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Long COVID: Charakterisierung bei Kindern und Jugendlichen

Junge hat Kopfschmerzen

Long COVID: Charakterisierung bei Kindern und Jugendlichen

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mgo medizin Redaktion

Autor

4 MIN

Erschienen in: pädiatrische praxis

Wissenschaftliche Arbeiten zu Long COVID (PASC) bei Kindern berichten über Symptome, die fast alle Organe betreffen. Jedoch ist unklar, ob Unterschiede zwischen verschiedenen Altersgruppen bestehen. In einer großangelegten Studie auf Basis der US-amerikanischen RECOVER(researching COVID to enhance recovery)-Initiative identifizierten Rachel S. Gross et al. Symptomindizes, welche dabei helfen sollen, PASC bei Kindern zu charakterisieren.

Schätzungsweise leiden weltweit 65 Millionen Menschen an Long COVID (PASC [post acute sequelae of SARS-CoV-2 infection, post-akutes COVID-19-Syndrom]), einer postakuten Folge der SARS-CoV-2-Infektion. PASC wird definiert als Symptome, Anzeichen und Beschwerden, welche nach der Infektion auftreten, persistieren oder zurückkehren. Die Symptomatik kann für Wochen, Monate oder Jahre nach dem Abklingen der akuten Infektion persistieren. Forschungen zu PASC beziehen sich zumeist auf Erwachsene, wodurch fälschlicherweise angenommen wird, dass Kinder selten davon betroffen sind oder, dass das Erscheinungsbild ein ähnliches ist. Dadurch könnten Symptome übersehen werden oder Fehldiagnosen gestellt werden. Daher analysierten Rachel S. Gross et al. in einer rezenten Studie, erschienen im Fachjournal JAMA, die häufigsten anhaltenden Symptome nach einer SARS-CoV-2-Infektion im Kindes- und Jugendalter.

Anhaltende Symptome, Symptomcluster und Symptomindizes

Hierzu wurden im Rahmen einer multizentrischen, longitudinalen, beobachtenden Kohortenstudie an Personen aus über 60 medizinischen und Gemeinschaftseinrichtungen in den USA zwischen März 2022 und Dezember 2023, Kinder im Schulalter sowie Jugendliche mit und ohne SARS-CoV-2-Infektion in der Vergangenheit untersucht. Die Analyse umfasste Daten von insgesamt 5.367 Probandinnen und Probanden im Alter von 6–17 Jahren aus der RECOVER-Pediatrics-Kohortenstudie, die Symptome wurden mittels Caregiver-Fragebögen erhoben. Symptome bei 898 Kindern im Schulalter (751 mit und 147 ohne vorangegangener SARS-CoV-2-Infektion, mittleres Alter: 8,6 Jahre), sowie 4.469 Jugendlichen (3.109 mit und 1.360 ohne vorangegangener SARS-CoV-2 Infektion, mittleres Alter: 14,8 Jahre) wurden analysiert. Der mediane Zeitraum zwischen Infektion und Symptomerhebung betrug 506 Tage bei der jüngeren Altersgruppe und 556 Tage bei Jugendlichen.

Die Forschungsgruppe ermittelte die häufigsten anhaltenden Symptome und die Unterschiede zwischen den Altersgruppen 6–11 Jahre und 12–17 Jahre. Außerdem wurden für beide Altersgruppen Symptomcluster – Symptome, die gruppiert gehäuft zusammen auftreten – ermittelt. Symptomkombinationen, die mit der Infektion am häufigsten assoziiert waren, wurden als »PASC-Forschungsindizes« zusammengefasst und könnten zur Identifizierung von PASC dienen.

Symptome unterscheiden sich bei Kindern und Jugendlichen

14 Symptome traten in beiden Altersgruppen häufiger bei Individuen mit vorangegangener SARS-CoV-2-Infektion auf, verglichen mit der seronegativen Kontrollgruppe. Zusätzlich traten 4 Symptome nur bei Kindern im Schulalter und 3 weitere nur bei Jugendlichen auf, beinahe alle Organsysteme waren betroffen. Als häufigste, anhaltende Symptome bei Kindern mit wahrscheinlichem PASC im Schulalter, die zum Index beitrugen, wurden Kopfschmerzen (57 %), Probleme bzgl. Gedächtnis und Schlaf (44 %) sowie Bauchschmerzen (43 %) identifiziert. Bei Jugendlichen fanden sich jedoch erstrangig Tagesmüdigkeit (80 %), gefolgt von Körper-, Muskel- und Gelenksschmerzen (60 %) sowie Kopfschmerzen (55 %) und Gedächtnisschwierigkeiten (47 %), so die Forschungsgruppe. Durch Clusteranalyse wurden 4 Erscheinungsformen (Phänotypen) für PASC bei Kindern und 3 bei Jugendlichen ermittelt. In beiden Altersgruppen fand sich ein Cluster mit hoher Symptomlast. Die Forschenden berichten weiters über einen Cluster bei Jugendlichen mit den Symptomen Geruchs- und Geschmacksverlust, ähnlich wie bei Erwachsenen, welcher bei Kindern nicht zu finden war.

Lt. Rachel S. Gross et al. wurde durch ihre Arbeit ein empirisch abgeleiteter Index ermittelt, der mit den Faktoren allgemeiner Gesundheitszustand, physische Gesundheit und Lebensqualität assoziiert ist. Dieser soll bei der Identifizierung von PASC bei Kindern unterstützen. Eine Einschränkung dieser Studie ist, dass dieser Forschungsindex nicht zur Diagnostik von PASC in der klinischen Praxis konzipiert wurde.

Fazit für die Praxis

Die Forschungsgruppe fand deutliche Unterschiede bei Symptomen, die PASC charakterisieren, zwischen Kindern im Schulalter und Jugendlichen. Sie berichtet über mehrere PASC-Erscheinungsformen und erarbeitete Symptomindizes, welche helfen sollen, PASC bei Kindern in Studien zu identifizieren. Dies könnte zur Erforschung der zugrundeliegenden Pathophysiologie beitragen und dadurch zukünftig eine optimale Behandlung der Betroffenen ermöglichen.

Gross RS, Thaweethai T, Kleinman LC, Snowden JN, Rosenzweig EB, Milner JD, et al.; RECOVER-Pediatrics Consortium; RECOVER-Pediatrics Group Authors. Characterizing Long COVID in Children and Adolescents. JAMA 2024; e2412747. doi: 10.1001/jama.2024.12747. Epub ahead of print. PMID: 39196964; PMCID: PMC11339705

Link zur Originalpublikation: https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/2822770

Autorin: Dr. med. Charlotte Gröschel, PhD

Bilderquelle: © Africa Studio – stock.adobe.com; Symbolbild

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