Dank moderner Therapiemöglichkeiten überleben immer mehr Patient:innen mit akuter myeloischer Leukämie (AML) über einen langen Zeitraum. Die bisher vorhandene Wissenslücke zu den möglichen körperlichen Langzeitfolgen der AML und ihrer Behandlung schloss die vorliegende Querschnittsstudie.
Die Untersuchung analysierte die Daten zum Gesundheitszustand von 355 AML-Langzeitüberlebenden im medianen Alter von 60 Jahren mindestens fünf Jahre nach der Erstdiagnose (Median 11,6 Jahre). Die Patient:innen waren an klinischen Studien beteiligt oder befanden sich im Register der AML-CG-Studiengruppe. 38 % hatten nur eine Chemotherapie erhalten, bei 62 % bestand die Therapie in einer allogenen Stammzelltransplantation (alloSCT). Die Daten zum Gesundheitszustand wurden anhand von Patient:innenfragebögen, Beurteilungen durch die Ärzt:innen sowie medizinischen und Laborberichten erhoben. Eine Kontrollgruppe wurde aus deutschen bevölkerungsbezogenen Gesundheitserhebungen (Robert-Koch-Institut, DEGS1-Erhebung) abgeleitet.
In alters- und geschlechtsadaptierten multivariaten Modellen zeigte sich bei AML-Langzeitüberlebenden im Vergleich zur deutschen Allgemeinbevölkerung ein zweifach höheres Risiko für Typ-1/2-Diabetes sowie ein 3,5-fach höheres Risiko für eine Herzinsuffizienz. Darüber hinaus war die Nierenfunktion (gemessen mittels glomerulärer Filtrationsrate [eGFR]) bei AML-Patient:innen aller Altersgruppen signifikant beeinträchtigt. Es ließen sich keine behandlungs- oder krankheitsbedingten Faktoren identifizieren, die dies erklärten.
Bemerkenswert sei, so die Schlussfolgerung der Autor:innen, dass AML-Langzeitüberlebende nach einer alloSCT im Vergleich zu den mit Chemotherapie behandelten Patient:innen kein erhöhtes Risiko für die analysierten Komorbiditäten aufwiesen.
Quelle: DGHO-Jahrestagung 2022, 7.-10. Oktober in Wien; V50 – Moret AS et al. Deutsche AMLCG-Survivorship Studie – Somatische Langzeitfolgen Akuter Myeloischer Leukämie und der Therapie: von Herz bis Niere
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