Von blankem Populismus getrieben, zeichnete Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ein Zerrbild angeblicher Praxisgewinne in Höhe von 230.000 Euro. Leben Urologen also im Schnitt in Saus und Braus? Die KBV rechnete nach und hat die Zahlen. Wie viel verdienen Urologen aber wirklich?
Der nordrheinische BvDU-Landesvorsitzende Dr. Michael Stephan-Odenthal verweist diese Zahl ins Reich der Lauterbach’schen Arztmärchen und verweist in der Honorarstatistik 04.2022 der Kassenärztlichen Bundesvereinigung auf einen Honorarumsatz pro Arzt von 229.811 Euro in der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. Selbst ein zusätzlicher Anteil von rund 10% PKV-Patienten macht es nicht plausibler, auf einen Gewinn von 230.000 Euro zu kommen. Aus der Perspektive des Leverkusener Urologen ist das der „reine Populismus“.

Bundes-Umsatz stieg auf 242.670 Euro
Der Quartalsbericht für das vierte Quartal 2022 enthält auch eine Übersicht über das gesamte Jahr 2022. Demnach stieg der durchschnittliche Honorarumsatz je Arzt um 0,2% auf 242.670 Euro. Die fachärztlichen Umsätze sanken 2022 allerdings um 0,8% auf 238.783 Euro. Mit 78,79 Euro blieb der Fallwert annähernd stabil. In der Urologie nahm die Fallzahl je Arzt leicht ab; trotzdem stieg der Honorarumsatz je Urologe um 0,8% auf 56.592 Euro. Der Urologische Fallwert zog um 1,7% an und erreichte 55,58 Euro.
Thüringische Urologen verdienten 12,6% mehr
In Thüringen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein erzielten die Urologen im vierten Quartal 2022 im Vergleich zu 2021 kräftige Umsatzgewinne. Spitzenreiter ist Thüringen mit einem Plus von 12,6% beim Umsatz pro Urologen, gefolgt von Rheinland-Pfalz (6,7%) und Nordrhein (6%). Honorarverluste beklagen die Urologen in Brandenburg mit -4,3%, gefolgt von Hamburg mit –3,1% und Baden-Württemberg mit -2,1%. Die Anzahl der Urologen stieg um 1,0% auf 3.230 Vertragsärzte. Insgesamt war 2022 eher ein Jahr stagnierender Vertragsarzthonorare und das bei anziehender Inflation und höheren Kosten für Energie. Unter dem Strich hatten die Hausärzte gegenüber den Fachärzten die Nase vorn.

Klinik-Atlas und Cannabis-Gesetz verabschiedet
Ob diese Honorarrealität nur noch mit einem kräftigen Cannabis-Joint zu ertragen ist, wurde noch nicht untersucht. Jedenfalls lässt das Zusammentreffen der Krise der ambulanten Facharzt-Medizin mit der unerwartet widerstandslosen Billigung des Cannabisgesetzes im Bundesrat am vergangenen Freitag durchaus Raum für vernebelte Spekulationen. Überraschend lichtete sich hingegen der Nebel beim umstrittenen Krankenhaustransparenzgesetz.
Ein Online-Atlas soll ab Mai von Staats wegen zeigen, wo welche Krankenhausleistungen mit guter Behandlungsqualität erbracht werden. Dieses Transparenzverzeichnis soll interaktiv funktionieren und in allgemein verständlicher Form über die jeweiligen Angebote an bundesweit 1.700 Klinikstandorten Auskunft geben. Aus Sicht der Patienten macht das Sinn, denn die bisherigen bewusst komplizierten Pflicht-Qualitätsberichte der Krankenhäuser waren wohl kaum geeignet, die Patienten zu informieren. Sie sollten offensichtlich mehr verbergen als offenbaren. Nach längerem Hickhack im Vermittlungsausschuss des Bundesrats erfolgte die Verabschiedung glatt, auch weil der Transformationsfonds am Ende üppig gefüllt worden war.
Krankenhäuser zur Datenmeldung verpflichtet
Welche Daten und Fakten soll der Patient erhalten? Das Online-Portal zum Klinik-Atlas soll Fallzahlen, Behandlungserfahrung, den Personalschlüssel bei Fachärztinnen, Fachärzten und Pflegekräften sowie zu Komplikationsraten ausgewählter Eingriffe einfach recherchierbar machen. Die Angaben sollen für den Normalbürger verständlich sein. Deshalb werden alle Krankenhäuser per Gesetz verpflichtet, spezifizierte Daten an das Bundesgesundheitsministerium zu schicken.
50-Milliarden-Euro-Finanzspritze für die Transformation
Das Gesetz fordert aber nicht nur, sondern wird auch die Umstellung der Krankenhäuser finanziell fördern. Lohnsteigerungen werden in Zukunft frühzeitig von den Kassen refinanziert werden müssen. Parallel soll die Finanzierung der Kliniken zwischen Bund und Ländern neu aufgesetzt werden. Lauterbach gab deshalb im Vermittlungsausschuss nach und billigte einen 50 Milliarden Euro starken „Transformationsfonds“, der ab 2025 zehn Jahre lang ausgezahlt werden soll. Geldgeber werden der Gesundheitsfonds und die Bundesländer sein. Die Begeisterung der Krankenkassen hält sich in Grenzen.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Franz-Günter Runkel
Chefreporter UroForum
Bildquelle:© Uro GmbH Nordrhein



