Onkologie » Hämatoonkologie » Leukämien und MDS

»

CLL: Venetoclax-Kombinationen bei fitten Patienten schon in der Erstlinie einsetzen

CLL: Venetoclax-Kombinationen bei fitten Patienten schon in der Erstlinie einsetzen

News

Onkologie

Hämatoonkologie

Leukämien und MDS

mgo medizin

mgo medizin

Autor

3 MIN

Erschienen in: onkologie heute

Die primäre Endpunktanalyse der GAIA-Studie ergab für Venetoclax-Obinutuzumab (GV) und GV + Ibrutinib (GIV) im Vergleich zur Chemoimmuntherapie (CIT) überlegene Raten beim progressionsfreien Überleben (PFS) und bei nicht nachweisbarer MRD [1]. Eine Analyse nach vier Jahren Nachbeobachtung dieser Studie wurde während des ASH-Kongresses 2023 vorgestellt. Darin wurden die Venetoclax (Ven)-haltigen Arme verglichen und die NGS-basierten MRD-Ergebnisse analysiert [2].

In der offenen Phase-III-Studie GAIA-CLL13 wurden fitte CLL-Patienten, die keine TP53-Aberrationen aufwiesen, 1:1:1:1 randomisiert und dann entweder mit sechs Zyklen Chemoimmuntherapie (Fludarabin-Cyclophosphamid-Rituximab oder Bendamustin-Rituximab) oder mit 12 Zyklen Venetoclax-Rituximab (RV) , Venetoclax-Obinutuzumab oder Venetoclax-Obinutuzumab-Ibrutinib behandelt. Ibrutinib wurde nach zwei aufeinanderfolgenden Messungen einer nicht nachweisbaren minimalen Resterkrankung abgesetzt oder konnte verlängert werden. Die primären Endpunkte waren eine nicht nachweisbare minimale Resterkrankung (Sensitivität, <10-4) und das progressionsfreie Überleben. Die primäre Endpunktanalyse der GAIA-Studie ergab für Venetoclax-Obinutuzumab (GV) und GV + Ibrutinib (GIV) im Vergleich zur Chemoimmuntherapie (CIT) überlegene Raten beim progressionsfreien Überleben (PFS) und bei nicht nachweisbarer Resterkrankung (MRD) [1].

Nachbeobachtung nach vier Jahren

Insgesamt waren 926 Patienten randomisiert worden. Nach einer medianen Beobachtungszeit von 50,7 Monaten sind nun alle Patienten aus der Studienbehandlung ausgeschieden.

Das PFS war für GV und GIV im Vergleich zu CIT weiterhin überlegen (GV: Median nicht erreicht [NR] vs. 59,4 Monate; HR 0,47 [97,5%-KI: 0,32–0,69], p < 0,001; GIV: NR vs. 59,4 Monate, HR 0,30 [97,5%-KI: 0,19–0,47], p < 0,001). Das PFS mit GV und GIV war ebenfalls besser als mit RV (GV: NR vs. 63,2 Monate; HR 0,57 [97,5%-KI: 0,38–0,84], p = 0,001; GIV: NR vs. 63,2 Monate, HR 0,38 [97,5%-KI: 0,24–0,59], p < 0,001). Das PFS zwischen GIV und GV unterschied sich nicht signifikant (beide NR, HR 0,63 [97,5%-KI: 0,39–1,02], p > 0,025), jedoch war GIV im Vergleich zu GV bei Patienten mit nicht mutiertem IGHV mit einem längeren PFS verbunden (HR 0,58 [95%-KI: 0,36–0,94]), nicht jedoch bei Patienten mit mutiertem IGHV (HR 0,87 [95%-KI: 0,33–2,31]).

Die geschätzten 4-Jahres-PFS-Raten lagen bei 62,0 % (CIT), 70,1 % (RV), 81,8 % (GV) und 85,5 % (GIV). Die geschätzten 4-Jahres-Raten für die Zeit bis zur nächsten Behandlung lagen bei 77,2 % (CIT), 86,2 % (RV), 90,4 % (GV) und 96,0 % (GIV).

Beim Gesamtüberleben wurden keine Unterschiede zwischen den Behandlungsarmen festgestellt (4-Jahres-OS-Raten, CIT 93,5 %; RV 96,2 %; GV 95,1 %; GIV 95,0 %).

NGS-basierte MRD-Daten waren nach Monat 15 für 816 Patienten verfügbar. Von diesen erreichten 22,7 % (52 Patienten, CIT), 23,6 % (56 Patienten, RV), 60,3 % (138 Patienten, GV) und 66,2 % (153 Patienten, GIV) eine uMRD <10-6 (uMRD6).

Mit Venetoclax länger progressionsfrei überleben

Bei einer Nachbeobachtungszeit von mehr als 4 Jahren weisen GV und GIV im Vergleich zu CIT und RV ein besseres PFS auf. Patienten mit nicht mutiertem IGHV haben ein längeres PFS mit GIV im Vergleich zu GV. Die Mehrheit der mit zeitlich begrenzter GV oder GIV behandelten Patienten (60,3 % und 66,2 %) erreicht bei Monat 15 eine uMRD6.

Literatur:

  1. Eichhorst B et al. First-Line Venetoclax Combinations in Chronic Lymphocytic Leukemia. N Engl. J Med 2023; 388: 1739–54
  2. Fürstenau M et al. First-Line Venetoclax Combinations in fit Patients with CLL: 4-Year-Follow-up and NGS-Based MRD Analysis from the Phase 3 GAIA/CLL13 Trial. ASH 2023, Abstract #635

Dr. Annette Junker

Quelle: ASH-Jahreskongress 2023 vom 9.–12. Dezember 2023, San Diego

Bilderquelle: © jarun011 – stock.adobe.com

Schlagworte zu diesem Beitrag

Weitere Beiträge zu diesem Thema

Darstellung eines hämatologischen Testergebnisses mit Fokus auf Multiple Myelom.

Gesteigerte Infektionsneigung nach Immuntherapie beim Multiplen Myelom

Fachartikel

Innovative Immuntherapien haben die Behandlung des Multiplen Myeloms revolutioniert, erhöhen aber das Risiko schwerer Infektionen. Der Beitrag zeigt, wie moderne Therapien wirken und gibt kompakte Empfehlungen zur Infektionsprävention und -behandlung in der klinischen Praxis.

Onkologie

Hämatoonkologie

Multiples Myelom

Beitrag lesen
Darstellung einer molekularen Struktur, die die Wirkweise eines VEGFR-Hemmers symbolisiert.

Fruquintinib bietet Tumorkontrolle und mehr gute Lebenszeit

Pharmaservice

Fruquintinib, ein VEGFR-Hemmer, verlängert das Überleben bei stark vortherapiertem kolorektalem Karzinom. Die FRESCO-2-Studie zeigt 68 % geringeres Sterberisiko und handhabbare Nebenwirkungen.

Onkologie

Gastrointestinale Tumoren

Darmkrebs

Beitrag lesen
Zwei Wissenschaftlerinnen im Labor arbeiten mit einem Mikroskop, um Gewebeproben für die Brustkrebsdiagnostik zu analysieren.

Brustkrebsdiagnostik: Hohe Standards in der Pathologie

News

Die Pathologie sichert die Qualität der Brustkrebsdiagnostik durch Standards wie Ringversuche und Tumorboards. Vorfälle wie in Bremen zeigen die Bedeutung klarer und strukturierter Maßnahmen.

Onkologie

Gynäkologische Tumoren

Mammakarzinom

Beitrag lesen