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Von der initialen Monotherapie zur Kombination: „Es gibt kein Standard-ASM für alle Patienten“

Von der initialen Monotherapie zur Kombination: „Es gibt kein Standard-ASM für alle Patienten“

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mgo medizin

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Erschienen in: neuro aktuell

Auf der Dreiländertagung befasste sich ein Symposium mit der Rationale einer individuellen Therapie mit Antikonvulsiva (ASM; Antiseizure Medication) bei Erwachsenen. Oberstes Therapieziel ist die Anfallsfreiheit, unterstrich Prof. Andreas Schulze-Bonhage, Freiburg. Denn nur bei anfallsfreien Patienten entspricht die Lebensqualität derjenigen gesunder Individuen.

Prof. Christoph Baumgartner, Wien, beschäftigte sich mit der Therapiesituation in der initialen Monotherapie. Hier sind die Erfolge mit den neuen ASM begrenzt. Der Anteil anfallsfreier Patienten unter der ersten Monotherapie konnte von 47 % in der vielzitierten Studie von Kwan & Brodie (2000) auch unter dem vermehrten Einsatz von Zweitgenerations-ASM nicht verbessert werden. Zur Verträglichkeit verwies Baumgartner auf eine aktuelle Studie zur Entwicklung von unerwünschten Ereignissen (UE)  in den drei Zeitfenstern von Juli 1982 bis Juni 1992 bzw. Juli 1992 bis Juni 2002 bzw. Juli 2002 bis April 2016. Hier betrug die Inzidenz intolerabler UE  10,1% bzw. 13,8% bzw. 14,0%. UE werden von nicht anfallsfreien Patienten als wichtiger für die Lebensqualität eingestuft als die Anfallsfrequenz und sollten daher stärker beim Therapiemanagement berücksichtig werden, forderte Baumgartner. „Auch bei den neuen ASM muss man sich mit der Dosierung zur optimalen Wirksamkeit herantasten“.

Kombinationsbehandlung: wirksamer und verträglicher

Die Kombinationsbehandlung fokaler und generalisierter Epilepsien kann in den Augen von Schulze-Bonhage einige Erfolge vorweisen. „Kombinationstherapien können nicht nur wirksamer sein als Monotherapien, sondern auch verträglicher.“ Dafür müssen die einzelnen Elemente einer rationalen Kombinationstherapie gezielt miteinander kombiniert werden. Dazu gehört die Kombination unterschiedlicher Wirkmechanismen, etwa einen Natriumkanal-Blocker und eine Breitspektrum-ASM oder mit GABAerger Wirksamkeit. Eine interessante Option ist das Cenobamat mit seiner dualen Wirksamkeit (Natriumkanalblockade plus GABAerge Wirkung). Hier ist die Kombination mit einem Natriumkanalblocker eher ungünstig. Abzuraten ist auch von der gleichzeitigen Gabe von Brivaracetam und Levetiracetam. Wichtig ist der Verzicht auf Enzyminduktoren und -inhibitoren. Bei der medikamentösen Gesamtbelastung einer Polytherapie ist zu beachten, dass die Adhärenz bei ≥ 2 ASM zurückgeht. Letztendlich sollte die Medikation auch an die Komorbidität angepasst werden. Schulze-Bonhage: „Es gibt kein Standard-ASM für alle Patienten“.

Dr. Alexander Kretzschmar, München

Quelle: Dreiländertagung Epilepsie Symposium HTK2 „Pharmakotherapie bei Erwachsenen“,  Berlin, 16. März 2023.

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