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Starke Zunahme von Depressionen und Essstörungen bei Mädchen während Corona-Pandemie

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Erschienen in: neuro aktuell

Aktuelle Zi-Studie zu Inzidenztrends psychischer Erkrankungen und Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen in den Jahren 2014-2021 veröffentlicht

Mit weitreichenden Eindämmungsmaßnahmen wie den zeitweise drastischen Einschränkungen der sozialen Interaktion hat die COVID-19-Pandemie zu einer deutlichen Verschlechterung der psychischen Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen geführt. Jugendliche Mädchen waren hiervon besonders stark betroffen. Vor allem in den Pandemie-Jahren 2020 und 2021 zeigte sich bei ihnen eine deutlich überproportionale Zunahme neu diagnostizierter Depressionen und Essstörungen. Allein von 2019 auf 2021 ist die Inzidenz depressiver Störungen insgesamt um 27 Prozent angestiegen. In der Altersgruppe der 15- bis 17-jährigen Mädchen lag sie dreimal so hoch wie bei den gleichaltrigen Jungen. Im gleichen Zeitraum nahm die Diagnoseinzidenz von Anorexie (Essstörung) sogar um 74 Prozent zu. 2021 sind bei jugendlichen Mädchen Essstörungen 14-mal häufiger vertragsärztlich diagnostiziert worden als bei Jungen.

Die Inzidenz von Verhaltens- und emotionalen Störungen lag im gesamten Untersuchungszeitraum 2014 bis 2021 auf einem hohen Niveau – bei Jungen regelmäßig deutlich höher als bei Mädchen (2021: 514,9 vs. 351,5/10.000, Geschlechterverhältnis Jungen/Mädchen: 1,5). Die vertragsärztlichen Abrechnungsdaten zeigten jedoch mit einer einmaligen Unterbrechung 2019 und einem Wiederanstieg im Jahr 2021 eine insgesamt rückläufige Entwicklung (Jungen: -12,5 Prozent, Mädchen: -1,9 Prozent). Insgesamt ging die Inzidenz im Studienzeitraum um acht Prozent zurück. Dies entspricht im Mittel einer jährlichen Reduktionsrate von 1,2 Prozent. Die altersspezifische Auswertung zeigte zudem, dass der Inzidenzgipfel in der Altersgruppe der 7- bis 10-Jährigen lag – sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen.

Das sind die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Versorgungsatlas-Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) zu „Inzidenztrends psychischer Erkrankungen sowie Entwicklungs- und Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen in der ambulanten Versorgung zwischen 2014 und 2021“.

„Die von uns ausgewerteten Abrechnungsdaten deuten wie andere Public Health-Studien zuvor auf eine zum Teil erhebliche Verschlechterung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in den Corona-Pandemiejahren 2020 und 2021 hin. Insgesamt haben wir dabei Einblick in die vertragsärztlichen und -psychotherapeutischen Gesundheitsdaten von knapp 12 Millionen jungen Versicherten und damit 84 Prozent der jungen Bevölkerung in Deutschland nehmen können – von der Geburt bis an die Schwelle zur Volljährigkeit“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried. Die Berechnungen zur Diagnoseinzidenz berücksichtigen junge gesetzlich Versicherte, die bereits ärztliche bzw. psychotherapeutische Leistungen in Anspruch genommen haben.

„Wir müssen jedoch davon ausgehen, dass durch einen erschwerten und erst verzögerten Zugang vor allem in die psychotherapeutische Versorgung, die Inzidenz behandlungsbedürftiger psychischer und Verhaltensstörungen und die Zahl der psychisch belasteten Kinder und Jugendlichen noch höher liegt. 2022 kam mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine eine weitere globale Krise hinzu, die neben der an Schärfe gewinnenden gesellschaftlichen Debatte um die internationalen Klimaziele potenziell negativen Einfluss auf die mentale Befindlichkeit der jüngeren Bevölkerung in Deutschland haben kann. Kindheit und Jugend stellen aufgrund ihrer spezifischen Entwicklungsschritte sowie wachsender altersabhängiger Anforderungen eine besonders vulnerable Lebensphase dar, die sowohl auf die körperliche als auch die seelische Gesundheit im weiteren Lebenslauf Einfluss nehmen kann. Auch und gerade vor diesem Hintergrund kann unsere aktuelle Studie den Blick dafür schärfen, die Entwicklung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sehr sorgfältig zu beobachten und frühzeitig geeignete Präventions- und Versorgungsmaßnahmen zu ergreifen“, so von Stillfried weiter.

Datengrundlage der vorliegenden Auswertungen sind die bundesweiten pseudonymisierten, krankenkassenübergreifenden vertragsärztlichen und -psychotherapeutischen Abrechnungsdaten gemäß § 295 SGB V für den Zeitraum Januar 2012 bis September 2022. Die Studienpopulation bilden gesetzlich versicherte Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 17 Jahren. Für insgesamt 45 Diagnosen bzw. Diagnosegruppen wurden Inzidenztrends im Zeitraum 2014 bis 2021 bestimmt. Als inzident erkrankt wurden dabei Kinder und Jugendliche gezählt, für die eine gesicherte Diagnose kodiert wurde, die entweder in den patientenindividuellen drei Folgequartalen nochmals bestätigt oder für die im Quartal der Diagnosestellung bzw. im ersten Folgequartal eine entsprechende Leistung abgerechnet worden ist.

Quelle: Pressemitteilung des Zentralinstituts kassenärztlicher Versorgung

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