen und bereits jetzt verstärkt in Prävention zu investieren“, berichtet Dr. Sophie-Kathrin Greiner, die die Studie geleitet hat.

Die Verschiebung könnte auch auf eine erhöhte diagnostische Aufmerksamkeit und größere Offenheit der Betroffenen aufgrund verringerter Stigmatisierung zurückzuführen sein. Zudem könnten die Messungen in der Studie auch dadurch beeinflusst sein, dass ärztlich mehr cannabisinduzierte Psychosen erwartet und deshalb diagnostiziert wurden. Auch wären längere Beobachtungszeiträume notwendig, um die Konversionsraten von cannabis-induzierten Psychosen und psychotischen Störungen verlässlich einschätzen zu können.

Die mögliche Zunahme cannabis-induzierter Psychosen könnte für gezieltere Präventionsmaßnahmen sprechen. Neben allgemeinen Informationskampagnen über die Risiken des Cannabiskonsums sollten insbesondere gefährdete Gruppen (junge Menschen, Menschen mit psychischen Erkrankungen) über das Psychoserisiko aufgeklärt werden, sagen die Autorinnen und Autoren der Studie.

Quelle: Pressemeldung Universität Augsburg (idw, 14.11.25)

Zur Originalpublikation kommen Sie hier.

Schlagworte zu diesem Beitrag

Weitere Beiträge zu diesem Thema

Einblick in eine Gruppentherapie-Stunde. In einem Stuhlkreis sitzen sich vier Erwachsene gegenüber. Eine Frau gestikuliert.

Neues Gruppenprogramm: Resilienz bei Post-COVID

News

Die Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Universitätsmedizin Frankfurt bietet ab Januar 2026 neue Gruppenprogramme für Menschen mit Post-COVID-Symptomatik an. Das Programm ist Teil einer klinischen Studie und soll Betroffene mit anhaltenden kognitiven oder psychischen Beschwerden unterstützen.

Neurologie und Psychiatrie

Forschung

Beitrag lesen
Smartphone im Fokus, man sieht die Hände einer Frau, die das Smartphone bedient.

Ein Drittel der Deutschen ist süchtig nach Social Media

News

Ein Großteil der deutschen Bevölkerung nutzt soziale Medien, im Durchschnitt zwischen drei und vier Stunden am Tag. Sorgen macht den Forschenden die steigende Suchttendenz.

Neurologie und Psychiatrie

Psychische Erkrankungen

Suchterkrankungen

Beitrag lesen
Notfall im Krankenhaus: Ein Team von Krankenpflegern und Ärzten schieb eilig ein Patientenbett Richtung OP.

Crew Resource Management für Stroke-Teams

Fachartikel

„Time is brain“ ist im Stroke-Team kein Slogan, sondern DAS Organisationsprinzip. Jede Kommunikationslücke im Team verlangsamt die notwendige Hirn-Reperfusion, erhöht die Variabilität und verschlechtert Patienten-Outcomes.

Neurologie und Psychiatrie

Neurointensiv- und Notfallmedizin

Schlaganfall

Beitrag lesen