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UroSkop: Medizin-Nobelpreis ehrt Forschung über periphere Immuntoleranz

Mary E. Brunkow (v.l., Seattle), Fred Ramsdell (San Francisco) und Shimon Sakaguchi, Osaka) erhalten im Dezember den Medizin-Nobelpreis 2025. (Quelle: Nobel Prize Committee, Stockholm)

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Erschienen in: UroForum

Wenn die Blätter zu fallen beginnen, schlägt die Stunde des schwedischen Nobelpreis-Komitees. Die Woche der Nobel-Preise startete am Montag traditionell mit dem Medizin-Nobelpreis. Die ausgezeichnete Forschung über die sogenannte „periphere Immuntoleranz“ könnte erhebliche Relevanz für die Therapie onkologischer Erkrankungen sowie die Nierentransplantation erlangen.

Den Nobelpreis 2025 für Medizin und Physiologie erhalten Dr. Mary E. Brunkow und Dr. Fred Ramsdell aus den USA sowie Prof. Shimon Sakaguchi aus Japan. Das gab die Nobelversammlung des Karolinska-Instituts am Montag bekannt. Die Preisträger wurden preiswürdig, weil sie das Prinzip  der peripheren Immuntoleranz entdeckt haben. Konkret geht es darum, dass regulatorische T-Zellen wie eine Wachmannschaft andere Immunzellen überwachen und dafür sorgen, dass das Immunsystem körpereigene Zellen nicht angreift. Brunkow, Ramsdell und Sakaguchi teilen sich ein Preisgeld von 11 Millionen schwedischen Kronen (ca. 1 Million Euro).

„Entscheidender Beitrag zu unserem Verständnis der Funktionsweise des Immunsystems“

„Die Entdeckung von Brunkow, Ramsdell und Sakaguchi hat einen entschiedenen Beitrag zu unserem Verständnis der Funktionsweise des Immunsystems geleistet“, begründete  Olle Kämpe, Vorsitzender des Nobelpreis-Komitees, die Entscheidung. Die Nobel-Preisträger hätten ein neues Forschungsfeld eröffnet, in dem nun über 200 klinische Studien durchgeführt würden, erläutern Mitglieder des Komitees im Rahmen der Bekanntgabe. Die Grundlage für die Entdeckung der peripheren Immuntoleranz habe Sakaguchi 1995 gelegt, erläuterte Prof. Marie Wahren-Herlenius vom Nobelpreis-Komitee. Seine Forscher-Leistung habe darin bestanden, Zellen zu finden, die für die Regulation von Immunantworten zuständig sind. Das Immunsystem erkennt Krankheitserreger über T-Zellen, die mit hochvariablen Rezeptoren ausgestattet sind. Diese Vielfalt garantiert, dass auch neue Viren oder Bakterien identifiziert werden, birgt aber ein Risiko: Unter den Abermillionen T-Zell-Varianten entstehen zwangsläufig auch solche, die körpereigene Strukturen angreifen. Lange galt die Lehrmeinung, dass der Thymus solche fehlgeleiteten T-Zellen eliminiert: ein Prozess, der als zentrale Immuntoleranz bezeichnet wird.

Wahren-Herlenius erläuterte weiter, dass Brunkow und Ramsdell vor der Jahrtausendwende nach Erklärungen für die Entstehung von Autoimmunerkrankungen gesucht hätten.  Zu einer Zeit, in der die Genkartierung noch in den Kinderschuhen steckte, hätten sie 2001 ein Gen entdeckt, das, wenn es mutierte, bei Mäusen eine Autoimmunkrankheit auslöste. Sie nannten das Gen Foxp3. Die beiden stellten die These auf, dass das IPEX-Syndrom eine menschliche Variante der Krankheit der Mäuse darstellt. Brunkow und Ramsdell wiesen dann nach, dass die Gene betroffener Kinder ebenfalls eine Mutation im foxp3-Gen hatten. Das Gen spiele also eine zentrale Rolle dabei, dass das Immunsystem unter Kontrolle bleibt.

Die Synthese beider Forschungen war dann wiederum Sakaguchi vorbehalten, der nachweisen konnte, dass das Foxp3-Gen die Bildung der von ihm entdeckten Zellen bestimmt. Die Forschung bezeichnet diese Zellen seitdem als regulatorische T-Zellen. Sie kontrollieren andere T-Zellen durch Zell-Zell-Kontakte sowie durch lösliche Moleküle und stellen so Immuntoleranz her, ohne dass zu viele T-Zellen entfernt werden. Nur zwei Jahre nach Entdeckung des Foxp3-Gens gelang es Sakaguchi et al. also, den Zusammenhang endgültig zu belegen: FOXP3 ist der Schlüsselfaktor für die Entwicklung regulatorischer T-Zellen. Das Immunsystem verliert seine Selbstkontrolle. Damit war die periphere Immuntoleranz als zweites entscheidendes Schutzsystem etabliert: Während der Thymus in der zentralen Toleranz gefährliche T-Zellen eliminiert, kontrollieren Tregs im gesamten Körper die Immunantwort und verhindern Fehlreaktionen.

Zweifellos hat die Erkenntnis der Existenz regulatorischer T-Zellen die Immunologie revolutioniert. Von den drei potenziellen Einsatzgebieten haben zwei direkte Bezüge zur Urologie. Neben den Autoimmunerkrankungen sind es:

  • Transplantationen: Durch die Vermehrung patienteneigener regulatorischer T-Zellen im Labor lässt sich möglicherweise die Abstoßung von Nierentransplantaten verhindern.
  • Onkologie: Mit Immuntherapien versuchen Wissenschaftler, die körpereigene „Schutzmauer“ gezielt zu umgehen, um Tumorzellen wieder angreifbar zu machen.

Alfred Nobel übertrug sein gesamtes Vermögen der Nobel-Stiftung, damit Gutes zum Wohle der Menschheit gefördert würde. Dieser Entschluss wurzelte in der Verzweiflung über den mörderischen Einsatz seiner Erfindung Dynamit in Kriegen. Im 21. Jahrhundert ist diese Motivation noch immer gültig. Was haben wir gelernt?

Es grüßt Sie herzlich

Ihr

Franz-Günter Runkel
Chefreporter UroForum

Bildquelle: Nobel Prize Committee, Stockholm

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