Gynäkologie » Schwangerschaft » Pränataldiagnostik

»

Neue S3-Leitlinie zu Fetalen Alkoholspektrumstörungen: Einheitliche Diagnostik und Therapie für betroffene Kinder

Schwangere Frau mit Rotweinglas

Neue S3-Leitlinie zu Fetalen Alkoholspektrumstörungen: Einheitliche Diagnostik und Therapie für betroffene Kinder

News

Gynäkologie

Schwangerschaft

Pränataldiagnostik

mgo medizin

mgo medizin

Autor

3 MIN

Erschienen in: gyne

Fetale Alkoholspektrumstörung (FASD) ist ein Oberbegriff für Störungen, die auf pränatale Alkoholexposition zurückzuführen sind. Dazu gehören das Fetale Alkoholsyndrom (FAS), das partielle Fetale Alkoholsyndrom (pFAS) und die alkoholbedingte entwicklungsneurologische Störung (ARND). Die chronische Erkrankung äußert sich bei den betroffenen Kindern durch erhebliche Beeinträchtigungen in den neurokognitiven Fähigkeiten und Alltagsfunktionen. Um eine evidenzbasierte und in Deutschland einheitliche Diagnosestellung sowie Therapieplanung bei Kindern und Jugendlichen zu ermöglichen, wurde die 2016 entwickelte S3-Leitlinie zur Diagnostik aktualisiert und eine neue S3-Leitlinie zu Interventionen bei Kindern und Jugendlichen mit FASD erstellt.

Die S3-Leitlinie wurde nach dem Regelwerk der AWMF erstellt. Die Leitliniengruppe setzte sich aus einer Koordinationsgruppe, Mandatstragenden, Expertinnen und Experten, Patientenvertretenden und AWMF-zertifizierten Beratenden zusammen. Die Neutralität der Beteiligten wurde durch Interessenerklärungen geprüft. Die Fragestellungen wurden nach dem PICO-Schema (Patientinnen und Patienten, Intervention, Comparator, Outcome) formuliert. Systematische Literaturrecherchen wurden in den Bereichen Diagnostik und Interventionen bei FASD durchgeführt. Die Evidenzbewertung erfolgte mithilfe des Oxford Classification Systems (für Diagnostik) und der GRADE-Klassifikation (für Interventionen). Empfehlungen und Expertenkonsensus wurden basierend auf der vorliegenden Evidenz und der klinischen Erfahrung formuliert und in moderierten Konferenzen mittels formaler Konsensfindung konsentiert.

Neue Empfehlungen

Für den Bereich Diagnostik wurden 13 Empfehlungen und 25 Expertenkonsensus entwickelt, während für den Bereich Intervention 21 Empfehlungen und 29 Expertenkonsensus formuliert wurden. Im Mai 2024 wurde die S3-Leitlinie „Fetale Alkoholspektrumstörungen bei Kindern und Jugendlichen – Diagnose & Intervention“ auf der AWMF-Website veröffentlicht. Um die Empfehlungen und Expertenkonsensus auf dem neuesten Forschungsstand zu halten, wurde ein Update der Leitlinie als geplante „living guideline“ durchgeführt, das nach Projektende veröffentlicht werden kann. Zur Unterstützung der klinischen Anwendung wurde ein Pocket Guide FASD (eine Ultrakurz-Version der Leitlinie) erstellt. Zusätzlich wurde eine Elterninformation zur Steigerung der Patientenzentriertheit entwickelt. Beide Dokumente sind ebenfalls auf der AWMF-Website verfügbar.

Studienlage weiterhin begrenzt

Die Aktualisierung der Leitlinie im Jahr 2025 zeigte eine verbesserte Evidenz im Bereich Diagnostik, jedoch weiterhin eine begrenzte Studienlage. Auch im Bereich der FASD-Interventionen sind die Studien heterogen, und die Ergebnisse lassen sich nicht universell anwenden. Dennoch konnten einige wichtige Empfehlungen und Expertenkonsensus entwickelt werden, die den aktuellen medizinischen Wissensstand widerspiegeln. Da bei der erneuten Literaturrecherche nach einem Jahr kaum für die Patienten relevante neue Studienergebnisse gefunden wurden, entschied die Leitliniengruppe, die Intervalle der systematischen Literaturrecherchen und Evidenzbewertungen zu verlängern.

Quelle: Ergebnisbericht des Projekts S3 LL FASD / Gemeinsamer Bundesausschuss Innovationsausschuss (23.5.25)

Weiterlesen:

https://gyne.de/empathische-kommunikation-bei-down-syndrom-diagnosen/

Bilderquelle: © Africa Studio_stock.adobe.com

Schlagworte zu diesem Beitrag

Weitere Beiträge zu diesem Thema

Neue Daten zu Sicherheit und Wirksamkeit der HPV-Impfung

News

Zwei neue Cochrane Reviews liefern umfassende Evidenz zur HPV-Impfung: Die zugelassenen Impfstoffe schützen zuverlässig vor dauerhaften Infektionen und senken das Risiko für Gebärmutterhalskrebs.

Gynäkologie

Prävention und Früherkennung

Impfprävention

Beitrag lesen
Schwangere misst Blutzucker nach WHO-Leitlinien zu Diabetes in der Schwangerschaft.

WHO-Leitlinien zum Diabetes während der Schwangerschaft

News

Die WHO veröffentlichte im November 2025 Leitlinien zu Diabetes in der Schwangerschaft. Sie behandeln präexistenten Diabetes Typ 1 und Typ 2 sowie Gestationsdiabetes. Die Empfehlungen umfassen Screening, Diagnostik, glykämische Kontrolle, ...

Gynäkologie

Schwangerschaft

Gestationsdiabetes

Beitrag lesen
Visualisierung von Eisenmangel in der Schwangerschaft für Patient Blood Management.

DGTI zur Eisenversorgung in der Schwangerschaft

News

Patient Blood Management in der Schwangerschaft senkt Risiken für Mutter und Kind. Eisenmangel und Blutarmut zählen zu den häufigsten Gefahren rund um die Geburt. Viele Schwangere sind betroffen.

Gynäkologie

Schwangerschaft

Allgemeines

Beitrag lesen