Forscher der Technischen Universität Dresden haben im Knochenmark von Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) Schäden am sympathischen Nervensystem entdeckt. Chemotherapien treiben diese Schäden weiter voran. Das Forschungsprojekt wurde von der Wilhelm Sander Stiftung mit 125.000 € gefördert.
Mit modernster Mikroskopie-Technologie ist es einer Arbeitsgruppe um Tatyana Grinenko und Martin Bornhäuser von der TU Dresden gelungen, die 3D-Architektur des menschlichen Knochenmarks sichtbar zu machen. Interessant ist die innovative Technologie u.a. für die Erforschung hämatoonkologischer Erkrankungen. Tatsächlich haben die Wissenschaftler bei akuter myeloischer Leukämie bereits eine überraschende Entdeckung gemacht: Sie fanden bei Patienten mit AML Schäden am sympathischen Nervensystem, die offenbar mit der Krankheit im Zusammenhang stehen und die sich unter dem Einfluss von Chemotherapien weiter ausdehnen.
Das menschliche Knochenmark ist ein komplexes – noch längst nicht in allen Details verstandenes – System, in dem laufend von multipotenten Stammzellen neue Blutzellen produziert werden. Bei Leukämien ist der normale Reifungsprozess der Leukozyten gestört und es entstehen in großer Zahl unreife Blutzellen, die sich unkontrolliert vermehren und die Hämatopoese im Knochenmark behindern.
Anzahl der Nervenfasern dramatisch reduziert
Die Dresdener Forscher wollten besser verstehen, wie Leukämiezellen ihre Umgebung beeinflussen und schauten sich das Mikromilieu im Knochenmark in 3D an – und zwar am Menschen und nicht am Tiermodell. Sie untersuchten Biopsien von gesunden Personen und von AML-Patienten, die im Universitätsklinikum Carl Gustav Carus betreut wurden. Dabei fielen ihnen Schäden am sympathischen Nervensystem der AML-Patienten auf, die vermutlich dem Einfluss der Leukämiezellen zuzuschreiben sind. Die Anzahl intakter Nervenfasern war laut den Wissenschaftlern „dramatisch“ reduziert. Durch Chemotherapien können diese Nervenschäden noch verschlimmert werden, wie die weitere Forschung zeigte. Auch ein Jahr nach der Behandlung hatten sich die Nerven nicht wieder erholt.
Da das sympathische Nervensystem Einfluss auf die Blutbildung nimmt, ist nicht auszuschließen, dass die entdeckten AML-typischen Nervenschäden die Störung der Hämatopoese weiter akzentuieren und eine erfolgreiche Behandlung der Leukämie behindern. Aber auch unabhängig von der Krebserkrankung muss es das Ziel sein, Nervenschäden zu verhindern. Die Dresdner Forscher arbeiten deshalb daran, die Mechanismen der Nervenschädigung aufzuklären, um gezielte neuroprotektive Strategien entwickeln zu können.
Die Wilhelm Sander-Stiftung – eine der bedeutendsten privaten Forschungsstiftungen im deutschen Raum – hat das Projekt mit 125.000 € unterstützt. Stiftungszweck ist die Förderung medizinischer Forschung, insbesondere von Projekten im Rahmen der Krebsbekämpfung.
Quelle: Pressemitteilung der Wilhelm Sander Stiftung vom 1. August 2024
Bilderquelle: © Tatyana Grinenko and Iryna Kovtun



