Onkologie » Hämatoonkologie » Leukämien und MDS

»

NLRP3-Hemmung mildert Knochenmarksfibrose und Thrombozytose bei MPN

Histologische Gewebeaufnahme unter dem Mikroskop bei 100-facher Vergrößerung

Quelle: MUI | Innere Medizin V

NLRP3-Hemmung mildert Knochenmarksfibrose und Thrombozytose bei MPN

News

Onkologie

Hämatoonkologie

Leukämien und MDS

mgo medizin Redaktion

Autor

3 MIN

Erschienen in: onkologie heute

Bei Myeloproliferativen Neoplasien führen Entzündungsprozesse im Knochenmark zu lebensbedrohlichen Vernarbungen. Ein Team von der Medizinischen Universität Innsbruck und dem Universitätsklinikum Bonn (UKBonn) hat nun einen möglichen neuen Therapieansatz gefunden. Das Fachjournal Nature Communications veröffentlichte die vielversprechende Studie.

Myeloproliferative Neoplasien (MPN) sind Blutkrebserkrankungen, die durch eine Überproduktion von Blutzellen gekennzeichnet ist. Diese Erkrankungen treten in der Regel ab einem Alter von 60 Jahren auf und können über lange Zeit gut kontrolliert werden. Gefährlich werden MPN vor allem nach dem Übergang in eine Myelofibrose.

In einer Studie beschäftigten sich die Forschenden mit den Mechanismen der Entzündungsreaktion bei MPN, die zu zahlreichen klinischen Symptomen und zur Vernarbung des Knochenmarks führt. Sie untersuchten ob NLRP3, das bei Erkennung von zellulärem Stress die Bildung von Inflammasomen auslöst, die JAK2V617F-Mutante MPN bei Mäusen antreibt.

„Wir haben uns erstmalig damit beschäftigt, welche funktionelle Rolle das NLRP3-Inflammasom für die Entzündungsreaktion bei myeloproliferativen Neoplasien hat“, sagt Erstautorin Ruth-Miriam Körber vom Universitätsklinikum Bonn. Dafür werteten die Forschenden in Zusammenarbeit mit der German Study Group of MPN (GSG-MPN) eine große Anzahl von Proben aus und karierten die Entzündungsreaktionen, bevor sie anhand unterschiedlicher Techniken die Aktivierung des NLRP3-Inflammasoms nachweisen konnten.

„Wir haben eng mit Eicke Latz, dem Leiter des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums in Berlin, kooperiert, der uns verschiedenste Tools zur Verfügung gestellt hat. Damit konnten wir zeigen, dass diese Entzündungsfaktoren wirklich in Abhängigkeit von NLRP3 produziert werden. Besonders interessant war, dass wir das NLRP3 genetisch in Knockout-Mäusen und auch mithilfe eines neuartigen und spezifischen NLRP3-inhibierenden Medikaments hemmen konnten“, spricht Dominik Wolf, Direktor der Univ.-Klinik für Innere Medizin V (Hämatologie und Onkologie) an der Medizinischen Universität Innsbruck, einen möglichen Therapieansatz an.

Dank IFM-2384, einer Substanz, die ebenfalls von Eicke Latz bereitgestellt wurde, konnte im Tiermodell eine deutliche Verbesserung erzielt werden. „Die Knochenmarksvernarbungen und auch die meistens sehr ausgeprägten Milzvergrößerungen gingen zurück. Wir konnten auch das Blutbild verbessern“, zählt Wolf auf.

„Wir zeigen in dieser Arbeit ein mögliches neues Therapiekonzept auf, das man klinisch weiterentwickeln sollte“, sagt Wolf, der gemeinsam mit Lino Teichmann, vom UKBonn, als Letzt- und korrespondierender Autor firmiert.
In einer tiefergehenden Analyse sahen die Forschenden, dass vor allem die Überproduktion der Blutplättchen infolge der NLRP3-Blockade deutlich reduziert wurde. „Das NLRP3-Inflammasom spielt eine große Rolle als Gefahrensensor. Bei akutem Stress – wie z. B. einer Infektion – wird ein Rescue-Mechanismus in unserem Körper angeworfen, in dessen Folge sehr schnell sehr viele Blutplättchen erzeugt werden“, sagt Teichmann. Gemeinsam mit Wolf beschäftigt er sich seit vielen Jahren mit der Regulation von Entzündungsprozessen bei hämatologischen Erkrankungen. „In diesem sehr komplexen Entzündungsgeschehen hat NLRP3 ganz offensichtlich große Bedeutung“, sagt Wolf.

Quelle: Pressemitteilung Medizinische Universität Innsbruck

Schlagworte zu diesem Beitrag

Weitere Beiträge zu diesem Thema

Darstellung eines hämatologischen Testergebnisses mit Fokus auf Multiple Myelom.

Gesteigerte Infektionsneigung nach Immuntherapie beim Multiplen Myelom

Fachartikel

Innovative Immuntherapien haben die Behandlung des Multiplen Myeloms revolutioniert, erhöhen aber das Risiko schwerer Infektionen. Der Beitrag zeigt, wie moderne Therapien wirken und gibt kompakte Empfehlungen zur Infektionsprävention und -behandlung in der klinischen Praxis.

Onkologie

Hämatoonkologie

Multiples Myelom

Beitrag lesen
Darstellung einer molekularen Struktur, die die Wirkweise eines VEGFR-Hemmers symbolisiert.

Fruquintinib bietet Tumorkontrolle und mehr gute Lebenszeit

Pharmaservice

Fruquintinib, ein VEGFR-Hemmer, verlängert das Überleben bei stark vortherapiertem kolorektalem Karzinom. Die FRESCO-2-Studie zeigt 68 % geringeres Sterberisiko und handhabbare Nebenwirkungen.

Onkologie

Gastrointestinale Tumoren

Darmkrebs

Beitrag lesen
Zwei Wissenschaftlerinnen im Labor arbeiten mit einem Mikroskop, um Gewebeproben für die Brustkrebsdiagnostik zu analysieren.

Brustkrebsdiagnostik: Hohe Standards in der Pathologie

News

Die Pathologie sichert die Qualität der Brustkrebsdiagnostik durch Standards wie Ringversuche und Tumorboards. Vorfälle wie in Bremen zeigen die Bedeutung klarer und strukturierter Maßnahmen.

Onkologie

Gynäkologische Tumoren

Mammakarzinom

Beitrag lesen